Drei Gemeinden beteiligen sich am Modellprojekt Flächenmanagement

12.1.2017, 06:00 Uhr
Drei Gemeinden beteiligen sich am Modellprojekt Flächenmanagement

© Foto: Balandat

Masterstudenten der FAU haben in den vergangenen Wochen die Leerstände in Roßtals Altort und in den Gemeindeteilen kartiert. Über 50 Gebäude haben die 13 Studenten fotografiert und weitere Informationen in eine Datenbank eingepflegt. Diese Daten müssen noch mit der Gemeinde abgeglichen werden, um zu klären, bei welchen Immobilien es sich um genuinen Leerstand handelt, und welche nur übergangsweise leer stehen. Projektleiter Dr. Tobias Chilla, Inhaber der Professur für Regionalentwicklung in Erlangen, schätzt, dass mindestens 30 Gebäude tatsächlich ungenutzt sind.

Die Marktgemeinde verfügt über zwei S-Bahn-Stationen, in wenigen Minuten kommt man aus der Landidylle in die Großstadt Nürnberg. Für Bürgermeister Johannes Völkl ist auch deshalb klar: „Roßtal ist attraktiv.“ Bei einem Spaziergang rund um die Pfarrkirche St. Laurentius zeigt Völkl jedoch mehrere Häuser, die komplett leer stehen. Beispielsweise das „Zweite Pfarrhaus“ in der Rathausgasse, das aufgrund einer PCB-Belastung nicht genutzt werden darf. Aber auch einige Mehrfamilienhäuser werden teilweise nur von einer Person bewohnt. Völkl vermutet, dass viele der Hausbesitzer nicht vermieten, weil sie die Beschwernisse einer Vermietung nicht in Kauf nehmen wollen.

Laut Professor Chilla können auch Investitionsengpässe und Erbstreitigkeiten Gründe für einen Leerstand sein. In einem nächsten Schritt sollen die Immobilienbesitzer angeschrieben werden, um herauszufinden, warum die Gebäude leer stehen und ob Beratungsbedarf besteht. Bürgermeister Völkl sieht in dem Projekt, das im April 2017 abgeschlossen wird, eine große Chance für die zukünftige Entwicklung Roßtals und erhofft sich von den Ergebnissen eine detaillierte Informations- und Handlungsgrundlage, die als Basis zur Revitalisierung der Leerstände dienen kann.

Eine Modellkommune

Die Erfassung und Bewertung der Roßtaler Leerstände ist Teil eines Modellprojektes zum Flächenmanagement im Landkreis Fürth, das vom Regionalmanagement des Landkreises initiiert wurde. Neben Roßtal sind Ammerndorf und Oberasbach als sogenannte Modellkommunen an dem Projekt beteiligt.

Während in Roßtal Leerstände im Vordergrund stehen, soll in Ammerndorf Nachverdichtungspotenzial identifiziert werden, um trotz knapper werdender Flächen attraktiven Wohnraum anbieten zu können. In Oberasbach werden Gewerbeflächen im Stadtgebiet erfasst.

„Die Attraktivität des Landkreises Fürth liegt auch in den Grün- und Naherholungsflächen begründet. Deshalb ist es wichtig, dass wir mit den freien Flächen sorgfältig und verantwortungsbewusst umgehen und Leerstände einer sinnvollen Nutzung zuführen“, betont Landrat Matthias Dießl im Landkreis-Magazin.

„Als flächenmäßig kleinster Landkreis Bayerns ist Flächenmanagement für uns ein großes Thema", erklärt Regionalmanagerin Joanna Bacik. Das beispielhafte Bearbeiten der Frage, wie man Flächen am besten nutzt, soll Kommunen, die sich möglicherweise überfordert fühlen, als Vorbild und Hilfestellung dienen. Laut Bacik verfügen viele Gemeinden nicht über die nötigen Mitarbeiter für eine umfassende Beschäftigung mit dem Thema Flächenmanagement.

Die Kartierungsarbeit übernehmen nun die Studenten. Diese ist auch der Praxisteil einer zweisemestrigen Lehrveranstaltung im Rahmen des Masterstudiengangs Kulturgeografie mit der Vertiefungsrichtung Regionalentwicklung. Flächenmanagement ist laut Prof. Chilla deutschlandweit Thema — auch weil sich aufgrund der positiven wirtschaftlichen Entwicklung die Situation auf dem Markt bislang nicht wirklich entspannt habe.

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