Entdeckungsreisen in die Welt der Stimmen

21.5.2008, 00:00 Uhr
Entdeckungsreisen in die Welt der Stimmen

© Erich Malter

Die menschliche Stimme als Ursprung der Musik und als Grundlage der Sprache - darum kreist das Programm mit Chor, A-cappella-Konzerten, Oper, Jazz, 20er-Jahre-Sound und (auch in diesem Jahr wieder) einer musikalischen Komödie. Und was könnte zum Thema «Voices» besser passen als die Romanze «Pygmalion» des irischen Dramatikers George Bernard Shaw, die als Musical «My Fair Lady» um die Welt ging?

Die Sommernachtspiele warten an dieser Stelle mit einem echten Clou auf: In der Burgfarrnbacher Inszenierung von Kathrin Wittenberg zeichnet sich das Blumenmädchen Eliza Doolittle durch einen breiten Fürther Dialekt aus. Eine Premiere, denn Monika Berthold-Hilpert hat bei ihren Recherchen zwar alle möglichen Dialekt-Versionen entdeckt, nur keine fränkische. Das Amüsante ist außerdem, dass die Hauptdarstellerin das «Färdderische» erst noch pauken muss, denn sie stammt aus Thüringen.

Zur Besetzung der Rollen wurde nämlich erstmals auch ein Casting veranstaltet. Wittenberg, die sich mit einigen Projekten in Diensten des Nürnberg-Augsburger Konservatoriums einen Ruf gemacht hat, war von den stimmlichen Qualitäten der rund 30 Bewerber beeindruckt, betont aber, dass sie auch «viel Wert auf das komödiantische Potenzial» legte. «Es ging um die besonderen Charaktere für das Stück, zum Beispiel um die Besetzung eines typischen fränkischen Müllkutschers». Am 1. Juni starten die Proben zu «Pygmalion», das für die Darsteller - eine Mischung aus Profis und bewährten Semiprofis - auf Grund seiner Verbindung von Musik- und Sprechtheater wieder zur Herausforderung wird.

Schon vor der offiziellen Vorstellung des Programms gibt es Kartenbestellungen für das Eröffnungskonzert mit dem Windsbacher Knabenchor und dem Modern Slide Quartett unter Leitung von Karl-Friedrich Beringer. Das weltweit bekannte Ensemble wird, begleitet von vier Posaunen, ein geistlich-weltliches Konzert geben.

Mit einer Produktion speziell für die Sommernachtspiele wird die Nürnberger Pocket Opera Company aufwarten. Bekannt für seine frechen Inszenierungen an ungewöhnlichen Spielstätten, wird das Ensemble seine Zuhörer in ein Labyrinth aus Küssen entführen. A-cappella-Klangkultur vom Feinsten versprechen die Vokalartisten von Harmonia Vocalis mit ihrem neuen «Max und Moritz»-Programm.

Das Jazz-Quartett von Thilo Wolf bringt als Gast - und hier ist das Motto «Voices» wörtlich zu nehmen - «The Voice» Joan Faulkner mit, die als «die beste schwarze Stimme Europas» tituliert wird. Die stimmgewaltige Diva wird ein Feuerwerk aus Jazz-Standards, Rhythm & Blues und Entertainment zünden. Einen Cole-Porter-Abend zelebrieren sieben Studentinnen der Musikhochschule Nürnberg mit ihren ganz speziellen Interpretationen eines der berühmtesten Songwriter Amerikas.

Von einer echten Entdeckung zum Finale schwärmt Markus Hilpert in Hinblick aufs Schlusskonzert von Peter Wittmann & Das Ballhausorchester. «Besser als Max Raabe», so Hilpert, erweckt der Bariton mit feiner Ironie die Glamour der 20er Jahre zum Leben.

Auch in der Spielzeit 2008 bleibt übrigens einiges beim Alten. Zum einen wurden die Eintrittspreise nicht erhöht, zum anderen ist die Gastronomie wieder in den Händen von Rainer Mörtel. Nicht zu vergessen das Ziel der Sommernachtspiele: die Instandsetzung der Schlossanlage durch den Erlös. MARION REINHARDT

www.sommernachtspiele.de