Eine Bustrasse soll zum Fürther Wochenmarkt werden

15.11.2015, 05:58 Uhr
Eine Bustrasse soll zum Fürther Wochenmarkt werden

© Foto: Wolfgang Händel

Am kommenden Montag (15 Uhr, Sitzungssaal im Rathaus) wird sich zunächst der städtische Wirtschaftsausschuss mit dem Thema beschäftigen, am Mittwoch (15 Uhr, selber Ort) soll dann der Stadtrat eine Entscheidung fällen. Vorangegangen waren langwierige Debatten und zuletzt Untersuchungen der Beratungsfirma Cima im Auftrag der Stadt.

Sie sollte in den zurückliegenden Monaten die beiden in Frage kommenden Standorte, neben Breitscheidstraße/Adenaueranlage die Seitentrakte des Bahnhofplatzes, genauer unter die Lupe nehmen und vergleichen. Begleitend tagte ein Projektbeirat, besetzt unter anderem mit Vertretern von Politik und Wirtschaft, aber auch Naturschutz. Unter dem Strich kam Cima zum Ergebnis: Die Alternative Breitscheidstraße sei wegen ihrer zentralen Lage und der Anbindung an die Passantenströme eindeutig zu bevorzugen.

Keine Mühe gescheut

Eine Entwicklung, die kaum überraschen kann, nachdem das Rathaus keine Mühen gescheut hatte, der Diskussion um eine Nutzung der Konrad-Adenauer-Anlage die Brisanz zu nehmen. Im Juni beschloss der Stadtrat - gegen den erbitterten Widerstand von Verkehrsexperten -, die Buslinien künftig so durch die City zu führen, dass die Trasse entlang der Anlage nicht mehr für sie benötigt wird.

Die Folge: Auf der Fläche könnte nun der Großteil des Marktes unterkommen, ohne wie bisher ständig umziehen zu müssen (Ausnahme: während der Kirchweih). Angrenzende Teile der Anlage sollen lediglich ergänzend genutzt werden, will heißen: Ins Auge gefasst werden nur noch die gepflasterten Bereiche vor dem Pavillon rund um die Spiegelsäule, der Pavillon selbst sowie die befestigten Flächen daneben - wofür konkret, das bleibt derzeit noch im Ungefähren. Die Rede ist von einem „grünen Rückgrat“, Wirtschaftsreferent Horst Müller spricht auf FN-Nachfrage von gastronomischen Angeboten, die man unbedingt brauche, um dem Markt mehr Attraktivität zu verleihen.

Oberbürgermeister Thomas Jung schwebt eine „gastronomisch geprägte Begegnungsfläche“ vor, er sieht darin auch „die Chance, die Aufenthaltsqualität in der Anlage erheblich zu verbessern“. Denn bisher sei deren Nutzung „nicht angemessen“ gewesen. Als weiteren Baustein betrachtet die Kommune in diesem Zusammenhang eine neue Milchhäusla-Bewirtschaftung auf der gegenüberliegenden Seite des Parks. Der derzeitigen Pächterin der kleinen Gaststätte soll bis spätestens Ende 2016 „sozialverträglich“ gekündigt werden; ihr möchte man eine passende Stelle innerhalb der Stadtverwaltung anbieten.

BN hat Zweifel

Obwohl der OB einmal mehr beteuert, dass keinesfalls Grünflächen in der Adenaueranlage angetastet werden („Da stehe ich im Wort“), traut der Bund Naturschutz (BN) dem Frieden nicht. Am Samstag sollte deshalb vor Ort protestiert werden. In einer Stellungnahme formuliert der Fürther BN-Chef Reinhard Scheuerlein die Sorge, dass „wirtschaftliche Belange auf längere Sicht die Oberhand gegenüber dem Grün gewinnen könnten“.

Seiner Ansicht nach reiche die Bustrasse aus, um den Platzbedarf für den Markt zu befriedigen, mit der Ausweitung in den Park wolle sich die Stadt „ein Hintertürchen zur kommerziellen Nutzung“ offenhalten. Auch von der geforderten Transparenz kann laut Scheuerlein nicht die Rede sein, denn im Projektbeirat habe „eine fundierte, inhaltliche Diskussion zur Einbeziehung der Adenaueranlage überhaupt nicht stattgefunden“.

Harsche Töne, die man im Rathaus und auf der Seite von Befürwortern mit Missfallen vernimmt. Der BN, findet Thomas Jung, habe doch bereits einen weitgehenden Schutz der Anlage erreicht, nun solle er sich an der Planung eines „ökologischen und regional ausgerichteten Angebots“ konstruktiv beteiligen. Und Klaus Hunneshagen, Sprecher des beratenden städtischen Wirtschaftbeirats, spricht von einem „guten Kompromiss“.

Sollte der Standort den Zuschlag bekommen, was als wahrscheinlich gelten darf, fängt die Arbeit freilich erst an. „Extrem viel Arbeit“, wie der zuständige Wirtschaftsreferent Horst Müller prophezeit.

Wirtschaft im Visier

Ein Umsetzungskonzept muss entwickelt werden und Fragen nach Gestaltung, Art der Buden, Müllentsorgung, Marketing, Händlersuche und nicht zuletzt Finanzierung beantworten. Klar ist: Die Gebühren für Beschicker - gedacht ist an 20 bis 30 Stände - dürfen nicht zu hoch liegen, deshalb peilt man ein 50-prozentiges Sponsoring der Fürther Wirtschaft und die Nutzung von Städtebaumitteln über einen Projektfonds an.

Auf diese Weise, so Müller, könnte man beträchtliche Summen anhäufen und damit ein Angebot schaffen, wie er es für zwingend nötig hält: „etwas Einzigartiges“, zu dem auch die nahe Parkanlage beitragen werde. Denn ein Wochenmarkt konventionellen Zuschnitts, der allein auf Nahversorgung setzt, sei nicht mehr überlebensfähig - zumal mit Blick auf die starke Konkurrenz, die jüngst durch die Einkaufsmärkte von Edeka und Rewe in der City entstanden ist.

Seinen konkreten Zeitplan will Müller zwar erst in der Sitzung am Montag vorlegen. Einen Start vor dem Frühjahr 2017, daran lässt er schon vorab keinen Zweifel, hält er jedoch kaum für machbar.

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