Die letzten Fichten sind in Gefahr

19.4.2014, 13:00 Uhr
Die letzten Fichten sind in Gefahr

© Joachim Sobczyk

Im Landkreis Fürth gibt es nicht viele Fichtenbestände. Auf den zumeist sandigen Böden der rund 7700 Hektar Wald dominieren Kiefern. Doch es gibt sie noch die Fichten, sie wachsen, so der Langenzenner Förster Raymund Filmer, an Nordhängen bei Laubendorf, Kirchfembach oder Puschendorf. Im Roßtaler Revier schätzt Förster Klaus John den Anteil der Baumart auf unter zehn Prozent.

Die heiße Zeit im Juni, Juli 2013, der trockene Herbst, der milde Winter und das zeitige, warme Frühjahr — die Trockenheit sorgt für optimale Bedingungen für zwei Arten aus der Familie der Borkenkäfer: den Buchdrucker und den Kupferstecher. Massenvermehrung ist ihre Spezialität. Ein einziges Käferweibchen kann bis zu 100000 Eier pro Jahr legen. 200 der Insekten reichen aus, um einen gesunden Baum zu überwältigen. Sind die Bäume jedoch von Trockenheit geschwächt reichen 50 bis 80 Tiere, um ihnen ein Ende zu bereiten.

Um ein explosionsartiges Auftreten der Insekten zu verhindern, hat die Regierung von Mittelfranken eine Anordnung erlassen, die alle Nadelwälder, Mischbestände und Grundstücke mit weniger als 500 Metern Entfernung zum Wald zu Gefährdungsgebieten erklärt. Mit der Folge, dass bis September mindestens alle vier Wochen ein Kontrollgang nötig ist, um möglichen Käferbefall festzustellen.

Zwei Hinweise zeigen an, ob ein Baum angebohrt ist: Bohrmehl am Stamm und abblätternde Rinde im oberen Bereich. Das zu sehen, ist nicht so einfach, denn der Baum kann noch ganz grün wirken und doch sitzen die Schädlingen schon unter der Rinde.

Förster John bleibt daher skeptisch, ob die befallenen Fichten so einfach entdeckt werden können. Sicher ist für ihn nur, dass es bei anhaltender Trockenheit auf jeden Fall zum Ausschwärmen der Insekten kommt: „Die nächsten zwei Wochen sind entscheidend.“

Schnell handeln

Wenn Laien das für den Befall typische nadellose Geäst sehen, ist es meist zu spät. Es muss schon vorher schnell gehandelt werden. Einfach nur die befallenen Bäume zu fällen, genügt nicht, denn die Insekten leben unter der Rinde in ihren verschiedenen Entwicklungsstadien weiter. Die Stämme müssen so schnell wie möglich entrindet werden und alles Material ist in mindestens 500 Metern Entfernung vom Wald zu lagern.

Die 500 Meter spielen beim Kampf gegen Buchdrucker und Kupferstecher eine entscheidende Rolle, denn das ist die maximale Distanz, die ein Jungkäfer im sogenannten Reifeflug überwinden kann. Danach ist er geschlechtsreif. Das Männchen bohrt die nächste Fichte an und wartet in seiner Kammer auf ein Weibchen, das dann in Fraßgängen Tausende von befruchteten Eiern ablegt.

Was passieren kann, wenn die Käfer nicht mehr genügend Fichten finden, um sich weiter fortzupflanzen, war jüngst in Stein zu beobachten. Dort waren nahe des Waldsportparks kaputte Kiefern entdeckt worden. Normalerweise mag der Kupferstecher diese Baumart nicht, denn sie harzt zu stark, womit sich die Pflanze gegen den Schädling wehrt und ihn erstickt. Diese Kiefern jedoch waren schon vorgeschädigt, die Trockenheit und ein Pilz hatten sie angegriffen, sie hatten nur noch wenig Harz und waren damit ideale Opfer für den Kupferstecher. Rund 40 der geschädigten Kiefern mussten sofort entfernt werden.

„Ich will kein Schreckensszenario verbreiten“, sagt Förster John, vorsichtig, „aber bei anhaltender Trockenheit kann es durchaus sein, dass mehr Kiefern befallen werden.“

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