Die Willy-Brandt-Anlage gilt als Problemfall

29.7.2014, 11:00 Uhr
Die Willy-Brandt-Anlage gilt als Problemfall

© Hans-Joachim Winckler

Wenn es um die Willy-Brandt-Anlage geht, kommt Baureferent Joachim Krauße ins Schwärmen. Von der „städtebaulich einmaligen Situation“ spricht er: die historische Eisenbahntrasse, unbebaut und grün, gesäumt von hohen Bäumen und denkmalgeschützten Fassaden. An sich ein Schmuckstück. Doch als solches präsentiert sich der Bereich zwischen künftigem Hornschuch-Center, ehemals Marktkauf, und Jakobinenstraße nicht gerade.

Alles in allem befinde sich das Areal in einem „unwürdigen Zustand“, räumt Krauße ein. Tatsächlich lässt das Erscheinungsbild zu wünschen übrig: Rad- und Fußwege fransen aus, Trampelpfade durchziehen Wiesen mit kahlen Stellen, links und rechts herrscht Autogedrängel.

Nach dem Schnabuliermarkt-Konzept für die Adenaueranlage, das der Unternehmer Jochen Schreier (ABF, früher EuromedClinic) entwickelt hat, käme die nah gelegene, „wenig attraktive Brachfläche“ zumindest im Bereich zwischen Kirchen-/Gabelsberger- und Luisenstraße als Pkw-Parkstreifen für potenzielle Marktbesucher infrage. Der jetzige Bestand sei „ungepflegt“ und „nutzlos“, heißt es darin. Die Parkplatzlösung hingegen erscheine „ideal“ zur Erschließung von Hornschuch-Center, Neuer Mitte und Schnabuliermarkt. Eine Vorstellung, die die Gegner der Schreier-Vision alarmiert.

Wie berichtet, klagt das neue „Bündnis für Innenstadtgrün“, hinter dem der Bund Naturschutz, das Sozialforum, der Seniorenrat, der Verein „Wir sind Fürth“ und diverse Einzelpersonen stehen, hier würden die falschen Schlüsse gezogen. Man müsse das städtische Grün schützen, indem man es aufwertet. Das Bündnis hält die Stadt aber, die den Kirchweih-Schaustellern jedes Jahr einen Teil des Geländes als Stellplatz überlässt, für mitschuldig am Verfall. Das Grünflächenamt, zürnten jüngst Bündnis-Vertreter, habe vor der „mächtigen Schausteller-Lobby im Stadtrat“ kapituliert.

„Schütterer Graswuchs“

Auf eine Anfrage der Stadtratsgruppe Die Linke hat die Behörde nun eine Zustandsbeschreibung der WillyBrandt-Anlage geliefert. Darin ist die Rede von „Problemen mit zunehmender Bodenverdichtung“. Das zeige sich am „schütteren Graswuchs“ sowie am „spärlichen Wachstum“ und einer „verstärkten Totholzbildung“ der Bäume. Das Grünflächenamt empfiehlt, „die durchwurzelbaren Bereiche zu den Straßen hin zu erweitern und ein Befahren der Anlage zu unterbinden“. Eine automatische Beregnungsanlage wäre ratsam, heißt es weiter, eine intensivere Pflege, eine „Bündelung des Fußgängerverkehrs“.

Baureferent Krauße weiß um diese Notwendigkeiten und er versichert, in den Schubladen des Technischen Rathauses lägen längst Entwürfe zur Neugestaltung der einstigen Ludwigsbahntrasse. Doch die Materie sei „nicht ganz unkompliziert“, viele Fragen wären zu klären. Und finanziell wäre das eine „große Nummer“. Einen „siebenstelligen Betrag“ müsste die Stadt da ganz sicher bereitstellen.

Doch die ist knapp bei Kasse. Bürgermeister Markus Braun signalisiert folglich Sympathie für eine Aufwertung der Willy-Brandt-Anlage, schränkt allerdings umgehend ein: „Aber das Geld . . .“ Aktuell macht er nur ein Zugeständnis: Die Stadt werde prüfen, ob die Schausteller während der Kirchweih mit ihren Wagen vielleicht auf ein leeres Gelände in der benachbarten Gebhardtstraße ausweichen könnten.

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