Die Spielvereinigung Greuther Fürth sucht Investoren

3.12.2017, 14:16 Uhr
Die Spielvereinigung Greuther Fürth sucht Investoren

© Foto: Oliver Gold/Zink

Vor zwei Wochen in Bochum haben die mitgereisten Kleeblatt-Fans den VfL-Anhängern ein Transparent entgegengehalten: "Trotz Ausgliederung: VfL-Fans, nehmt euch nicht eure Selbstbestimmung". Die 90 Minuten lang schweigenden Bochumer applaudierten. Der Hintergrund des stillen Protests: Die VfL-Mitgliederversammlung hatte zuvor die Ausgliederung der Fußballabteilung aus dem Verein beschlossen – um sie für Investoren zu öffnen.

Kritiker befürchten zu viel Einflussnahme und den Verlust der Identität des Vereins. In Fürth sind solche Proteste eher nicht zu erwarten. Die Fußballabteilung ist ab den U 14-Junioren schon seit 2003 als GmbH und Co. KGaA ausgegliedert. Die SpVgg war unter den ersten Vereinen in Deutschland, die diesen Schritt gingen.

Die Strukturen sind lange da, ein großes Thema wird ein möglicher Investoreneinstieg aber erst jetzt. "Wir müssen und werden uns damit beschäftigen", betonte Geschäftsführer Holger Schwiewagner auf der Mitgliederversammlung des Vereins. Er war für den mit Kreislaufproblemen verhinderten Präsidenten Helmut Hack als Redner eingesprungen.

In der Kleeblatt-Führung macht man sich Sorgen um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit in der 2. Liga. "Wir müssen darüber schnell nachdenken", forderte Schwiewagner. "Dabei darf es keine Denkverbote geben." Konkrete Gespräche gebe es aktuell aber keine. Wichtig sei die Einhaltung der 50+1-Regel des DFB, die besagt, ein Investor dürfe nur 49 Prozent an Anteilen halten. Hack hatte zuletzt betont, dass die Hoheit immer beim Verein bleiben müsse, der Einfluss des Finanzgebers also begrenzt sei.

Ein Vorreiter ist man in der Branche damit nicht mehr. Auch Drittligisten wie Zwickau oder Preußen Münster hoffen auf Ausgliederung und Investoreneinstieg. Ein Horrorszenario wie bei 1860 München befürchtet man in Fürth nicht. Man sei sowieso kaum attraktiv für ausländische Investoren auf der Suche nach schneller Rendite, glaubt Schwiewagner.

Noch kein Ersatz für Stechert

Dass Hack am liebsten ein regionales Unternehmen als Investor sehen würde, ist kein Geheimnis. Nur: "Es ist kein Wunschkonzert", sagt Schwiewagner. Wie schwierig das regionale Sponsorengeschäft ist, zeigt der Ausfall von Geldgeber Stechert, für den schneller Ersatz nicht in Sicht ist.

Ein Investor soll vor allem frisches Geld bringen – für Spieler, aber möglicherweise auch für den kriselnden Nachwuchsbereich des Kleeblatts, für den Schwiewagner, noch ohne konkret zu werden, ebenfalls Veränderungen ankündigte. Denn auch der internationale Druck, etwa aus England, auf die Vereine ist stark. Die rasant steigenden Ablösesummen und Gehälter treffen auch das Kleeblatt.

Größere Proteste sind in Fürth nicht zu erwarten, auf der Mitgliederversammlung gab es selbst angesichts der tiefen sportlichen Krise kaum kritische Wortmeldungen. Dass die Idee allerdings nicht nur auf Gegenliebe stoßen wird, scheint Schwiewagner zu ahnen. "Tradition auf der einen Seite und Wirtschaftlichkeit dürfen sich nicht ausschließen", forderte er.

Wo sich die SpVgg in der rasanten Kommerzialisierung des Fußballs befindet, lässt sich vor allem am Umsatz ablesen. Der lag bei den deutschen Zweitligisten zuletzt im Schnitt bei 33 Millionen Euro. Fürth kommt auf 25,5. Innerhalb von drei Jahren will man beim Kleeblatt den Umsatz der Fußball-KG deshalb auf 30 Millionen anheben. Möglichkeiten, glaubt Schwiewagner, liegen hier vor allem in der Vermarktung, sprich bei Sponsoren, bei der Vermietung der Logen der neuen Haupttribüne, bei den Zuschauereinnahmen.

Denn vor allem in einem hinkt man hinterher: Alle 18 Zweitliga-Vereine zusammen steigerten den Umsatz 2015/16 um 20,6 Prozent. In Fürth stagniert er dagegen seit dem Erstligajahr weitgehend. Und Stillstand glauben sich viele Vereine im Verdrängungswettbewerb Profifußball um keinen Preis leisten zu können.

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