Ende für ein unterirdisches Zeitzeugnis

25.3.2014, 06:00 Uhr
Ende für ein unterirdisches Zeitzeugnis

© Kögler

Der Eingang liegt gleich beim Mariensteig, jener mächtigen Treppe, die von der Pfister- hinab zur Badstraße führt. Dort, hinter verschlossener Tür, beginnt ein kleines Gangsystem, das die Pfisterstraße unterquert und bis in die Marienstraße reicht.

Vermutlich stammt es aus dem 18. oder 19. Jahrhundert und diente als kühler Lagerungsort. Im Zweiten Weltkrieg suchten dort Menschen Schutz vor den Bomben der Alliierten. Auf Betreiben der Stadt Fürth wurde der Keller 2002 sogar unter Denkmalschutz gestellt. Dennoch hat die Untere Denkmalschutzbehörde unlängst die Genehmigung erteilt, die Gänge mit Beton zu verfüllen.

Nach Auskunft des städtischen Ordnungsreferenten Christoph Maier liegt diesem Beschluss eine Stellungnahme des Bergamts Nordbayern zugrunde. Die Experten hatten den Mariensteigstollen 2012 in Augenschein genommen und großflächige Schäden festgestellt. Die Anlage ist viel zu nass, der Sandstein und die Tonschichten an der Decke platzen auf. Das Bergamt spricht von „Steinschlaggefahr“. Zwar gebe es keine „akute Gefahr“ für die Standsicherheit; nicht zuletzt wegen der darüberliegenden Wohngebäude empfiehlt die Behörde jedoch, „sich mit der letztlich wohl unvermeidbaren Vollverfüllung der Anlage vorbereitend auseinanderzusetzen“.

Dazu braucht die Stadt die Eigentümer der Stollen — also die Menschen, denen die Gebäude oberhalb gehören. Rein rechtlich reichen ihre Grundstücke bis tief ins Erdreich. Ähnlich wie 2011 bei der Verfüllung des Bergbräu-Kellers wird das Rathaus die Anwohner, die zum Teil möglicherweise gar nichts von den Gängen unter ihren Häusern wissen, zur Kasse bitten. Maier rechnet mit einem „niedrigen sechsstelligen Betrag“, der umgelegt werden müsse.

Dass von der geplanten Verfüllung schon jetzt im Internet auf FürthWiki zu lesen ist, und die Anwohner davon nun aus der Zeitung erfahren müssen, behagt ihm nicht. „Mir wäre lieber, sie hätten es von uns“, sagt er. Doch zunächst stehe 2014 eine erneute Begehung mit dem Bergamt an, um zu sehen, ob sich die Schäden ausgebreitet haben, und um eine „grobe Kostenschätzung“ zu erstellen. Erst dann sei es sinnvoll, so Maier, die Anwohner zu informieren. Da die Anlage auch öffentliche Straßen unterquert, ist die Stadt Miteigentümerin und wird rund zwei Fünftel der Kosten tragen. Zudem hofft Maier, den Bund „wegen nicht fachgerechter Wartung“ in die Pflicht nehmen zu können. Offenbar auf dessen Veranlassung sei nach dem Krieg ein Lüftungsschacht verschlossen worden: ein Grund für die heutige Durchfeuchtung.

Dennoch wäre der Mariensteigstollen noch zu retten, dazu müsste man das Gangsystem mit Spritzbeton verkleiden. Nach Angaben des Bergamts wäre das „mit immensen Kosten“ verbunden. Außerdem verlören die Stollen ihren historischen Charakter. Das sieht auch Stadtheimatpfleger Alexander Mayer so: „Leider Gottes ist die Verfüllung wohl notwendig.“ Ähnlich äußert sich Kamran Salimi vom Verein „Untergrund Fürth“, der den Grüner-Keller unterm Klinikum betreut. „Das ist wohl die nötige Konsequenz, aber sehr schade“, sagt er und tröstet sich damit, dass die Anlage für die Öffentlichkeit ohnehin kaum zugänglich war. Sollte die Stadt tatsächlich Geld für eine Sanierung ausgeben wollen, dann, so Salimi, wäre der „viel interessantere“ Felsenkeller bei Burgfarrnbach lohnenswerter. Dass dem Grüner-Keller eine Verfüllung erspart bleibt, dafür sorgt „Untergrund Fürth“. Bislang habe der Verein einen mittleren fünfstelligen Betrag in dessen Erhalt gesteckt — vor allem in die rechtzeitige Freilegung von Lüftungsschächten.

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