Egersdorf Nord: Widerspruch gegen Seniorenheim

6.6.2013, 19:00 Uhr
Egersdorf Nord: Widerspruch gegen Seniorenheim

© Leberzammer

„Dass hier irgendwann vor unserer Nase gebaut werden würde, war uns natürlich klar“, macht Rainer Kleylein deutlich, der seit 2010 mit seiner Familie im Pfalzhausweg wohnt. Allerdings erwarten er und seine Nachbarn, dass für die angrenzenden Grundstücke derselbe Bebauungsplan zur Geltung kommt wie bei ihnen.

„Darauf haben wir uns verlassen, als wir hier gebaut haben“, betont Kleylein. Er steht mit seinen Nachbarn Florian Pusch und Thomas Deissinger auf der Terrasse seines Hauses. Vor den dreien erstrecken sich nach Süden drei größere, noch unbebaute Grundstücke. Die Nachmittagssonne bescheint die Szenerie. Ob sie dies im gleichen Umfang auch nach dem Bau des Heims und der Appartements für betreutes Wohnen noch kann, daran hegen sie große Zweifel.

Der geltende Bebauungsplan soll nämlich modifiziert werden. „Die wichtigste Veränderung betrifft die Geschosszahl“, so Marktbaumeister Herbert Bloß, der die Überlegungen bestätigt. Im Vergleich zum aktuellen Plan soll die maximale Zahl der Stockwerke um jeweils eines erhöht werden. Dies würde bedeuten, dass im nördlichsten der drei Grundstücke Gebäude mit drei Vollgeschossen, im mittleren drei und ein Dachgeschoss und im südlichen – dort soll das Seniorenheim errichtet werden – vier Geschosse zulässig sind.

„Vor uns stünde dann ein zwölf Meter hohes Gebäude“, rechnet Florian Pusch vor und befürchtet: „Im Winter wird man die zusätzliche Beschattung deutlich spüren.“ Ihre Position haben nun gut 30 Anwohner schriftlich der Gemeindespitze dargelegt. Zuvor hatte bereits ein Treffen mit Cadolzburgs Bürgermeister Bernd Obst und Marktbaumeister Bloß im Rathaus stattgefunden.

Umstrittene Gebäudehöhe

Die Bedenken wegen der zusätzlichen Beschattung versuchte Bloß dabei anhand von Sonneneinfallsberechnungen und Skizzen zu zerstreuen. „Es geht um sechs bis acht Wochen im Winter mit einem Sonneneinfallswinkel von 16,5 Grad“, erklärt er. Die Gebäudehöhe wirke sich nach dieser Rechnung nicht nachteilig auf die Nachbarhäuser aus, „denn dafür gibt es ja Abstandsregelungen“.

Aktuell sei ohnehin noch der alte Bebauungsplan gültig. Bloß macht aber auch eines klar: „Es gibt keine Garantie auf Nichtveränderung des Bebauungsplans.“ Für die drei Grundstücke habe die Marktgemeinde von Anfang an etwas anderes als Einfamilienhäuser im Auge gehabt, weswegen der Grund auch nicht parzelliert worden sei. Aufgrund des Bedarfs möchte man nun Wohnraum für Senioren schaffen. „Um dies zu ermöglichen, waren wir bereit, den Bebauungsplan zu ändern“, so Bloß. „Ich bin der Meinung, das ist ein guter Standort für ein Heim“, erklärt Bürgermeister Bernd Obst, „denn Senioren dürfen nicht an den Rand gedrängt werden.“ Er hebt dabei die Nähe zur Natur und die günstige Anbindung mit der Bahnstation Egersdorf hervor.

Gegen Senioren oder ein Heim in der Nachbarschaft hätten sie grundsätzlich keine Einwände, betonen die drei Familienväter Kleylein, Pusch und Deissinger. Eine Anlage für betreutes Wohnen und ein Pflegeheim könne auch unter den bisherigen Planvorgaben gebaut werden. Jedoch glauben sie nicht, dass die bestehende Straßeninfrastruktur den zusätzlichen Verkehr eines Objekts dieser Größenordnung – die Rede sei von 100 Appartements und 80 Pflegeplätzen im Heim – aufnehmen könne. Von weiteren Parkplätzen ist nämlich nicht die Rede.

„Insgesamt mangelhaft“ beurteilt Thomas Deissinger aber vor allem die Informationspolitik der Marktgemeinde: „Wir suchen keine Konfrontation, sondern möchten informiert und bei den Plänen einbezogen werden.“ Für die Anwohner heißt dies in erster Linie: Festhalten am bestehenden Bebauungsplan. In den nächsten Sitzungen des Bauausschusses (10. Juni) und des Gemeinderates (17. Juni) werden sich die Gemeinderäte mit dem Thema befassen.

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