Fotografien im Café Samocca

28.6.2016, 21:00 Uhr
Fotografien im Café Samocca

© Foto: Michael Müller

Jane Bley ist die Foto-Künstlerin, die sich besonders mit Langzeitbelichtung befasst und daher im wahrsten Sinne Zeit genommen hat. Sie hat einen Leuchtturm im Watt und im Schnee sowie einen Wassergraben zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten in ganz anderer Beleuchtung und Atmosphäre festgehalten. Georg Schuh dagegen demonstriert an den Dingen des Alltags, wie die Uhr tickt. Da verfallen Bücher, Flaschen, Holz, Flüssigkeiten, der Betrachter sieht und spürt ihre Veränderung, ihr langsames Vergehen. Natürlich hat Schuh jeweils nur einen Augenblick mit der Kamera erhascht, mehr ist der Fotografie nicht gegeben. Aber dadurch nimmt sie eine wichtige dokumentarische Funktion wahr, ähnlich wie die Historiker.

Dazu passt stimmig die Arbeitsweise von Renate Heinl, die abplatzenden Lack und ein welkes Blatt abgelichtet hat, aber andererseits mit unglaublich knackig-frischem Obst aufwartet. Auch bei ihr geht es um den Wandel, die Veränderung im Zeitablauf, denn jeder weiß, dass Himbeere und Zitrone schon in ein paar Tagen verfaulen. Stilisierte Uhrzeiger weisen extra darauf hin.

Ganz in der Zeitlosigkeit, im Hier und Jetzt verweilt dagegen Chris Rupp mit ihren Bildern von glücklichen Augenblicken wie dem Eisessen oder der Begegnung mit lächelnden, freundlichen Gesichtern sowie Petra Meier mit ihren zeitlosen Motiven von Menschen in einem Einkaufszentrum und auf Rolltreppen. Sie haben keine Zeit und lösen sich deshalb förmlich auf.

Aus der Zeit fällt Judith Weibrecht mit ihren Aufnahmen aus Papua Neuguinea. Dort folgen die Menschen, die sie beim Schminken für ein Fest fotografiert hat, einem anderen Rhythmus. Madalina Puri dreht den Spieß um, denn ihr ist aufgefallen, dass Stein und Metall grün werden, wenn sie altern. Ausgerechnet die Farbe der Frische und Jugend nehmen ihre Denkmäler und steinernen Verzierungen an. Mit Uhr, Autobahn, Rolltreppen und U-Bahn bearbeitet Harald Kretz das Thema Bewegung, die im Bild so schwer einzufangen ist und doch vom Betrachter rasch mitgedacht wird. Bei Kretz sind es Verwischungen, Schatten, Spiegelungen, Ungenauigkeiten, die das Gefühl der Fahrt und Mobilität hervorrufen.

„Hüte des Lichts“, „Zeit – Tempus“, zu sehen bis zum 31.8.2016 im Café Samocca, Rudolf-Breitscheid-Straße 4

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