Drogenhandel: Fahnder aus 20 Ländern treffen sich in Fürth

27.4.2017, 19:56 Uhr

Das Dorf heißt Lazarat. Es liegt in Albanien, nur ein paar Kilometer von der griechischen Grenze entfernt. 2014 gab es hier einen Showdown zwischen der albanischen Polizei und Dorfbewohnern. Die wollten um jeden Preis ihre wichtigste Einnahmequelle, Marihuana, verteidigen. Denn einige Familien verdienten jeweils eine Million Dollar mit dem Anbau und dem Verkauf der Droge, der Vertrieb ging über die Balkanroute. "Das war keine gewöhnliche Razzia in dem Dorf, so wie wir das aus Deutschland kennen. Das war Krieg!", sagt Jörg Beyser, Leiter der Drogenfahndung im bayerischen Landeskriminalamt.

Die kriminellen Banden feuerten aus allen Rohren. Sie schossen mit Maschinengewehren, Panzerfäusten und Granaten auf die 900 Polizisten. Am Ende verloren sie den Kampf, die Drogenfelder wurden zerstört. Doch es gibt erste Signale, dass dort Marihuana wieder gepflanzt und verkauft wird. "Wir rechnen beim Kongress ausschließlich in Tonnen", sagt der Kriminaldirektor. Pro Jahr gelangen über die Balkanroute etwa 375 Tonnen Heroin aus Afghanistan nach Europa. "Das Rauschgift hat einen geschätzten Wert von 20 Milliarden Dollar."

Internationales Interesse

Abgesehen davon, dass Terroristen bereits in Afghanistan durch den dortigen Anbau von Mohn, das für die Herstellung von Heroin nötig ist, Einnahmen haben, schöpften Attentäter auch in Europa durch den Handel mit Rauschgift Geld ab, das sie für ihre grausamen Pläne verwendeten: Anis Amri, der in Berlin auf einem Weihnachtsmarkt einen Lkw in eine Menschenmenge steuerte, dealte vorher mit Drogen. Auch die Attentäter von Paris und der von Nizza handelten mit Rauschgift. "Das war eine ihrer Einnahmequellen", sagt Jörg Beyser. Der Chef-Fahnder appelliert eindringlich an die Vernunft, diese Zusammenhänge ernst zu nehmen.

Dass das Thema auch international auf Interesse stößt, zeigt die wachsende Teilnehmerzahl beim jährlich stattfindenden Kongress, den es bereits seit 45 Jahren gibt. 2011 waren es noch 30 aus acht Ländern. Die Zahl stieg dann auf 50, dann 75 und schließlich auf die heutigen 86 Teilnehmer. Mit dabei sind nicht nur Polizeibeamte. Auch der Zoll und 13 Staatsanwälte stehen auf der Gästeliste. Beyser erinnert in diesem Zusammenhang gerne an den Spielfilm "French Connection".

Die Handlung basiert auf einer wahren Begebenheit, als Anfang der 70er Jahre das französische Marseille ein großer Umschlagplatz für Heroin war. Mit Hilfe der USA flog die Drogenküche in der Küstenstadt auf. Dieser Coup der Ermittler war die Geburtsstunde dieses dreitägigen Kongresses.

Keine Kommentare