Erfolg mit Köpfchen

27.7.2014, 21:00 Uhr
Erfolg mit Köpfchen

© Ilona Kriesl

Wenn Debora Veh mit wachem Blick durch die Stadt läuft, fallen ihr sofort die vielen Bordsteinkanten auf. Die Schülerin registriert jede Schwelle, Kante oder Treppenstufe im Boden. Unzählige solcher Hindernisse gibt es allein in Fürth – aber auch in anderen Städten stoßen Gehbehinderte immer wieder auf Barrieren, die sie zum Umkehren zwingen. „Diesen Personen wollten wir helfen“, sagt ihr Schulfreund Christoph Merz. In den Köpfen der Jugendlichen reifte die Idee für ein außergewöhnliches Geschäftsmodell.

Mit ihren Mitschülern Stefan Ossig und Manuel Merz gründeten sie eine Arbeitsgruppe und tüftelten weiter an ihrer Idee. Mit der Zeit nahm das Projekt konkrete Züge an: Das Schülerteam arbeitete an einem Navigationsgerät mit dem Namen „NAVlet“. Es ist auf die Bedürfnisse gehbehinderter Menschen zugeschnitten. Wie bei einem herkömmlichen Navi kann der Rollstuhlfahrer Start- und Zielpunkt eingeben. Das Besondere: Das Gerät der Schüler soll ausschließlich barrierefreie Wege anzeigen, auf denen gehbehinderte Menschen sicher ans Ziel kommen. Selbst für Familien mit Kinderwagen oder Senioren mit Rollatoren könnte das Navi so zu einer Stütze im Alltag werden.

Einen funktionierenden Prototypen gibt es bislang nicht – die Idee steht nur auf dem Papier. Doch für ihr gelungenes Geschäftskonzept wurde das Team mit zwei Auszeichnungen beim Deutschen Gründerpreis für Schüler belohnt. Das Team zählte beim Planspiel zu den besten Gruppen aus ganz Deutschland und belegte den dritten Platz. Im bayernweiten Vergleich schaffte es das Quartett sogar aufs höchste Siegertreppchen.

Auch bei anderen Wettbewerben sind Teams der Max-Grundig-Schule heiße Anwärter auf die vorderen Plätze: Mit ihrem zukunftsträchtigen Fortbewegungskonzept „Tube – Mobilität für morgen“ gewann eine weitere Schülergruppe den zweiten Platz beim Vision-Ing21-Wettbewerb. Das Team kann sich zusätzlich über den Innovationspreis des Vereins Deutscher Ingenieure freuen.

Lehrer Hermann Klink findet, dass beides ein „toller Erfolg“ ist. Er betreut die Schülerteams beim Gründerpreis seit vielen Jahren und hat die Verantwortung in diesem Jahr erstmals an seine Kollegin Sonja Bocka übergeben. „Die meisten eingereichten Ideen gibt es nur auf dem Papier, vieles ist für die Zukunft bestimmt“, erklärt die Pädagogin.

Doch darauf kommt es in erster Linie gar nicht an: Der Gründerpreis appelliert primär an die Fantasie der Schüler, soll sie dazu anregen, Lösungen für Probleme der Gegenwart zu finden. Auch Träumen ist erlaubt. Nebenbei werden die Schüler unternehmerisch gefördert: So müssen sie einen Businessplan auf die Beine stellen, eine Marktanalyse durchführen und die Finanzen prüfen. Das Ziel ist ein rentables Geschäftsmodell, das sich auch auf dem echten Markt behaupten könnte.

Alle Teilnehmergruppen arbeiten deshalb mit Experten aus der Wirtschaft zusammen. Im Fall der Max-Grundig-Schüler war das die „GMC-I Messtechnik GmbH“ aus Nürnberg. Das Kartenmaterial stellte die Onlineseite „wheelmap.org“ zur Verfügung. „Diese Firmen haben großen Anteil an unserem Erfolg“, sagt Stefan Ossig. Auch nächstes Jahr wollen die vier Schüler wieder am Wettbewerb teilnehmen: „Wir müssen unseren Titel verteidigen.“

Damit die Schüler auch in Zukunft erfolgreich an Wettbewerben teilnehmen können, freut sich das Team der Max-Grundig-Schule über Praktikumsstellen im Bereich Wirtschaft und Verwaltung. Informationen gibt es unter info@mgs-fuerth.de oder unter der Telefonnummer (0911) 74 31 93.

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