Ein Appell an das Fürther Wir-Gefühl

30.1.2012, 20:56 Uhr
Ein Appell an das Fürther Wir-Gefühl

© Hans-Joachim Winckler

Die Gespräche bei der traditionell erst Ende Januar stattfindenden Veranstaltung drehten sich auffällig oft um ein Thema: die Situation in der Innenstadt. Wann kommt der neue Einkaufsschwerpunkt, gibt es doch noch die Chance für ein Fürther Kino — und vor allem: Klappt es mit der Modernisierung des City-Centers? Er werde von den Gästen des Empfangs praktisch auf nichts anderes angesprochen, stöhnte Fürths Wirtschaftsreferent Horst Müller.

Zuvor hatte sich der OB in seiner Rede etlichen positiven Aspekten der Stadtentwicklung im vergangenen Jahr gewidmet: der niedrigsten Arbeitslosenquote seit 30 Jahren etwa, der rasanten Einwohnerentwicklung, dem Zuzug etlicher neuer Unternehmen, dem Ausbau der wissenschaftlichen Einrichtungen, der finanziellen Entspannung nach schweren Jahren für die Stadtkasse, der großen Spendenbereitschaft von Firmen, dem außergewöhnlichen ehrenamtlichen Engagement — und nicht zuletzt den jüngsten Erfolgen der Spielvereinigung.

Doch auch Jung kam am Reizthema Innenstadt nicht vorbei. Man stehe derzeit „vor entscheidenden Weichenstellungen und einer außerordentlich schwierigen Zeit“, denn der Bau des Einkaufsschwerpunkts und der modernisierungsbedingte Leerstand des City-Centers werden gewaltige Lücken in die Einkaufslandschaft reißen. Zudem, so Jung, sei mit Baustellen, Lärm und anderen Unannehmlichkeiten zu rechnen, doch die Eingriffe hält er für „unvermeidlich, wenn wir dauerhaft Fortschritte erzielen wollen“.

Dabei könnten Dämpfer „nicht ausgeschlossen werden“: So seien die jüngsten Turbulenzen in Sachen City-Center mit Zweifeln an der Finanzierung des geplanten Umbaus (wir haben berichtet) „nicht hilfreich und lassen weitere Rückschläge befürchten“, wie Jung meint. Immerhin halte er es für positiv, dass das Center „jetzt mal geleert ist“, denn damit sei der Weg für Neues frei.

„Hoffen und mahnen“

Auch im Hinblick auf das ehemalige Marktkauf-Gebäude machte der Rathauschef aus seinem Unmut keinen Hehl: Für den seit Herbst 2010 verwaisten Komplex an der Gabelsbergerstraße „stehen Mieter bereit, der Eigentümer muss handeln, aber er tut es nicht“, so Jung. Demnächst jedoch, das deutete Wirtschaftsreferent Müller im Gespräch mit den FN an, könnte neue Bewegung in die Verhandlungen um das Objekt kommen.



Wie Jung betonte, hat die Stadt sowohl im Fall City-Center als auch im Fall Marktkauf sehr begrenzte Einflussmöglichkeiten, denn die beiden Problemimmobilien sind in privater Hand. „Wir können hoffen und mahnen, aber wir können wenig tun.“

Umso dankbarer sei man für die Fortschritte bei der Planung des Einkaufsschwerpunktes an der Rudolf-Breitscheid-Straße. Mit dem von der Kommune gewählten Bauherren MIB habe man einen engagierten Partner. Jung gab sich zuversichtlich, dass die herbeigesehnte Umstrukturierung der Innenstadt gelingen wird, „wenn wir hier in Fürth zusammenstehen“.

Diesen Schulterschluss beschwor der OB auch in anderer Hinsicht: Er wünsche sich angesichts immer dreister werdender „Naziverbrecher“ Solidarität und Mitgefühl. Es sei „nicht hinnehmbar und darf keinen Demokraten kaltlassen, dass in unserer Stadt Menschen nur aufgrund ihrer antifaschistischen Gesinnung Opfer von Anschlägen werden“, so Jung. Sein Appell: „Wir müssen deutlich machen, dass Fürth eine Stadt ist, in der solches Gedankengut nicht den Hauch einer Chance hat.“

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