Die Zirndorfer Feuerwehr hat jetzt eine Hundestaffel

3.2.2017, 11:00 Uhr
Die Zirndorfer Feuerwehr hat jetzt eine Hundestaffel

© Foto: Giulia Iannicelli

Anfang Januar hatten die drei bereits fertig ausgebildeten Rettungshunde-Teams ihr Debüt: Ein Anwohner hatte die Polizei alarmiert, weil er glaubte, am Hainberg Hilferufe gehört zu haben. Der Versuch, die vermeintlich hilflose Person mit dem Hubschrauber und von der Drehleiter aus mit einer Wärmebildkamera zu orten, blieb erfolglos. Weshalb die Hunde-Einheit der FFW Zirndorf hinzugezogen wurde.

Ein Team, das ist der Hund und sein Mensch. Bis sie für den Echt-Einsatz fit sind, liegt in der Regel eine zweijährige Ausbildung hinter ihnen. Sie erfordert viel Zeit und Engagement des Hundeführers. Und viel Liebe für das Tier. Um Rettungshund zu werden, muss ein Hund zuverlässigen Gehorsam mitbringen, das setzt eine enge Bindung zu seinem Menschen voraus. Und kontinuierliches Training. "Bei uns ist alles Motivationsarbeit", sagen die Zirndorfer Hundeführer. Ihr Training läuft ausschließlich über positive Bestätigung.

Zwei Mal in der Woche treffen sich die aktuell neun Teams unter der Regie von Ute Mandl, die im Mai 2015 begann, mit drei Mitstreitern die Hundestaffel der Bibertstadtwehr aufzubauen. Mittwochabends steht im Hof der Feuerwache Gehorsam auf dem Unterrichtsplan. Jedes Wochenende, wechselweise Samstag oder Sonntag, treffen sich Hunde und Herrchen, von denen die Mehrzahl Frauen sind, im freien Gelände. "Und dazwischen geh‘n wir schon auch mal gemeinsam Gassi", sagt Mandl.

Die typische Suchhund-Rasse gibt es ihr zufolge nicht. In ihrer Staffel geht es querbeet: Vom Australian Shepherd Major über den Berner Sennenhund Tristan, den Golden Retriever Sunny, die Labradore Dschingis und Ben, den Malinois-Mix Luna über den Parson Russell Terrier Poro bis zum Weimeraner-Mix Jaro.

Isomatte und Babypuder

Ihr Hauptfach, die Flächensuche, trainieren sie am Nürnberger Hafen, auf dem Gelände der Zollhundeschule Neuendettelsau oder, wie heute, im Stadtwald zwischen Alte Veste und Kanal. Wild, das sie aufstöbern und vertreiben würden, gibt es hier kaum. Das ist längst vor den vielen Fußgängern und Freizeitsportlern geflüchtet, weshalb ihnen der Jagdpächter erlaubt, die Hunde in dem Revier beim Training frei laufen zu lassen.

Morgens gegen neun Uhr, bei klirrender Kälte, das Thermometer zeigt minus zwölf Grad, geht es los. Das Equipment ist umfangreich, deshalb haben die Feuerwehrler auch eine Ausnahmegenehmigung zum Befahren des Waldes. In dicke Jacken, Mützen und fingerfreie Handschuhe gepackt, klauben sie aus den Autos unter anderem Isomatten, Decken, Funkgeräte, Thermoskannen und Babypuder. Wer das Opfer mimt und womöglich 20, 30 Minuten am gefrorenen Boden oder hinter der Wurzel eines umgestürzten Baums verborgen liegt, braucht gute Unterfütterung.

Die Zirndorfer Feuerwehr hat jetzt eine Hundestaffel

© Giulia Iannicelli

Ein Hund nach dem anderen darf auf die Suche, und sie fiebern ihrem Einsatz entgegen. Die Flächensuche spricht den Jagd- und Beutetrieb an, das ist eine absolut artgerechte Beschäftigung. "Wenn ich morgens die Tasche pack‘, weiß Dschingis schon Bescheid", berichtet Mandl.

Aus dem Auto geholt, bekommt ihr fünfjähriger Labrador erst einmal die Kenndecke, ein trapezförmiges Geschirr in Signalfarbe und mit Glöckchen und Leuchte für den Einsatz im Dunkeln, umgelegt, dann ist klar, um was es geht. Der fast hüpfende, leicht o-beinige Gang, mit dem sich Dschingis an der Seite von Frauchen aufmacht, spricht Bände: Als würde der Rüde frohlocken, "juhu, ich darf ran".

Am Ende lockt das Lieblingsspielzeug oder das Lieblings-Leckerli, je nach Vorliebe des Vierbeiners. Die Hunde der Zirndorfer Wehr sind eher Spieler-Typen, Ball-Junkies, wie Mandl sie nennt, oder Beißwurst-Fans. Damit wird der Hund direkt vor dem Einsatz auch motiviert, indem sich einer aus der Truppe auf Sicht von dem Hund entfernt und versteckt. Auf Kommando darf der Hund zu dem Versteckten. Dieses Ritual signalisiert dem Hund, jetzt geht‘s um die Wurst respektive ins Gelände.

Nun kommt auch das Babypuder zum Einsatz. Das Mensch-Hund-Team hat immer einen Begleiter, der mit dem Hundeführer beobachtet, ob der vierbeinige Kollege auch wirklich jeden Bereich des vorgegebenen Geländeabschnitts abgesucht hat. Mit dem weißen Puder testet der Begleiter, wie der Wind weht. Die Hunde werden gegen die Witterung losgeschickt, so dass sie in die Gerüche laufen. Mit dem Wind zu spuren, wäre zu anstrengend.

Hunde wollen beschäftigt und gefordert sein, allerdings auch nicht überfordert. Schnüffeln ist Schwerstarbeit, im Echt-Einsatz wird ein Hund spätestens nach einer Stunde abgelöst. Wird er fündig, „zeigt er an“, stellt oder legt sich wie Tristan brav und schwanzwedelnd neben dem Opfer ab und gibt Laut, bis Frauchen kommt. Andere Hunde kehren zurück, geben ihrem Führer gewissermaßen Bescheid und dirigieren ihn zu dem Gefundenen. Dann ist der Jackpot geknackt, das Lieblingsspielzeug winkt.

Kurz vor der Sollstärke

Dschingis, Tristan und Ben haben die Ausbildung hinter sich, zwei weitere Hunde sind für die Prüfung im Frühjahr angemeldet, dann ist die Sollstärke von mindestens vier Teams in einer Staffel erreicht, der Aufnahme in den Alarmplan der Integrierten Leitstelle steht dann nichts mehr im Weg. Zum Hainberg wurden die drei Rettungshunde direkt von den Wehren gerufen. Aufspüren konnten sie dort niemanden. Genauso wenig wie die Suchkette der Feuerwehrleute, die nach dem Einsatz der Hunde erneut über das zwei Quadratkilometer große Einsatzgebiet streifte. Es war wohl ein Fehlalarm. Im Ernstfall ist es eine enorme Verantwortung, die Hund und Mensch tragen.

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