Eine Zeltstadt, in der man fürs ganze Leben lernt

19.7.2018, 21:00 Uhr
Eine Zeltstadt, in der man fürs ganze Leben lernt

© Fotos: Hans Winckler

Faires Telefon

Shiftphone heißt das Smartphone, das die Jugendlichen in diesem Workshop kennenlernen. Janis, ein Achtklässler aus dem Hardenberg-Gymnasium, hat blitzschnell aufgesaugt, was das Ding so besonders macht: Es ist ein nachhaltiges Smartphone, das unter fairen Arbeitsbedingungen in China hergestellt wird. Den Produzenten ist auch wichtig, dass man das Shiftphone lange behalten kann. So lässt es sich etwa leicht auseinanderbauen, wie Janis und die anderen Schüler selbst überprüft haben. Defekte Teile kann man austauschen, Reparaturen sind günstig und lassen sich dank Tutorials des Herstellers oft selbst erledigen. Außerdem wird das Betriebssystem Android ständig auf den neuesten Stand gebracht.

Die Folge: Man muss das Handy nicht so schnell wegwerfen. Angesichts der vielen Smartphones, die weltweit verkauft werden, sollte man sich unbedingt mit dem Shiftphone beschäftigen, findet Janis: "Es ist eine gute Tat, wenn man es kauft."

Übermorgen-Radio

Im Zelt gegenüber gibt es unterdessen einen Einblick in die Medienarbeit. Als Radio- und Video-Reporter spüren die Jugendlichen heute der Frage nach: Wie werden wir uns in Zukunft fortbewegen? Nuriel, Taron und Halit von der Pestalozzi- und der Otto-Seeling-Schule streifen wenig später für eine Radio-Umfrage durch die Innenstadt – kein leichter Job: Sobald sie sich getraut haben, jemanden anzusprechen, werden sie meist ignoriert oder mit einem "Nein, danke" abgewimmelt. Nuriels Fazit: "Man wird oft abserviert." Trotzdem sei die Arbeit spannend. Zum Glück gebe es in der Stadt ja "genug Leute". Einige antworten dann auch freundlich auf die Fragen. Viele verzichten bereits oft aufs Auto.

Danach steht ein Interview mit einem Medienpädagogen an. Das Reporter-Trio zeigt Talent. Und Nuriel kann sich vorstellen, so was vielleicht auch mal beruflich zu machen.

Maker Space

Wer handwerklich etwas drauf hat, produziert weniger Abfall. Das ist der Gedanke, der vielerorts Kreativwerkstätten hat entstehen lassen. "Maker Space" heißen solche Orte.

Im "Maker Space"-Zelt laden die Experten vom Nürnberger FabLab die Schüler dazu ein, leuchtende Wäscheklammern zu bauen, sich am 3D-Drucker zu versuchen oder am Computer das zukünftige Fürth nach ihren Wünschen zu kreieren. Das Ziel von Roland Möltner und seinen Kollegen ist es, junge Menschen an Technik heranzuführen und ihnen zu zeigen, dass man in der Freizeit kreativ sein kann. Wenn man selbst Gegenstände reparieren kann, schätzt man sie auch mehr, sagt Möltner.

Jonas und Daniel vom Hardenberg-Gymnasium sitzen hier neben Samir von der Pestalozzi-Schule und löten zum ersten Mal in ihrem Leben. Die Schule vermissen sie in diesem Moment nicht.

Upcycling

Aus "totem Müll" wird beim Upcycling etwas gefertigt, das man wieder nutzen kann, erklärt Stephanie Löw, die im Alltag in Nürnberg als freischaffende Künstlerin und Restauratorin tätig ist. An ihrer Station entstehen Geldbeutel aus leeren Tetra-Packs und Tüten aus Altpapier, Tapetenresten oder Stadtplänen. Und aus den Resten, die beim Basteln übrigbleiben, wird eine Miniaturstadt gebaut. Die Geldbörsen aus alten Milchpackungen findet sie besonders toll: "Ich finde es sympathisch, dass man das Geld in den Müll steckt."

Löw möchte bei den Schülern das Bewusstsein wecken, dass man aus vielem noch was machen kann. "Gestern hat hier einer ein Knoppers gegessen. Aus der Hülle wurde ein Baum für die Miniaturstadt."

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