Experimentieren für die Cadolzburg fast wie im Mittelalter

24.4.2017, 16:00 Uhr
Experimentieren für die Cadolzburg fast wie im Mittelalter

© BSV

Eine Forscherklasse der Realschule Zirndorf mit ihrer Lehrerin Christina Angermeier verfolgte über Jahre Aspekte aus den Mint-Fächern mit Blick auf das geplante Mittelaltermuseum der Bayerischen Schlösserverwaltung. Mint meint Mathematik, Informatik und andere naturwissenschaftliche Unterrichtsfächer. Das Interesse daran soll durch eigene Projekte geweckt und gefördert werden. Und das ist vorbildlich gelungen, denn die Gruppe hat dafür 2016 sogar einen Preis des Freistaates gewonnen.

Experimentieren für die Cadolzburg fast wie im Mittelalter

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Die Idee war, chemische oder physikalische Abläufe bestimmter Themen des für die Cadolzburg geplanten Museums nachvollziehbar zu machen. Dazu zählten etwa Oxidationsprozesse wie beim Herstellen von Tinte, die für die umfangreiche Kommunikation der Hohenzollern nötig war, oder beim Zünden von Schießpulver, das im 15. Jahrhundert bei frühen Feuerwaffen verwendet wurde.

Und es erschien eine weitere Facette spätmittelalterlicher Lebensformen spannend. Wie genau haben die Menschen denn damals ihre Kleiderstoffe gefärbt, bevor es industriell fertiggemixte Textilfarbe gab?

Je nach Stand trug man Wolle und Leinen oder erlesenen Samt und Seide. Diese Stoffe reagierten sehr unterschiedlich auf natürliche Färbematerialien wie Krapp oder Frauenmantel und unterschiedliche Beizmittel. Was bei Wolle oder Leinen matt und bräunlich wirkte, entwickelte bei den edlen Stoffen größte Leuchtkraft.

Die systematischen Versuche wurden ergänzt um Informationen, die im Geschichtsunterricht zur Bedeutung von Kleidung, Stoffen und Farben im Mittelalter erarbeitet wurden. Im Kunstunterricht und mit Hilfe einer Buchbinderin der Schlösserverwaltung erhielt das Ergebnis schließlich die fassbare und anschauliche Form, in der dies alles in der Ausstellung "HerrschaftsZeiten – Erlebnis Cadolzburg" nachzuvollziehen sein wird.

Auch über diese Kooperation hinaus gab es eine Reihe von beeindruckenden Projekten mit Schulen der Region, deren Ergebnisse auf unterschiedliche Weise in das Museum und seinen pädagogischen Betrieb einfließen werden. Die "Burg im Ohr" etwa — Hörstationen zu ausgewählten Orten im Museum — wurde maßgeblich von einer Schülergruppe des Melanchthon-Gymnasiums in Nürnberg mit Marcus Spangehl geschaffen.

Ein P-Seminar des Oberasbacher Gymnasiums mit Felicitas Handschuch, das Zeitzeugen, die die Burg 1930 bis 1950 noch erlebt haben, befragte und filmte, mündete in eine künstlerische Medieninstallation.

Weitere Projekte wie diejenigen mit verschiedenen Cadolzburger Schulen näherten sich den Themen Turnier, Tanz oder Erzählen und fanden so mit den Mitarbeitern der Bayerischen Schlösserverwaltung heraus, was davon lohnt, dauerhaft ins Vermittlungsprogramm des neuen Museums aufgenommen zu werden.

Derartige partizipativen Ansätze waren von Anfang an Teil des Museumskonzeptes. Durch solche Kooperationen und Erfahrungen wird die Cadolzburg schließlich die Burg, die es in sich hat.

Einen ungewöhnlichen Ansatz verfolgten die Museumsmacher bei der Gestaltung der Ausstellung "Herrschaftszeiten — Erlebnis Cadolzburg".

Sie ließen die späteren Besucher des Museums, Schüler und Schülerinnen, an der Ausstellung mitgestalten und ausprobieren, wie spannend das Eintauchen in die Vergangenheit sein kann. So entstanden schon viele Monate vor der großen Eröffnung, die am 23. Juni geplant ist, interessante Mosaiksteine, die Schulklassen mit ihren Lehrern zu dem Gesamtkonzept beitrugen.

Den Weg, wie es dazu kam, erklärt Uta Piereth von der Bayerischen Schlösserverwaltung im dritten Teil unserer Serie Erlebnis-Museum unter anderem am Beispiel des Stoffmusterbuches, das in Chemieunterrichtsstunden entstand.

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