Ein Tante-Emma-Laden gibt nicht klein bei

10.9.2010, 00:00 Uhr
Ein Tante-Emma-Laden gibt nicht klein bei

© Hans von Draminski

„Ich wurde praktisch in den Laden hineingeboren“, sagt Gottfried Maisch lächelnd. Der 67-Jährige hat vor kurzem seinen Rückzug vom Ladentresen verkündet. Nun sind seine Tochter Marika und deren Mann Sven Schmidt an der Reihe, das Geschäft weiterzuführen.

Gegründet 1923, hat sich am Ladenkonzept bis heute wenig verändert. Als Gottfried Maisch 1970 in die Fußstapfen seines Vaters trat, waren die wenigen Supermärkte, die es gab, noch kein Thema und schon gar keine Konkurrenz. Der wichtigste Nahversorger war der kleine Laden am Eck, wo es von der frischen Tomate bis zum Badeschaum, von der Flasche Wein bis zur Frischwurst alles gab.

Den täglichen Bedarf kann man bei Maisch immer noch beinahe komplett decken. Zwar nicht zu extremen Niedrigpreisen, wie bei den bekannten Billiganbietern — aber immerhin konkurrenzfähig.

„Wir können natürlich nicht das riesige Sortiment der großen Märkte vorhalten — aber wenn jemand etwas ganz Bestimmtes will, dann können wir es innerhalb eines Tages besorgen“, sagen Vater und Tochter unisono.

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Fast 100 Kundinnen und Kunden zählt Gottfried Maisch an normalen Geschäftstagen. Im Gegensatz zu den Discountern unterhält die Familie außerdem einen Lieferservice vor allem für ältere Menschen, die nicht mehr allein einkaufen gehen können.

Erst kürzlich habe man einer gehbehinderten alten Dame in die Südstadt mehrere Sprudelkästen, Cola und „einen großen Karton Nahrungsmittel“ geliefert, wie Sven Schmidt berichtet.

Regionale Bezugsquellen

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Auch Berufsschulküchen und Kindergärten werden beliefert — mit Ware, die Familie Maisch konsequent von regionalen Erzeugern bezieht, wie sie versichert. Man kennt die Metzger und die Gemüsebauern, die den Laden praktisch an jedem Tag mit frischer Wurst und Feldfrüchten versorgen.

„Bei der Wurst haben wir die gleichen Preise wie ein Supermarkt“, sagt Gottfried Maisch. Nur bei Massenprodukten wie Konserven seien die Discounter meist günstiger. Die bieten allerdings nicht die nostalgische Atmosphäre, wie sie der kleine Laden in der Hirschenstraße vermittelt.

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Vor kurzem haben Marika Maisch und ihr Mann das Geschäft moderat umgebaut. Nun stehen die Getränke nicht mehr unter den Regalen, sondern wohl geordnet in einem Nebenraum. Außerdem schaffte man neue Regale an und „hübschte die Wursttheke ein wenig auf“, so Marika Maisch.

Ihr Vater, der seit zwei Jahren Witwer ist, will „noch etwas vom Leben haben“, ein wenig reisen — aber den Laden nicht völlig hinter sich lassen. Denn der ist Familienangelegenheit. Und soll noch möglichst lange weiterexistieren.