Familienkonferenz: "Erzieherinnen brauchen die beste Ausbildung"

27.11.2016, 09:07 Uhr
Familienkonferenz:

© Foto: Jens Büttner/dpa

„Was können wir tun, um unsere Kinder stark zu machen?“ – war die Frage, der sich Roswitha Sommer-Himmel annäherte. Denn gleich zu Beginn räumte sie ein, wer eine einfache Antwort auf diese Frage kenne, sei „nobelpreisverdächtig“. Auf der Suche nach der Antwort dreht sich viel um eine zweite Frage: Wieso kann das eine Kind eine Krise, wie beispielsweise die Trennung der Eltern, gut bewältigen, das andere aber zerbricht daran? Resilienz nennen die Experten die Kräfte, die Menschen durch Krisen helfen. Solche Widerstandskräfte zu entwickeln, dafür trägt auch das pädagogische Personal in den verschiedenen Institutionen Verantwortung. Sommer-Himmel: „Unsere Kinder verbringen heute oft mehr Zeit in den Kitas als in den Familien.“

Blick in die Statistik

Welche Kinder besonderer Unterstützung bedürfen, dazu hilft ein Blick auf die Zahlen. Daten für den Landkreis gibt es nicht, aber für Bayern, die die Jugendhilfeplanerin des Landkreises Tabea Höppner präsentierte: Danach zeigt rund ein Fünftel aller Kinder Auffälligkeiten im Sozialverhalten, leidet unter Ängsten, hat Probleme mit Gleichaltrigen oder kann sich nicht konzentrieren. Ein Viertel der Kinder in Bayern hat die Diagnose: psychische Störung oder Entwicklungsstörung. 7,1 Prozent der Mädchen und Jungen in Bayern leben in armen Familien, im Landkreis sind es fünf Prozent.

Armut, das Erleben von körperlicher und psychischer Gewalt, ein niedriges Bildungsniveau der Eltern oder die Hilflosigkeit der Erwachsenen beim Auftreten von Problemen gehören zu den Faktoren, die die Widerstandskräfte der Kinder schwächen, legte Expertin Sommer-Himmel dar. Hinzu kommt natürlich die Ausstattung, die das Kind mitbringt: Temperament oder Intelligenz. Risikofaktoren, die von außen einwirken, sind Trennung der Eltern, Tod einer nahen Bezugsperson oder Suchtverhalten der Eltern. Aber es gibt auch mildernde Einflüsse, wie eine hohe Sprachfertigkeit, eine wichtige Bindungsperson, die Fähigkeit, sich Hilfe zu organisieren, oder stabile Beziehungen zu Gleichaltrigen.

Damit Erzieherinnen, Lehrerinnen, Pädagoginnen alle diese komplexen, miteinander wirkenden Einflüsse erkennen und reagieren können, stellte Sommer-Himmel die logische Forderung auf: „Wir müssen in die beste Ausbildung der Erzieher investieren.“

Eine Antwort auf die Frage „Was Kinder stark macht?“ versuchte die Professorin am Ende doch noch zu geben: Eltern sollten zuverlässige Ansprechpartner ihrer Kinder sein, einfühlsam und respektvoll. In einer Familie sollte man offen über Gefühle sprechen können. Lob sollte nicht nebenbei fallen, sondern ernst zu nehmen sein.

Und wie sieht die optimale Kita aus? Ihre Finanzierung ist gesichert, sie hat ein buntes Team spezialisierten Personals („Keine Erzieherin, Sozialpädagogin kann heute mehr alles“) und Verwaltungsarbeit kann delegiert werden. Das pädagogische Personal sieht in den Eltern Experten für ihre Kinder und unterstützt sie, die Einrichtung macht Bildungsangebote, die sich an den Bedürfnissen der Eltern orientieren. Präventionsprogramme müssen sowohl Eltern als auch Kinder erreichen und sollten nicht einmalig bleiben.

Am Ende aller Bemühungen sollte ein starkes Kindes stehen, das die Expertin so beschrieb: „Ich habe Menschen, denen ich trauen kann und die mir helfen. Ich bin jemand, den man mögen kann und mir sicher, dass alles gut wird. Ich kann über Dinge sprechen, die mich bekümmern.“

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