Erholung in Fürth, Action in Stein

5.12.2010, 10:00 Uhr
Erholung in Fürth, Action in Stein

© Hans-Joachim Winckler

Acht neue Röhren, Doppel-Looping, freier Fall, Wettrutschen: Wasserrutschen-Fans in der Region mögen elektrisiert sein, Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung hingegen mag sich von den Plänen für den Ausbau des Steiner Erlebnisbads Palm Beach nicht beeindrucken lassen. Er schwärmt seinerseits vom Fürthermare: Das habe in Sachen Besucherzahlen eine „außerordentlich erfreuliche Entwicklung“ genommen. Die Erfolgsgeschichte sehe er „in keinster Weise“ gefährdet durch das sechs Millionen Euro schwere Vorhaben der Konkurrenz aus Stein.

„Ich war von Anfang an fest überzeugt, dass beide überleben können“, sagt Jung auf FN-Nachfrage. Schließlich handle es sich um die beiden einzigen Erlebnisbäder im Großraum, in dem immerhin eine Million Menschen zu Hause seien. Darüber hinaus hätten die beiden Bäder nicht dasselbe Profil: „Die tun sich nicht weh.“ In Stein setze man auf Action, im Fürthermare dagegen auf „Wellness und Fitness“. Schon lange hegt man in Fürth Pläne, das Obergeschoss des Thermalbads auszubauen und Platz für ein Fitness-Center zu schaffen. Im nächsten Frühjahr, wenn in Stein die Bagger anrollen, sollen die Pläne endlich präsentiert werden.

Für manche Jugendliche, das gibt Jung unumwunden zu, wird das Palm Beach in Zukunft „sicher interessanter sein“ als das Bad in Fürth. Dafür könne das Thermalbad bei denen punkten, die Ruhe und Erholung suchen. Ähnlich sieht das auch Rainer Grasberger, einer der beiden Geschäftsführer der Vitaplan Thermalbad-Gesellschaft, die das Fürthermare betreibt. Er habe keinen Zweifel, dass das Palm Beach mit der neuen, „ganz innovativen“ Rutschenlandschaft über die Region hinaus Gäste anlocken wird. „Die Betreiber haben gesagt, sie wollen Leute aus Ingolstadt, Augsburg und Würzburg nach Stein holen, und das wird ihnen sicher gelingen.“ Trotzdem, da ist sich Grasberger sicher, werde es dann aber in der Region noch genügend Badegäste fürs Fürthermare geben. Die Steiner würden schließlich eine ganz spezielle Zielgruppe ansprechen: „Junge Menschen zwischen 16 und 22 — und das ist eine schwierige, schnelllebige Zielgruppe: Was heute in ist, ist morgen schon wieder out.“

Treue Zielgruppe

In Fürth wolle man sich zwar ebenfalls „weiterentwickeln“, aber auch künftig auf eine „beständigere Zielgruppe“ setzen, die den „Dreiklang aus Sauna, Thermal- und Spaßbad schätzt“.

Einen Sauna- und Thermalbereich gibt es freilich auch schon im Palm Beach, wo sich Geschäftsführer Andreas Steinhart zudem mehr ausrechnet als gute Chancen bei Jugendlichen: Die meisten Rutschen werden ab acht Jahren zugänglich sein, in der neuen Halle, in der die Röhren enden, soll zudem ein großer Kinderspielbereich entstehen.

Während das Palm Beach im Jahr etwa 680000 Besucher zählt, kamen 2009 rund 350000 Gäste ins Fürthermare. 2010 habe man noch einmal „einen schönen Zuwachs“ erreicht, sagt Oberbürgermeister Thomas Jung und ulkt: „Sechs Millionen Euro, die wir in Rutschen stecken könnten, haben wir trotzdem nicht.“ Mit dem Gewinn, den das Fürthermare erwirtschaftet, müssen die defizitären übrigen Bäder in der Stadt abgefedert werden.

Im Steiner Rathaus kann man die jüngsten Entwicklungen noch ein ganzes Stück entspannter beobachten. „Es ist nicht selbstverständlich, dass ein privater Betreiber in der heutigen Zeit soviel Geld investiert“, sagt Bürgermeister Kurt Krömer. Für die Stadt freilich sei das ein Gewinn: „Das Palm Beach ist neben Faber Castell der wichtigste Imagefaktor für Stein.“ Wenn also das Bad seine Attraktivität noch steigere, wachse damit auch die Bekanntheit der Stadt Stein in der Metropolregion.