Distelf(l)ink: Foto-Preis für jungen Zirndorfer

15.2.2019, 12:20 Uhr
Distelf(l)ink: Foto-Preis für jungen Zirndorfer

© Foto: Petra Fiedler

An diesem Spätsommertag ist alles ganz schnell gegangen. Seit Tagen hatten die Sanders beobachtet, dass sich Distelfinken, auch Stieglitze genannt, an den Kernen der Sonnenblumen im Hausgärtchen gütlich tun. Eigentlich sind die Jungen bereits flügge und bedienen sich selbstständig an den Blütenkörben. Weil es gar so lebhaft zugeht, holt Kean seine Nikon Coolpix, eine Kamera zwischen Kompaktklasse und Spiegelreflex, mit einem 2000-Millimeter-Zoom. "Ich kann da das Motiv gut ranholen", beschreibt Kean die Eigenschaft des Apparats.

Er beobachtet die Distelfinken, dreht am Objektiv, wartet und drückt ab. Just im richtigen Moment. Ein Jungvogel bettelt nochmals, wohl aus alter Gewohnheit, das Elternpaar herbei und lässt sich bedienen. Es entsteht eine Momentaufnahme der Vogelfamilie voller Dynamik und Intimität.

Distelf(l)ink hat Kean seine Aufnahme benannt. In Anspielung an die Lebendigkeit dieses Augenblicks. Dabei ist die Naturfotografie vor der Haustüre nicht Keans Schwerpunkt. Sein Radius reicht weiter. Er ist jede freie Minute mit der Familie draußen unterwegs. Die Sanders fahren gerne dahin, wo es noch Natur zu beobachten gibt. In die Naturparks der Mittelgebirge, auf die Vogelinsel bei Gunzenhausen oder zum Hainberg. Mit Fotoapparaten sind sie dabei immer ausgerüstet. Der Name Sanders ist, was den Wettbewerb "Natur im Fokus" angeht, bei den Juroren kein unbekannter. Keans älterer Bruder Finn hat mit einer spektakulären Aufnahme eines Neuntöters 2016 den Wettbewerb für sich entschieden. Beide Brüder haben darüber hinaus für ihre Fotos schon lobende Erwähnungen bei der Preisverleihung und Platzierungen eingefahren.

Im Wettbewerbsjahr 2017 war es eine Landschaft, die Kean einen dritten Platz bescherte. Eine Herbststimmung, eingefangen am Lusen im Bayerischen Wald, ein Spiel voller Farben und mit der perfekten Raumtiefe. 2016 gelang es ihm, einen Silberreiher bei der Jagd mit dem Objektiv einzufangen. Der elegante Vogel bäumt sich über die Wasseroberfläche, als wollte er sein Spiegelbild bewundern. Dabei ist es ein Augenblick der Vergänglichkeit: Im Schnabel verschwindet gerade ein kleiner Barsch.

Kean erzählt gerne von seinen Exkursionen. Mit Eltern und Bruder streift er durch Naturräume. Wer dem schmalen und ruhigen 14-Jährigen gegenüber sitzt, begegnet einem äußerst wachsamen Blick. Man kann sich gut vorstellen, wie Kean Situationen, Szenerien erfasst und bewertet und dann die Kamera vor die Augen hebt oder das Motiv wieder verwirft.

"Nein, ich fotografiere nicht für den Wettbewerb", betont der Gymnasiast. Wenn im Frühjahr der Wettbewerbstitel bekanntgegeben wird, dann beginne er zu suchen und auszuwählen. Er und sein Bruder haben dann gut zu tun. "So um die 1,2 Terabyite Aufnahmen lagern auf Festplatten", verrät der junge Fotograf.

Distelf(l)ink hat zum Thema "Von Alpensalamander bis Zaunrübe – Bayerns biologische Vielfalt" gepasst. Lohn der guten Aufnahme ist für Kean ein Wochenende mit einem renommierten Naturfotografen. "Das wird richtig spannend", freut er sich.

Nur ganz vorsichtig deutet er an, welche Aufregung bei der Preisverleihung geherrscht hat. Es wird nach Ausschlussverfahren platziert. Zuerst kommt der Drittplatzierte auf die Bühne. "Dann weiß man immer noch nicht, ob man Erster geworden ist oder den Sonderpreis bekommt." Die Spannung sei dann schon recht groß, lässt er anklingen.

Doch nicht nur mit der Kamera ist Kean einer, dem die Natur und ihre Bewohner am Herzen liegen. Den Hainberg will er sich in einer, das gesamte Schuljahr umfassenden, Projektarbeit zum Thema Heimat erschließen. Ein Teenager, der den Heimatbegriff als natürlichen Lebensraum und Habitat interpretiert, ist nur allzu selbstverständlich in einer Familie, in der Begriffe wie ökologischer Fußabdruck und Biodiversität thematisiert werden.

Die Ausstellung mit den Fotoarbeiten aller Preisträger von "Natur im Fokus" ist noch bis 11. März im Museum Mensch und Natur, Schloss Nymphenburg in München, zu sehen.

Keine Kommentare