Feuerwehr zwischen Pickelhaube und Südsee

29.9.2008, 00:00 Uhr
Feuerwehr zwischen Pickelhaube und Südsee

© Hans-Joachim Winckler

Auf den Tag genau vor 100 Jahren traten erstmals wachsame Feuerwehrmänner in der brandneuen Zentrale ihren Dienst an. Die schicke Jugendstil-Fassade mit ihren neobarocken Details begeisterte die Bürger, die auf der Königstraße vorbeiflanierten. Das zweckmäßige Innere des Baus, samt Pferdestall, Heuboden und Futterkammer, war 1908 auf dem neuesten Stand der Technik.

Christian Gußner, heutiger Leiter der Berufsfeuerwehr, blickte bei der Eröffnung der Ausstellung zurück auf die Anfänge des Hauses, das noch immer Domizil ist - auch wenn sich die Anforderungen gravierend verändert haben. Gußner verriet seinen Zuhörern auch, wie die sehenswerte Ausstellung zustande kam: «Es gibt ein Archiv, doch das war leicht stiefmütterlich behandelt worden.«

Waschkorbweise ruhten dort Bilder von Einsätzen - leider ohne eine Notiz über Details, wann und wo die Aufnahmen entstanden. Ein Problem, das sich Oliver Wittmann und Michael Weilgony vorknöpften. Die beiden Berufsfeuerwehrmänner scannten alle Fotos ein und recherchierten die schmerzlich vermissten Daten. Ein aufwändiger Einsatz, bei dem sie von der Autorin Renate Trautwein unterstützt wurden. Gußner stolz: «Die Trefferquote lag bei 90 Prozent.«

Das Team, dass sich auf die Jagd gemacht hatte, konzipierte auch die Ausstellung im Stadtmuseum. Zur Eröffnung der faktenreichen Schau begrüßte Axel Wiemer, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Fürth Stadt, Verantwortliche aus der Politik, Vertreter der großen Hilfsorganisationen und Feuerwehr-Kollegen, unter anderem aus Erlangen, Nürnberg und aus Fürth im Odenwald.

Fürths Oberbürgermeister Jung betonte, es sei wichtig, diesen Geburtstag zu feiern, darüber dürfe aber nicht vergessen werden, dass «das Wichtigste die Menschen sind, die in der Wache arbeiten«. Denen versprach der OB, dass im Frühjahr 2009 in der Kapellenstraße die Bagger anrollen: «Und die werden nicht eher weichen, bis eine neue Sporthalle und in deren Folge die Feuerwache errichtet ist.« In «vier bis fünf Jahren« soll es so weit sein.

Zu Wort kamen auch Jürgen Aschenauer, Leiter der Unterstützungsgruppe örtliche Einsatzleitung (UGÖEL), Peter Pfann, Stadtrat und engagierter Pfleger der Feuerwehren, sowie Renate Trautwein, die ihr zum Geburtstag der Feuerwache erschienenes Buch «Heiße Fürther Gschichtn« vorstellte. Ihre Suche führte sie bis ins Jahr 1599.

Nicht ganz so weit zurück reicht die Geschichte der Exponate, die nun im Stadtmuseum zu sehen sind. Zu bewundern ist zum Beispiel die prächtige Pickelhaube, die die Galauniform des Stadtkommandanten von 1900 an zierte. Nicht ganz so schick, aber entschieden nützlicher: der giftgrüne Chemikalienschutzanzug von heute, der ebenfalls begutachtet werden kann.

Großformatige Fotos zeigen brenzlige Situationen aus 100 Jahren und stolze Feuerwehrmänner, die sich fürs Foto gruppiert haben. 1921 wurde dabei etwa als neueste Errungenschaft die Motorspitze «Typ Rottweil« präsentiert. 1934 lacht die Theatersicherheitswache vergnügt aus einer Südseekulisse heraus in die Kamera.

Eine Überraschung zur Ausstellung zauberte Christian Gußner zum Abschluss aus seiner Jackentasche: In einer Auflage von 2000 Stück gibt es jetzt das Fahrzeug der Einsatzleitung der UGÖEL im Maßstab 1:87.

«100 Jahre Feuerwache Fürth« im Stadtmuseum, Ottostraße 2, dienstags von 9 bis 12 Uhr und donnerstags von 14 bis 17 Uhr. Zum Abschluss, am 2. November, ist zusätzlich von 14 bis 17 Uhr ein Besuch möglich. Das Buch «Heiße Fürther Gschichtn« von Renate Trautwein ist im emwe-Verlag Nürnberg erschienen und ebenso wie das UGÖEL-Model in der Ausstellung erhältlich.

Weitere Informationen: www.feuerwehr-fuerth.org