Forsche Tierfreunde

17.3.2010, 00:00 Uhr
Forsche Tierfreunde

© Günter B. Kögler

Knapp 35 Millionen Euro, hat der Deutsche Tierschutzbund errechnet, bräuchten seine bundesweit 500 Tierheime, um über die Runden zu kommen. Nicht berücksichtigt: die hohen Heizkosten im aktuell strengen Winter. Via Presseerklärung verweist der Tierschutzbund auch auf Finanz- und Wirtschaftskrise sowie Sozialgesetzgebung, deretwegen immer mehr Tiere in Heimen landeten. Entsprechend fällt das Fazit aus: Die Lage der Tierheime sei »dramatisch«, oft existenzbedrohend. Bund, Länder und Kommunen seien in der Pflicht.

»Ungereimtheiten«

Auch auf der Stadelner Hard spitze sich die Lage zu, bestätigt Tierschutzhausleiterin Michaela Pfaff. Die Zahl der Menschen, die sich ihr Tier nicht mehr leisten könnten, weil sie, wie sie sagten, »bloß noch HartzIV« bekämen, werde ständig größer. »Von zehn Anrufen, in denen es um die Abgabe von Tieren geht, sind vielleicht sieben so begründet.« Zugleich holten immer weniger Tierliebhaber eine Katze oder ein Kaninchen aus dem Heim.

Rund 80 Tiere, vor allem Katzen, aber auch Meerschweinchen, Chinchillas, einen Ziegenbock und zwei Schweine beherbergt das Tierschutzhaus zurzeit. Allein die Impfung einer Katze gegen Katzenschnupfen, Katzenseuche und Tollwut kostet laut Pfaff rund 40 Euro. Pro Jahr entstünden Kosten von 130000 Euro. 100000 Euro kämen über Spenden, Mitgliedsbeiträge, Erlöse aus Flohmärkten und Festen sowie den Zuschuss der Stadt Fürth (3000 Euro/Jahr) herein.

Die restlichen 30000 Euro hatten sich Pfaff und Thomas Schier, Vorsitzender des Vereins Tierschutzhaus, aus dem Landkreis erhofft. Seit Jahren bemühe man sich im Landratsamt und bei den Bürgermeistern um Unterstützung, sagt Pfaff. Bei einer Dienstbesprechung der Bürgermeister Ende Februar präsentierten sie und Schier ihr Haus - und ihre Rechnung. Zusagen für Zuschüsse bekamen sie nicht.

Für die Unterbringung herrenloser Tiere seien die Kommunen, nicht der Landkreis zuständig, sagt Landrat Matthias Dießl. »Eine Bezuschussung wäre eine freiwillige Leistung und freiwillige Aufgaben übernimmt der Landkreis nach einem Beschluss von 1990 nicht mehr.« Dießl lobt die »engagierte Arbeit« der Tierschützer, denen er vor den versammelten Bürgermeistern gerne ein Podium gegeben habe. Aber: »Die Präsentation war nicht glücklich.«

Zirndorfs Bürgermeister Thomas Zwingel störte sich am »forschen Auftreten« von Pfaff und Schier: Diese hätten von Kommunen und Landratsamt je 3000 Euro verlangt und gedroht, sonst den Zusatz »Land« aus dem Vereinsnamen zu streichen. Letzteres ist bereits geschehen. Was Zwingel »auch die Nase raufging, waren Ungereimtheiten bei den Zahlen«. Bei 3000 Euro pro Kommune plus Landkreis komme man auf 45000, nicht 30000 Euro.

Kosten bewusst höher angesetzt

Michaela Pfaff entgegnet, sie und Schier hätten die Kosten »mit Blick auf künftige Investitionen für Ausbau und Instandhaltung vorbeugend höher angesetzt«. Und: »Wir waren nicht forsch, wir mussten das Problem knapp und klar schildern.«

»Völlig übertrieben«, urteilt Leonhard Eder (Tuchenbach) unabhängig vom Ton über die 3000 Euro. »Für alle Kommunen zusammen wäre das okay.« Ähnlich sehen das Birgit Huber (Oberasbach) und Wolfgang Kistner (Puschendorf). Kein Verein bekomme so viel Geld. »Da gibt es bei uns pauschal 130 Euro im Jahr«, sagt Kistner, der auch nicht nachvollziehen kann, dass Puschendorf mit 2200 Einwohnern so viel bezahlen sollte wie Zirndorf (25700). Doch weder auf diesen Einwand noch auf die Frage, wie viele Tiere aus welcher Gemeinde im Tierschutzhaus landen, habe es Antworten gegeben. Kistner: »Wir zahlen doch nicht 3000 Euro für eine Katze und einen Hamster.«

Sollte jemand ein herrenloses Tier im Oberasbacher Rathaus abgeben, würde Huber übrigens beim Tierschutzhaus anrufen: »Ob das nun ,Fürth’ heißt oder ,Fürth Stadt und Land’, ich würde fragen, ob sie das Tier nehmen, wenn wir Kost und Logis bezahlen.«