Ein Brief sagt mehr als tausend Worte

2.10.2014, 09:00 Uhr

Schon wieder sollen wir zu neuen Briefmarken greifen. Zum zweiten Mal in diesem Jahr will die Post das Porto für den Standardbrief erhöhen. Das ist nur mit dem aktuellen Trend erklärbar, wonach alle Deutschen ihre Smartphones zertreten und wieder herzzerreißende Briefe schreiben. Ergo: Sack wird schwerer, Briefträger japst wie Fiffi unterm Bulldozer, erreicht den Briefkasten mit Müh’ und Not – das macht dann halt 62 Cent.

Wirklich ärgerlich ist diese verschämte Preisanpassungspolitik hier und da. In Trippelschrittchen zur Zehn-Euro-Wiesnmaß. In Jahresschritten zur schweineteuren Bahnfahrkarte. Schritt für Schritt zur Briefmarke im Gegenwert eines Einfamilienhauses. Viel löblicher wäre, man würde einmal richtig reindonnern und dann sagen „So, das wird jetzt enorm teuer, aber dafür lassen wir in den nächsten fünf Jahren nichts mehr von uns hören.“ Von jetzt auf gleich und dann fünf Jahre Ruhe: eine Wiesnmaß für 13 Euro, eine Standardbriefmarke für 99 Cent, ein Nahverkehrsticket für 99 Euro (nicht vor 9 Uhr), ein Schröder-Interview für den Enddarm von Putin und ein Fürther Kärwa-Baum, der einfach stehenbleibt bis 2019. Im Angesicht jener bildschönen Randfichte, um die uns die Welt gerade beneidet, sollte man überlegen, ob das ganze jährliche Abbau-Gedöns Sinn macht. Unser Brief ans Rathaus ist bereits unterwegs.

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