Ex-Schwergewicht: Matthias Steiner verrät Diättipps

1.11.2017, 14:00 Uhr
Ex-Schwergewicht: Matthias Steiner verrät Diättipps

© Sebastian Blutau

So übergewichtig wirkten die meisten gar nicht, die für die Lesung ins Zirndorfer Modehaus "erlebe wigner" kamen – aber die subjektive Wahrnehmung ist oft eine andere. Das kann Matthias Steiner bestätigen, der sich mit seinen einstmals 150 Kilo Lebendgewicht gar nicht als dick empfand. War er ja auch nicht, denn das meiste seiner Körperfülle war nicht Fett, sondern Muskelmasse. Und die war obendrein gleichmäßig verteilt.

Wie sonst sollte man einen Rekord bei den Olympischen Spielen aufstellen? 461 Kilo hatte Steiner 2008 in Peking gestemmt. Allerdings nicht auf einmal. Die 461 Kilo sind die Summe aus 208 Kilo im Reißen und 258 Kilo im Stoßen. Die 150 Kilo hatte er sich angefuttert, weil er sich im Superschwergewicht mehr Chancen ausgerechnet hatte als in der unteren Gewichtsklasse. Und das auch noch als Diabetiker vom Typ 1. Nichtsdestotrotz wirkte er damals eher wie das Michelinmännchen denn wie Herkules. Und so tritt er auch auf die Bühne, in einem aufgeblasenen Stoffanzug, der ihn als menschlichen Heißluftballon präsentiert.

Nach den ersten Lachern präsentiert sich Matthias Steiner als 105-Kilo-Mann. Der 35-jährige gebürtige Österreicher wirkt immer noch athletisch, er verfügt über Charme, Charisma und Plaudertalent. Man hört ihm gerne zu und lässt sich willig zum Staunen verführen, sobald er seinen Koffer öffnet. Daraus holt er alles, was den Bauch jubeln lässt: Cola, Fruchtsaft, Schokolade, Chips, aber auch Proteinriegel, Fertigmüsli und Mineralwasser mit Lemon-Geschmack. Und wie viel Stück Würfelzucker stecken da drin? Steiner rechnet es vor: ein Liter Lemon-Mineralwasser enthält 15 Stück, die Tafel Vollmichschokolade sogar 20 Zuckerle, der Proteinriegel immer noch acht. Den Rekord hält die Colaflasche: ein Liter beherbergt 36 Stückchen Würfelzucker.

Das ist zwar eindrucksvoll, aber nicht neu. Warum dann aber tun sich so viele Menschen schwer mit dem Abnehmen? Laut Steiner liegt das am kleinen Hunger zwischendurch. Nach dem reichlichen Frühstück mit viel Marmelade geht es im Büro weiter mit Cappuccino und Schokoriegel. Lange Telefonate übersteht man mit Gummibärchen, den Stau im Berufsverkehr mit ein paar Trockenfrüchten im Handschuhfach, und daheim gibt’s Abendessen und vor dem Fernseher Bier und Chips.

Ab in die Fettzelle

Jedes Mal, wenn dem Körper Kohlenhydrate zugeführt werden, stößt die Bauchspeicheldrüse Insulin aus, um die Hydrate zu Zucker umzuwandeln. Das jedoch hindert den Körper daran, Fett zu verbrennen. Ist der erste Bedarf an Zucker gedeckt, wandert der überschüssige Zucker in die Fettzellen. Da aber kann er lange auf seinen Abbau warten, denn inzwischen fährt der nächste Happen ein.

Auch das ist längst bekannt. So weit nichts Neues unter der Sonne und auf der Waage. Aber der Sportler bringt die alten Erkenntnisse einfach charmanter und humoriger unters Volk als trockene Diätführer. Mitunter auch etwas derber: "Wann hatten Sie zuletzt wirklichen Hunger? Also so richtig? Vielleicht vor der Darmspiegelung."

Eben das ist die Crux: Das Angebot ist so reichhaltig, der Kühlschrank stets voll, sodass der Konsument nicht auf den richtigen Hunger wartet, sondern gleich dem ersten Anzeichen nachgibt.

Das Steiner-Prinzip

Wie also sieht das Steiner-Prinzip aus? Kurz gesagt, im Erkennen der richtigen und der überzuckerten Lebensmittel (was sogar Blaukraut in der Dose einschließt), in der Kombination von Kraft- und Ausdauersport, im Einhalten von drei Mahlzeiten am Tag und in dosierter Süße. Statt süßem Fruchtsaft kann man auch eine Scheibe Orange in ein Glas Mineralwasser legen und zwei Stunden im Kühlschrank ziehen lassen. Oder den normalen Joghurt mit ein paar Stücken Banane und Weintrauben verfeinern.

 

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