Ein Virtuose von redlichem Gemüt

24.1.2017, 18:20 Uhr
Ein Virtuose von redlichem Gemüt

© Foto: Marcus Weier

Als einen der „ganz großen Söhne Cadolzburgs“ bezeichnete Bürgermeister Bernd Obst in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Vereins den Violinvirtuosen, der 1687 in Cadolzburg zur Welt kam und 1755 als Hofkapellmeister in Diensten Augusts des Starken in Dresden starb. Es sei, so Obst in der Haffnersgartenscheune, eine „weise Entscheidung“ gewesen, am 27. Februar 1991 eine Johann-Georg-Pisendel-Gesellschaft zu gründen, weil dadurch zum einen dem Markt kulturelles Leben eingehaucht wurde, zum anderen die Erinnerung ans Wirken dieses europaweit bedeutenden Musikers lebendig bleibe.

Gründungsvorsitzender Claus Pierer erinnerte im Rückblick daran, dass der Markt bereits 1955 Pisendels 200. Todestag und 1987 seinen 300. Geburtstag würdigte und auch den Pisendelplatz am früheren Rathaus einweihte. Unter Federführung Albrecht Treuheits, der auch Verfasser eines Pisendel-Buches war, erarbeitete der Heimatverein zunächst Leben und Werk des Musikers und Komponisten. 1991 gründete sich dann die Johann-Georg-Pisendel-Gesellschaft mit einem Wirtschaftsbeirat, um die vielfältigen Veranstaltungen zu fördern und zu finanzieren.

Obst ehrte beim Festakt die Gründungsmitglieder Peter Hauschild, Ernst Hilburger, Rudolf Himpel, Georg Krauß, Roland Müller, Claus Pierer, Gerhard Schneider, Heidi Stieglitz, Helmut Stölzel, Hermann Zempel und die Sparkasse Fürth und übergab als Dankeschön eine Schokoladenvioline aus Cadolzburger Manufaktur.

Bei der Jubiläumsveranstaltung gab es jedoch nicht nur Worte über, sondern auch Musik von Pisendel. Geigerin Evgenia Stelmakh spielte unter anderem Allegro und Giga aus der a-Moll-Violinsonate, ein Werk von höchstem Schwierigkeitsgrad und voller Doppelgriffe, das sofort spüren lässt, welch großartiger Virtuose und Komponist dieser Mann war.

Kai Köpp, Konstanzer Musikwissenschaftler und aktiver Musiker etwa bei Concerto Köln, schrieb seine Dissertation über Pisendel. Er lenkte in seinem Vortrag die Aufmerksamkeit auf das Urteil der zeitgenössischen Kollegen. Telemann beschreibt ihn als „von redlichem Gemüthe und allgemeiner Menschenliebe“, „er kam aus den Händen von Giuseppe Torelli in Ansbach“. Übereinstimmend bezeichnen er, Bach und Händel den Cadolzburger als Wohltäter und Förderer junger Musiker, als hervorragenden Orchesterleiter und Musikpädagogen, als stets bescheidene Persönlichkeit mit hohen charakterlichen Qualitäten.

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