Frauenliebe und fahrende Gesellen im Fürther Stadttheater

5.9.2015, 13:15 Uhr
Frauenliebe und fahrende Gesellen im Fürther Stadttheater

© Borggreve

Das kleine Gedeck fürs Ohr (K 2) serviert vier, das große (K 1) acht Konzerte, Überschneidungen gibt es nicht. Doch egal, auf welche der grundverschiedenen Mieten die Wahl fällt, es kommt hier wie dort zur Begegnung mit international arrivierten Orchestern, Ensembles und Solisten. Zaghafte zeitgenössische Werk-Tupfer sind durchaus zu verzeichnen, doch arbeitet Fürth auch in der nächsten Saison nicht mit Feuereifer daran, eine Hochburg der Avantgarde zu werden.

Soll aber nicht heißen, dass es fad zugeht. Mit Cellist Daniel Müller-Schott als erstem Solisten beim heuer sehr frühen Auftaktkonzert (29. September) ist der deutsche Cellist zu erleben. Er spielt Haydns C-Dur-Konzert und Ernst Blochs elegischen Zehnminüter „From Jewish Life“ aus dem Jahr 1922 mit dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn, das unter Ruben Gazarian Populäres von Grieg („Aus Holbergs Zeit“) und Bartók (Divertimento für Streichorchester) beisteuert.

Spanien ist kein Land mit Streichquartett-Tradition, gleichwohl hat es das madrilenische Cuarteto Casals, das in Fürth Haydn, Schostakowitsch und Beethoven spielt, in diesem Jahr bis zu den Salzburger Festspielen geschafft (10. November).

Frauenliebe und fahrende Gesellen im Fürther Stadttheater

© Haberland

Als Dirigent und Solist tritt Leonidas Kavakos am 19. Dezember in einem Haydn-Bartók-DvoÝák-Programm vor die Bamberger Symphoniker. Der griechische Geiger konzertiert mit allen großen Orchestern und ist auch dank zahlreicher aufregender CD-Einspielungen äußerst gefragt. Zum zweiten Mal kommen die Bamberger am 19. Februar ins Stadttheater — leider nicht mit Sol Gabetta, die schon im Dezember an der Regnitz gastiert, sondern mit ihrem Solocellisten Ulrich Witteler und, neben Werken von Ravel, Strawinsky und Bizet, Henri Dutilleux’ feinherben Sacher-Variationen. Der junge französische Dirigent Jérémie Rhorer dirigiert.

Pianisten-Weltklasse am 17. Januar: Der Amerikaner Tzimon Barto, der noch auf Einladung Karajans im Wiener Musikverein spielte, kommt mit einem feinen barock-frühklassischen Programm. Den 1. Preis beim ARD-Musikwettbewerb trug 2007 der Spanier Ramón Ortega Quero davon — unfassbare 40 Jahre hatte es gedauert, bis die Jury wieder den Lorbeer im Fach Oboe überreichte. Vivaldi, Bach und Mozart spielt der Solist des BR-Symphonieorchesters am 5. April, ihm zur Seite geht das Prague Philharmonia Orchestra.

Piano-Weltklasse, zweite Runde: Daniel Barenboims bessere Hälfte Elena Bashkirova beglückt die Fürther mit Mitgliedern des Jerusalem Chamber Music Festivals mit einem reinen Mozart-Programm (8. Mai).

Fragt man nach lebenden deutschen Komponisten mit Weltruf, dann fällt sein Name neben dem Wolfgang Rihms und Helmut Lachenmanns auf jeden Fall: Jörg Widmanns üppig-sinnliche, auch ironische Klangsprache kommt sogar bei Moderne-Verächtern gut an. Der Münchner ist aber nicht nur Komponist (der sich in jüngeren Jahren nicht für Kinder-CDs, wie Helme Heines „Freunde“, zu schade war), sondern auch ein begnadeter Klarinettist — und so spielt er am 12. Juni beim letzten Konzert der großen Miete den Klarinettenpart in seinem 3. Streichquartett und im A-Dur-Quintett Mozarts. Beim streichzarten Vierer handelt es sich um das Signum Quartett aus Köln.

Abonnenten der kleineren Konzertmiete K 2 können über ihre Garderobe bis 5. Dezember grübeln. Dann schlägt, mit einem vorweihnachtlich-behaglichen Barockprogramm, die Stunde der jungen norwegischen Trompeterin und Echo-Preisträgerin Tine Thing Helseth und der Dresdner Kapellsolisten.Das Kammerorchester der Sachsenmetropole rekrutiert sich aus Mitgliedern der Staatskapelle.

Nach einer Pause von einer Saison präsentiert das Stadttheater 15/16 wieder einen Liederabend und versorgt damit löblicherweise eine höchst fragile Gattung mit Sauerstoff. Die 1980 in Feuchtwangen geborene Sopranistin Christiane Karg steht neben Diana Damrau und Simone Kermes in der ersten Reihe deutscher Sängerinnen mit internationaler Reputation. Sie gastierte bei den Salzburger Festspielen, konzertiert unter Großmeistern wie Nikolaus Harnoncourt und Riccardo Muti. In Fürth singt Karg neben Werken von Clara Schumann und Johannes Brahms Robert Schumanns „Frauenliebe und -leben“ und wird dabei begleitet von einem der bekanntesten Liedpianisten, dem Engländer Roger Vignoles.

Ella Milch-Sheriffs Kammeroper „Baruchs Schweigen“ ergriff die Fürther vor wenigen Monaten, nun können sie Bekanntschaft schließen mit dem Ehemann der israelischen Komponistin. Noam Sheriff dirigiert die Württembergische Philharmonie Reutlingen in einem Programm mit Werken von Gustav Mahler — Nikolay Borchev von der Wiener Staatsoper ist Solist in den „Liedern eines fahrenden Gesellen — , dem in Fürth geborenen Kantoren-Sohn Jakob Schönberg und Sheriff selbst. Der Abend (12. März) ist auch Programmpunkt des Internationalen Klezmer Festivals.

Zu sehr guter Letzt am 19. Juni 2016 die Bamberger Symphoniker unter Rafael Payare, einem Schützling Gustavo Dudamels, mit dem selten zu hörenden 1. Klavierkonzert des „Freischütz“-Schöpfers Carl Maria von Weber. Solist ist der lange als Wunderknabe gehandelte Kit Armstrong, der an Alfred Brendels Urteil, er habe solch ein Talent noch nie gehört, schwer zu tragen hatte und der nun langsam gereift aus dem Schatten des großen Alten hervortritt.

Die Konzertmiete 1 kostet zwischen 72 und 204, die Konzertmiete 2 36 bis 116 Euro. Abo-Neueinschreibungen nimmt das Stadttheater (Königstraße 116) bis 2. Oktober entgegen. Infos und Bestellzettel im Spielplanheft zur Saison 2015/16.

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