Fasziniert von der Königin der Instrumente

16.8.2017, 13:00 Uhr
Fasziniert von der Königin der Instrumente

© Hans-Joachim Winckler

Dominik Friedrich ist in den Familienbetrieb hineingewachsen. "Mein Vater hat 1987 die Räumlichkeiten in Oberasbach von einem Orgelbauer übernommen, der dort vorher schon 60 Jahre lang die Instrumente gebaut hatte", erzählt er. 2004 erweitert der Vater die Werkstatt. Dominik absolviert eine Lehre bei einem Orgelbauer in Augsburg.

Fasziniert von der Königin der Instrumente

© Hans-Joachim Winckler

2009 dann der Schock: Der Vater, noch nicht mal 50 Jahre alt, stirbt plötzlich und unerwartet — und Dominik wird von heute auf morgen Chef des Betriebs. Im Alter von nur 22 Jahren. "Das war eben so", sagt er, "Aufgeben war keine Option." So macht er parallel zu der neuen Aufgabe seinen Meister und setzt die Tradition fort.

Die hat sich jedoch verändert. Seinem Beruf im Wortsinn — also Orgeln tatsächlich zu bauen — kommt Friedrich kaum noch nach. "Seit den 2000er Jahren ist der Neubau sehr stark zurückgegangen." Dennoch steht ganz in der Nähe, in der Paul-Gerhardt-Kirche in Stein, ein von ihm geschaffenes Instrument. Über ein halbes Jahr intensiver Arbeit steckt in der Orgel, die er regelmäßig wartet und stimmt.

Doch grundsätzlich liegen seine Schwerpunkte in Restauration und Umbau, Wartung und Stimmen sowie dem Verleih von Instrumenten. Unter anderem für den Fränkischen Sommer, diverse andere Konzertreihen und Rundfunkaufnahmen verleiht er sogenannte Truhenorgeln, die so heißen, weil sie kompakt in einer Kiste transportiert und bespielt werden können. Und ein interessantes Innenleben bergen: Mit einer Mischung aus Holz- und Metallpfeifen vereinen sie verschiedene Klangfarben auf engstem Raum.

Im Erdgeschoss seiner Werkstatt führt der Fachmann, der im Rahmen des 30-jährigen Firmenjubiläums am 10. September (10 bis 17 Uhr) zum Tag der offenen Tür in die Jahnstraße 61 einlädt, in einen klimatisierten Raum. "Die Temperatur spielt eine wichtige Rolle, denn der feste Stimmton variiert pro ein Grad Celsius um etwa 0,8 Hertz — das ist sehr viel", erklärt er.

Das Innenleben einer historischen Orgel verteilt sich im Raum. Säuberlich aufgereiht liegen die Orgelpfeifen der verschiedenen Register in speziellen Kästen, große Pfeifen stehen an der Wand. Holzgebälke liegen am Boden und warten auf die Restaurierung. Im sauber aufgeräumten Lager nebenan finden sich in den Schubladen und Schränken die unentbehrlichen Materialien: Filzstoffe, Leder, stinkender flüssiger Fischleim, an den sich Friedrich gut gewöhnt hat, und Rinderknochengranulat.

Friedrich erklärt, deutet und befühlt. Schnell wird deutlich: Orgelbau ist ein ebenso faszinierendes wie komplexes Handwerk. Ein Orgelbauer muss geduldig sein, eine gute Feinmotorik, ein Gefühl für Ästhetik und natürlich ein sehr gutes Gehör haben. Kaum zu glauben: Orgel spielen kann Friedrich nicht. "Klavier habe ich gelernt, aber Orgel . . . nein", sagt er fast ein bisschen verlegen.

Doch sein Geselle Robert Schmidt demonstriert an einer Truhenorgel, was die "Königin aller Instrumente" (laut Mozart) bewirkt: Sie nimmt einen mit ihrem umfassenden und vielstimmigen Klang komplett ein. Mit ihren Hunderten Pfeifen und Tasten klingt sie beinahe wie ein ganzes Orchester.

 

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