Du noch wollen Vorspeise?

23.2.2018, 19:30 Uhr
Du noch wollen Vorspeise?

© Foto: Sebastian Worch

"Chouchou" heißt auf Deutsch "Herzchen". Aber so, wie Nathalie (unbeirrt fröhlich und verliebt: Silvia Steger) und Jean-Luc (ihr völlig ergeben: Georg Schmiechen) sich herzen und küssen, würden sie sich am liebsten ständig "Turteltäubchen", "Liebling" oder "Schnuckiputz" rufen. Jedenfalls können sie kaum voneinander lassen, obwohl gerade Jean-Lucs alter Studienfreund Christophe (schön verklemmt: Benjamin Jorns) und seine aktuelle Flamme Patricia (störrisch und raffiniert: Anna Schindlbeck) zu Besuch kommen.

Bei Patricia und Christophe steht statt viel "Chouchou" gerade Beziehungskrise an, weshalb Patricia sich dem freundlichen Smalltalk verweigert und stumm bleibt. Die verliebten Gastgeber kommen daher auf die Idee, Patricia müsse Ausländerin sein, die kein Französisch versteht. Die missgelaunte Patricia steigt auf diese Verwechslung ein und erklärt sich radebrechend zum Flüchtling aus Chouwenien, einem ehemaligen Teil Jugoslawiens.

Dazu erfindet sie eine Fantasiesprache, erzählt vom Leiden ihres geplagten Volkes. Die Gastgeber ergreift Mitgefühl. Sie verfallen in radebrechende Muttersprache, die es der Fremden leichter machen soll: "Du noch wollen Vorspeise?" Sie finden schließlich in der vermeintlich armen Geflüchteten eine willkommene Abnehmerin für kaputte Kaffeemaschinen, alte Klamotten, abgelaufene Tabletten und hässliche Wandbilder. Als aber Gastgeber Jean-Luc auch noch eine Schneekugel weggibt, kippt die Verliebtheit mit seiner "Chouchou". Denn "Venedig im Schnee" war für Nathalie ein sehr persönliches Geschenk von Jean-Luc. Dass er das vergessen hat, lässt endlich bei ihr all das hervorbrechen, was sie ihm schon lange sagen wollte.

Diese Gesellschaftssatire um großbürgerliches Gutmenschentum, gemischt mit Dünkel und Desinteresse, hätte Susanne Pfeiffer noch einen Tick böser und flotter inszenieren können. Aber die Darstellung von oberflächlicher Freundlichkeit, die sich mit unverhüllter Selbstbezogenheit paart, gelingt den Maßbachern trotzdem bestens. Ist ja ganz egal, wo dieses seltsame Chouwenien liegt, Hauptsache, das Elend dort verdirbt uns zuhause nicht den Appetit. Und: Helfen täten wir schon gerne, aber nicht zum Preis einer geliebten Schneekugel.

Zum letzten Mal am Samstag, 19.30 Uhr. Karten im FN-Ticket-Point (Schwabacher Straße 106, Tel. 2 16 27 77) und an der Abendkasse.

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