Die silberne Generation surft im Internet

28.8.2015, 11:30 Uhr
Die silberne Generation surft im Internet

© Foto: Huck

Es war für sie ein Schlüsselerlebnis. Der Eintritt in eine neue Welt. Vor gut 20 Jahren war Monika Schmidt mit ihrem Mann im Regenwald von Venezuela unterwegs. Ein Eingeborener führte sie über Stock und Stein und brachte ihnen die Natur näher. Zum Abschied sagte er, die Gäste aus Deutschland können gerne wiederkommen. „Ihr müsst mir nur ein Fax schicken“, lauteten seine Worte. „Ich war einfach perplex. Mitten im Regenwald so eine moderne Technik, die wir zuhause nicht hatten“, erinnert sich Schmidt.

Die ehemalige Metzgereiverkäuferin ist mittlerweile 69 Jahre alt, das Faxgerät war nur der Anfang. Immer stärker hat sie sich Ende der 90er Jahre für die neue Technik interessiert. Bald stand ein Computer mit Internet in der Fürther Wohnung. „Das habe ich alles selbst eingerichtet“, erzählt Schmidt stolz. Heute gibt sie Gleichaltrigen Tipps, die sich noch vor dem Internet scheuen.

Nach Angaben der ARD-ZDF-Onlinestudie nutzen 45,4 Prozent der über 60-Jährigen gelegentlich das Internet — im Gesamtdurchschnitt sind es fast 80 Prozent der Deutschen. Doch in dieser Altersgruppe gibt es die höchsten Zuwachsraten. Die ältere Generation ist hauptsächlich im Netz unterwegs um E-Mails abzurufen oder Informationen zu suchen.

Keine Zauberei

Monika Schmidt hat dazu Kurse bei der Volkshochschule besucht und zahlreiche Bücher „für Dummies“ gelesen, wo jeder Punkt Schritt für Schritt erklärt wird. „Ich bekomme das alles hin, nur ein bisschen langsamer als die jungen Leute“, sagt Schmidt. Das versucht sie auch ihren Altersgenossen beizubringen. Es stecke hinter alldem keine Zauberei.

Die Rentnerin ist im SeniorenNet Franken aktiv. Der Verein hat sich zur Aufgabe gemacht, Senioren „den Einstieg in die Welt der neuen Medien zu erleichtern“. Alle zwei Wochen treffen sich die Mitglieder in der Volkshochschule, um Interessierten den Computer und das Internet näherzubringen. „Viele haben Angst, etwas falsch zu machen“, sagt Schmidt über die Teilnehmer bei den öffentlichen Treffen. Diese Furcht möchte sie ihnen nehmen.

Fast alles hat geklappt, nur einmal war der Computer nicht mehr zu gebrauchen. „Das war ein größerer Defekt, den Rechner habe ich dann ins Werk zurückgeschickt“, sagt Schmidt. Sie bildet sich laufend fort. Besonders die Bildbearbeitung hat es ihr angetan. An der Wand hängt ein selbst gestalteter Kalender, im Regal stehen Fotobücher von Urlauben oder Ausflügen. „Man hat einfach so viele Möglichkeiten“, meint Schmidt.

Von der Vereinsleiterin ermutigt, drehte Schmidt einen Film über die Vereinsarbeit und schickte ihn der Jury des Goldenen Internetpreises. Die Auszeichnung wird jährlich von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen, den Vereinen „Deutschland sicher im Netz“ und „Wege aus der Einsamkeit“ sowie dem Konzern Google verliehen. Sie zeichnen Projekte aus, die Ältere motivieren, ins Internet zu gehen.

Mit ihrem Filmchen gewann Monika Schmidt 2012 den zweiten Preis und durfte mit ihrer Enkelin nach Berlin fahren. Auch in der Verwandtschaft ändern sich die Kommunikationsgewohnheiten. Während früher Enkelin und Großmutter miteinander telefonierten, schreiben sie sich nun Kurznachrichten mit dem Smartphone.

Im Urlaub darf das Gerät ebenfalls nicht fehlen. So kann sie Routen planen und das Wetter nachsehen. „In den meisten Hotels gibt es sowieso umsonst Internet, da ist das kein Problem“, erzählt Schmidt. Sie findet das Netz bequem und kann sich daraus informieren: „Es erleichtert viele Dinge des Alltags, nicht nur auf Reisen.“

Nicht alles, was möglich ist, nutzt Familie Schmidt im Internet. Online-Banking zum Beispiel. „Ich würde es versuchen, aber mein Mann schwatzt lieber mit den Bankmitarbeitern“, sagt Monika Schmidt. Etwa eine Stunde verbringe sie pro Tag vorm Rechner, ihr Mann arbeite währenddessen im Garten. Doch auch er ist froh, wenn seine Frau die Geräte mit in den Urlaub nimmt: „Da kann er dann immer nachschauen, wie sein Kleeblatt gespielt hat.“

Infos zum Wettbewerb unter www.goldener-internetpreis.de. Das SeniorenNet Franken trifft sich wieder am Montag, 28. September, 14 bis 16 Uhr, im VHS-Haus, Hirschenstraße 27-29.

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