Die Not fordert heraus

22.8.2010, 11:00 Uhr
Die Not fordert heraus

© apn

Der Burgfarrnbacher Dr. Habib Ghamin kennt die Not der Menschen aus eigener Erfahrung. Viele Hilfsaktionen hat der aus Afghanistan stammende Arzt seit 1993 im pakistanischen Grenzgebiet bereits organisiert. Suchten im Bürgerkrieg Afghanen hier Zuflucht, sind es jetzt Pakistani, die der Naturgewalt entfliehen. „Die hygienischen Zustände sind ohnehin schon katastrophal“, weiß Ghamin. Tuberkulose, Malaria und Cholera setzten den Flüchtlingen zu. Durch die Flut habe die Seuchengefahr nun ein noch dramatischeres Ausmaß angenommen.

Was not tut, ist nach den Erkenntnissen des Allgemeinmediziners sauberes Trinkwasser, ausreichend Nahrung und ein Dach über dem Kopf. Wichtiger noch als Bargeld seien deshalb Einsätze von Hilfsorganisationen zum Aufbau einer provisorischen Grundversorgung. Als schlimm empfindet Ghamin die pakistanische Bürokratie. Dass man für Hilfseinsätze erst die Behörden bestechen muss, hat er selbst schon erlebt. Ohne Beziehungen laufe da nichts.

In Haiti sei die Hilfe viel reibungsloser möglich gewesen. Weil der Burgfarrnbacher noch Familienangehörige in der Katastrophenregion hat, will er sich im Herbst auf den Weg machen, aus Sicherheitsgründen aber erst nach den pakistanischen Parlamentswahlen. Denn auch die politische Lage sei brisant.

Die zerstörerische Kraft der Wassermassen in Südostasien hat der Cadolzburger Manfred Losert 2007 kennen- gelernt, als ein Bergrutsch ein Kinderdorf zerstörte. In diesem Kinderdorf unterhält Loserts „Nepalhilfe im kleinen Rahmen“ ein Waisenhaus. „Ein kleiner Bach hatte sich in einen reißenden Strom entwickelt und den ganzen Berghang ins Rutschen gebracht“, erinnert sich Losert.

Der Cadolzburger hat 2007 selbst mitgeholfen, den Berghang mit 18 Tonnen Stahldraht und Unmengen Geröll wieder zu befestigen, das Waisenhaus neu aufzubauen. Über 50000 Euro hat der Hilfseinsatz gekostet. Viel mehr, als an Spenden geflossen sind. Losert: „Wir mussten schnell reagieren und haben die fehlenden Mittel aus den Vereinsrücklagen genommen.“ Die schwache Spendenfreudigkeit erklärt er mit den Worten: „Das ist halt doch ziemlich weit weg.“

Dass es unter Umständen gar nicht so einfach ist, finanzielle Hilfe zu leisten, hat ein Fürther erfahren müssen, der in einem örtlichen Geldinstitut einen Betrag mit Zahlschein überweisen wollte. Weil man ihm dort kein Spendenkonto nennen konnte und überdies noch eine Bearbeitungsgebühr abverlangen wollte, wandte er sich an eine andere Bank. Dort wiederholte sich jedoch das Trauerspiel.

Wie eine Umfrage der Fürther Nachrichten ergab, handelt es sich um Ausnahmen. Die meisten Fürther Geldinstitute verlangen Spendern keine Bearbeitungsgebühr ab. „Bei uns gibt es einen Grundsatzbeschluss, dass Überweisungen mit Zahlschein für gemeinnützige Zwecke gebührenfrei sind“, sagt Sparkassenvorstand Leopold Knorz. Der überwiegende Teil von Spenden werde mit Überweisungen vom Konto abgebucht.

„Es kommt auf das Kontoführungsmodell an, ob für eine Überweisung eine Gebühr fällig wird“, erklärt Detlef Schirm für die Hypovereinsbank in Fürth. In der Regel seien Spenden jedoch gebührenfrei. Und im Hinblick auf die Fluthilfe merkt Schirm an: „Sollte hier bereits eine Gebühr berechnet worden sein, werden wir sie stornieren. Das ist dann immerhin ein kleiner Beitrag, um die Spendenbereitschaft nicht zu behindern.“

Gebührenfrei sind Spenden auch bei der Flessabank in Fürth. Niederlassungsleiter Klaus Hunneshagen hat ebenso wie seine Kollegen von der Sparkasse und Hypovereinsbank allerdings keinen Überblick über die Spendenentwicklung. Die meisten Überweisungen laufen auch hier über Online-Banking.