Feuerwehr entrümpelt Luftschutzkeller

8.4.2008, 00:00 Uhr
Feuerwehr entrümpelt Luftschutzkeller

© Goecke

Der Luftschutzkeller wurde in den Jahren 1940/41 für die Patienten des Kinderkrankenhauses gebaut. 1944 folgte als Anbau ein so genannter Deckungsgraben - das war ein «etwas besserer Splitterschutz», wie die Fürther Historikerin Renate Trautwein erklärt, die sich schon seit längerem gründlich mit den Luftschutzeinrichtungen in der Kleeblattstadt befasst.

Einen Volltreffer, zu dem es glücklicherweise nicht kam, hätte niemand überlebt. 70 Kinder und ihre Pfleger fanden hier bei Luftangriffen Platz. Penibel listet die heute im Amt für Brand- und Katastrophenschutz aufbewahrte Akte die Baukosten und die benötigten Materialien auf: Insgesamt 128 500 Reichsmark investierte die Stadt in den Schutzbau.

Nervöse Bevölkerung

Wie aus der Akte auch hervorgeht, waren damit aber offenbar nicht alle einverstanden: Ein Wehrmachts-Offizier beschwerte sich darüber, dass nicht der Ausbau des Luftschutzkellers unter dem eigenen Anwesen Vorrang hatte. Ihn störte, dass die «Trennung zwischen Einwohnern und Ostarbeitern» darin nicht gewährleistet gewesen wäre. Die Verwaltung wies dieses Ansinnen zurück - mit dem Verweis auf die «an sich schon nervöse Bevölkerung». Nach dem Krieg wurde der Luftschutzkeller außer Betrieb gestellt.

Steigt man heute in den Keller herab, erwarten einen Dunkelheit, Staub und Spinnweben - sowie allerlei Gerümpel und Unrat, die Besucher in den vergangenen Jahren dort unten zurückgelassen haben. Irgendjemand hat sich vor Jahren eine Art unterirdischen Party-Keller eingerichtet - mit kompletter Sofa-Einrichtung; die allerdings ist vollkommen verschimmelt.

Kurzer Marsch

Nach kurzem Marsch durch die Dunkelheit fällt das Licht der Taschenlampe auf eine Brandschutztür. Überraschenderweise ist sie aus Holz. Das war wohl eine Folge der Materialknappheit gegen Ende des Krieges, wie Historikerin Trautwein aufklärt. Allerdings: «Weit wirkungsvoller als die damals sonst gebräuchlichen Stahltüren», urteilt FFW-Kommandant Axel Wiemer. Denn Holz leitet Hitze wesentlich schlechter als Eisen, so dass nach einer Dreiviertelstunde gerade mal zwei Millimeter des Holzes abgebrannt sein würden.

Hinter dieser Tür befindet sich das eigentliche Ziel der Feuerwehr: Ein zugemauerter Durchgang, der aufgebrochen werden soll. Zum einen soll dies zu Übungszwecken geschehen, zum anderen, damit der Keller etwas besser durchlüftet wird. Neben der Historikerin beobachten auch Richard Linz und Kamran Salimi vom Fürther Untergrund-Verein, wie sich die Feuerwehrleute mit dem Presslufthammer vorarbeiten. Sie sind neugierig, was sich hinter der Mauer verbirgt.

Die erweist sich als unerwartet massiv, weswegen die Feuerwehr viel länger braucht als vorher angenommen. Zur Enttäuschung der Zuschauer stellt sich dann auch der Grund heraus: Es handelt sich um eine Außenmauer, und hinter ihr befindet sich nichts als Erdreich. «Vermutlich war das hier als weiterer Notausstieg geplant, der dann nicht mehr realisiert wurde», schätzt FFW-Kommandant Wiemer.

Immerhin holt die Feuerwehr ein paar alte Bettgestelle und Lattenroste aus einem anderen Teil des Kellers ans Tageslicht. Einer trägt den Brandstempel «LS (Luftschutz) - Reichseigentum». Das ist zwar nicht gerade das sagenumwobene Bernsteinzimmer, aber: «Das ist schon einzigartig, so etwas haben wir bislang noch nie gefunden», sagt Petra Wein vom Amt für Brand- und Katastrophenschutz.

Fundstücke ausgestellt

Auch der Untergrund-Verein ist mit der Ausbeute zufrieden, die die Awo-Stiftung ihm überlässt. Die Fundstücke sollen künftig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und unter dem Krankenhaus, wo sich ein viel größerer Stollen befindet, ausgestellt werden.

Der Verein Untergrund hat die ehemaligen Bierkeller der Grüner-Brauerei, die zum Schutzraum ausgebaut wurden, elektrifiziert. Dort finden regelmäßig Führungen, Kunstaktionen und Kindergeburtstage statt.