Forsthaus in Fürth: Neujahrsschock für Hotel-Mitarbeiter

3.1.2018, 06:00 Uhr
Forsthaus in Fürth: Neujahrsschock für Hotel-Mitarbeiter

© Foto: Hans-Joachim Winckler

So will man garantiert nicht in das neue Jahr starten: Die Mitarbeiter des Hotels Forsthaus wissen derzeit nicht, wie es beruflich mit ihnen weitergeht. Als sie am 2. Januar ihren Dienst in dem Haus am Stadtwald antreten wollten, wurden sie wieder weggeschickt. Ihr früherer Arbeitgeber, die NH-Kette, hat den Betrieb zum Jahresende eingestellt. Der Eigentümer des Gebäudes, die Clees-Gruppe aus Düsseldorf, will das Hotel zwar künftig in Eigenregie führen, ist aber noch nicht so weit – und gibt NH die Schuld dafür.

Also fuhren 18 Mitarbeiter am Dienstag mit ihrem Anwalt kurz entschlossen zum jetzt einzigen Fürther NH-Hotel in der Königstraße, um ihren bisherigen Arbeitgeber zur Rede zu stellen. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Direktor mussten sie das Hotel verlassen. "Ich bin jetzt 62, aber so bin ich noch nie behandelt worden", schimpfte eine Frau. Bei zwei anderen flossen sogar Tränen.

Zum Teil über viele Jahre haben sie an der Rezeption, im Service, im Restaurant oder in der Küche des Forsthauses gearbeitet. Auch die vier Azubis hängen in der Luft. Drei von ihnen sind im dritten Lehrjahr, sie schreiben im Frühjahr ihre Abschlussprüfungen.

Rückblick: Im Oktober 2017 wurde bekannt, dass sich die NH-Kette nach 15 Jahren aus dem Forsthaus zurückziehen wird. Die Verhandlungen mit dem Eigentümer über ein neues Pachtverhältnis waren gescheitert.

Die Mitarbeiter begannen daraufhin, mit NH einen Sozialplan auszuhandeln, um eine Abfindung zu vereinbaren; die Azubis sollten auf andere Häuser verteilt werden. Als die Clees-Gruppe jedoch bekanntgab, das Hotel in Eigenregie weiterführen zu wollen – die Rede war von einem "übergangslosen Neubetrieb" mit Beginn des neuen Jahres –, endeten die Gespräche über den Sozialplan.

Wie es dazu kam, dass sich die Mitarbeiter nun in dieser misslichen Lage befinden, dazu haben beide Seite ihre eigene Meinung. Die NH-Kette teilte am Dienstag auf FN-Anfrage mit: Mit der Schlüsselübergabe am 1. Januar seien "kraft Gesetz die Arbeitsverhältnisse auf den neuen Betreiber übergegangen". Außerdem habe man dem Eigentümer "relevante Dokumente für die Weiterführung des Betriebes" zugestellt.

Bei der Clees-Gruppe hält man dagegen: "Die NH-Hotel-Gruppe hatte uns keinen Termin für eine ordentliche Rückgabe des Hotels angeboten, wir haben erst durch eine Schlüsselübergabe in der Silvesternacht Zugang zum Hotel erhalten." Deshalb sei es nicht gelungen, einen "geordneten Übergang vorzubereiten", heißt es in einer Stellungnahme.

Jetzt müsse zunächst einmal geprüft werden, ob das Forsthaus "betriebsbereit" sei. "Das ist Grundlage für die Fortführung des Hotels sowie der Arbeitsverhältnisse", lässt die Clees-Gruppe wissen und weiter: "Wir bedauern die unklare Situation für die Beschäftigten außerordentlich und hoffen auf eine baldige Klärung." Wann das Hotel wieder öffnet, lasse sich noch nicht sagen.

Die Mitarbeiter sind jedenfalls bereit, für ihre Rechte zu kämpfen. Über ihren Anwalt Sören Meyer wollen sie "arbeitsgerichtliche Maßnahmen" einleiten, sollte nicht bald Klarheit herrschen. "Die Leute brauchen Sicherheit", sagt Meyer, "sie müssen wissen, woher ihr Januargehalt kommt, damit sie ihre Miete bezahlen können. Hier hängen etliche Familien dran."

Wenn es nicht anders möglich sei, so der Anwalt, müsse eben das Arbeitsgericht klären, ob NH oder die Clees-Gruppe zu zahlen hat.

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