Erntebilanz im Landkreis Fürth

22.8.2016, 06:00 Uhr
Erntebilanz im Landkreis Fürth

© Foto: Edgar Pfrogner

Warum stellen Siegfried Tiefel, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, und seine Kollegen die eher unscheinbare Frucht also heuer in den Mittelpunkt? Schuld hat die Europäische Union, die ab dem nächsten Jahr die Produktionsbedingungen für die Bauern geändert hat und damit Subventionen abbaut. Bisher gab es eine so genannte Marktordnung mit preisstützenden Angebotsregulierungen. Damit ist es ab 2017 vorbei, den Landwirten wird kein fester Betrag mehr garantiert. Während der Verbraucher nicht fürchten muss, dass die Tafel Schokolade im Supermarkt auf einmal teurer wird, richtet sich der Ertrag der Landwirte künftig danach, wieviel die verarbeitenden Betriebe wie die Südzucker AG erlösen.

Gemessen an der Fläche spielt der Zuckerrübenanbau in Stadt und Landkreis Fürth eine untergeordnete Rolle. Die rund 400 Hektar entsprechen gerade einmal drei Prozent der gesamten Ackerfläche. Zum Vergleich: Die Spitzenreiter Getreide und Mais bringen es auf 52 bzw. 31 Prozent. Allerdings gibt es eine entscheidende Einschränkung – und zwar für jene 100 Betriebe in Stadt und Landkreis, die auf die Zuckerrübe setzen. Für sie sei „die wirtschaftliche Bedeutung groß“, sagt der Greimersdorfer Landwirt Johannes Strobl, der die Sonderkultur ebenfalls am Acker hat.

Auch wenn der Wettbewerb künftig verstärkt über den Preis laufen wird, und seine Kollegen und er ein höheres wirtschaftliches Risiko tragen müssen, sieht Strobl gute Zukunftsperspektiven für den Anbau vor Ort. Die Südzucker AG, die zu über 50 Prozent in bäuerlicher Hand ist, will ihre Produktionsstätten – etwa die in Ochsenfurt, die die Bauern aus dem Landkreis beliefern – besser auslasten und den Verarbeitungszeitraum strecken. Deshalb sollen die Landwirte ihre Anbauflächen ausdehnen.

Geht die Taktik auf?

Strobl hat das genau so getan wie seine Cadolzburger Kollegen Karl-Heinz Hornig und Günther Engelhardt. Defensiver geht dagegen der Kreisobmann die Angelegenheit an. Siegfried Tiefel lässt seine Lieferrechte im nächsten Jahr ruhen und beobachtet die Situation. Seine Befürchtung: Südzucker könnte mit seiner Taktik den Preis auf ein Niveau drücken, dass sich der Anbau nicht mehr lohnt. Eine Gefahr, die wiederum Strobl so nicht sieht. Tendenziell rechne er zwar mit niedrigeren Erlösen, schlechte Preise zu zahlen und die Landwirte so zu verprellen, das könne sich Südzucker auf Dauer aber nicht leisten.

Wie auch immer, aktuell könnten die Zuckerüben genau wie der Mais vor allem eines vertragen: Wasser. Was im vergangenen Winter noch ausreichend vorhanden war und den Bauern bei der mit Ausnahme des Winterweizens fast abgeschlossenen Getreideernte wegen der weichen Böden zu schaffen machte, fehlt jetzt – die Feuchtigkeit von oben. „Sehr spannend, eine echte Herausforderung“, so beschreibt Nikolaus Ehnis, Pflanzenbauberater am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Aelf) in Fürth das Jahr aus seiner Sicht. Zwar hätten sich die Blattkrankheiten insgesamt nicht so schlimm entwickelt, dennoch sei das Pflanzenbaujahr für die Landwirte wie eine Achterbahnfahrt gewesen. Während die Weizenernte sich heuer das Prädikat durchschnittlich bis gut verdient, beschreibt Günther Engelhardt den Futteranbau als „spitzenmäßig, wenn die Düngung gestimmt hat. Drei Mal hat er seine Wiesen heuer bereits geschnitten, für den vierten Durchgang fehlt nun wiederum der Regen: „Doch da habe ich wenig Hoffnung.“

Das Fürther Land gilt ohnehin eher als trockenes Gebiet, doch es gab heuer beim Regen durchaus große Unterschiede. Peter Köninger, Landwirt aus Kreben, skizziert sowohl ein Nord-Süd- als auch ein Ost-West-Gefälle. Im Juli fielen beispielsweise in Stein rund 120 Liter Wasser pro Quadratmeter, in Kreben waren es dagegen weniger als 40.

„Für dieses Futterjahr wird es wohl reichen“, meint der stellvertretende BBV-Obmann. Aber mit dem Aufbau von Vorräten, die nach dem heißen Sommer des vergangenen Jahres aufgezehrt sind, werde es bei vielen – den Landkreissüden ausgenommen – wohl eher schwierig.

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