Förster Filmer testet bei Langenzenn neue Gehölze

4.9.2016, 06:00 Uhr
Förster Filmer testet bei Langenzenn neue Gehölze

© Foto: Petra Fiedler

Das mit dem Mammutbaum hatten sich die Waldbesitzer dann doch anders vorgestellt. Dieser nicht einmal mannshohe Busch, dessen Grün sich hart und stachelig anfühlt, soll einmal einer dieser Baumriesen werden? Raymund Filmer wiegelt erst einmal ab: „Er steht ja erst seit 2009 hier und die gewaltigen Mammutbäume der Sierra Nevada sind bis zu 3000 Jahre alt.“

Nun, solange will wohl keiner der Exkursionsteilnehmer planen, aber faszinierend ist der Mammutbaum schon. Bis zu 80 Meter hoch kann er werden, einen Durchmesser von acht bis zehn Metern erreichen und knapp 1500 Kubikmeter Holz liefern. Nachdem sich doch der eine oder andere Waldbesitzer für die Pflanzung eines Solitärbaums erwärmen kann, warnt Filmer vor dessen Empfindlichkeit, weil früher Frost die jungen Triebe schädigen könnten. Als breit eingesetztes Nutzholz empfiehlt er dann doch lieber Weißtanne oder Douglasie — je nach Standort.

Filmer hält einen Plan des Grundstücks in Händen, das der Stadt Langenzenn als Ausgleichsfläche dient. Augenfällig hat er die Standorte der unterschiedlichen Baumarten eingetragen. Zwischen Ahorn, Linden, Buchen und bekanntem Wildobst finden sich auch weitere, bislang unbekannte Namen. Zu Versuchszwecken hat Filmer auch die Intermedia-Hybridnuss pflanzen lassen. So wie in der Antriebstechnik von Fahrzeugen der Begriff Hybrid für die Kombination verschiedener Systeme steht, sind Baumhybriden Kreuzungen aus zwei unterschiedlichen Sorten.

„Das soll die Vorteile der beiden Mutterpflanzen im Hybridprodukt anlegen“, erklärt der Förster. Die Intermedia-Hybridnuss ist eine Kreuzung aus Schwarz- und Walnuss. Während die heimische Walnuss als relativ robust gilt, bringt die aus Nordamerika stammende Schwarznuss die bessere Holzqualität mit.

Vitale Hybridnuss

Und tatsächlich stemmen sich diese Nussbäume vital in den Himmel. Filmer meint, dass die Hybridnuss als Option für künftige Neupflanzungen gehandelt werden könnte. Die Waldbesitzer sind ebenfalls positiv überrascht: „Die wächst schön gerade“, meinen sie und wenden sich einer weiteren Innovation, der Hybridlärche zu. Gerade für die heimischen Lärchen wird der Klimawandel zur bedrohlichen Herausforderung.

Ihre natürliche Verbreitung kann mit dem Tempo nicht mehr mithalten. Die Spezies schafft es nicht mehr in für sie geeignete Klimazonen. Ist eine Hybride aus europäischer und japanischer Lärche besser geeignet? „Ich bin im Großen und Ganzen recht zufrieden“, bewertet Filmer das Gedeihen der Bäume. Anderes gilt für die Pekannuss. Sie hat auf der Versuchsfläche nicht überlebt. „Noch war es zu kalt in den Wintern“, erklärt dazu der Förster. In 20 Jahren könnte das anders aussehen.

Die Frage nach den Kosten der Baumsetzlinge beschäftigt die Teilnehmer der Waldbegehung auch. Klaus Emmert aus Poppenreuth hat gerade erst 3500 neue Bäumchen gepflanzt. „Da ist es schon entscheidend, wie viel man für das Stück ausgeben muss“, sagt der Hobby-Waldbauer. Und weil es gerade ums Geld geht, hat Filmer Tipps parat: „Eine Ausgleichspflanzung wird höher gefördert als eine normale Neupflanzung.“

Mit dem Mehrgenerationenwald sprach Filmer ein weiteres zukunftsorientiertes Thema an. „Hier geht es um Generationengerechtigkeit und die Chance, dass jede Generation in gleichen Mengen Holz einschlagen kann“, stimmt er die Waldbesitzer auf das Thema ein. Allerdings stehe den Bedürfnissen eines Mehrgenerationenwaldes die bislang übliche Pflanzung des sogenannten Altersklassenwaldes entgegen. Hier wird ein Waldstück komplett neu aufgeforstet und nach 80 bis 100 Jahren in einem Zug gefällt. „Eine Generation pflanzt, eine sieht den Wald wachsen und die dritte hat den Nutzen“, erklärt Filmer. Ein Mehrgenerationenwald folge dem Beispiel der im alpinen Raum beheimateten Plenterwälder. Es werde vereinzelt gefällt, individuell erfolge die Verjüngung. „Jede Waldbesitzergeneration erntet, hegt und pflanzt.“ Filmer steht hinter diesem Konzept.

„Ein Mehrgenerationenwald macht mit Sicherheit mehr Arbeit als ein Altersklassenwald“, bekennt der Förster und verweist auf Baumarten mit unterschiedlicher Wachstumsgeschwindigkeit und abweichendem Lichtbedürfnis. Doch dafür sei der Mehrgenerationenwald wegen seiner Vielfalt weniger anfällig, ökologisch wertvoller und ein Geschenk für jede Generation Waldbesitzer.

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