Fürth: Besitzer müssen Baumriesen im Zaum halten

20.10.2016, 16:00 Uhr
Fürth: Besitzer müssen Baumriesen im Zaum halten

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Bislang hat sich die Kommune – freiwillig, wie das Umweltamt betont – bei sämtlichen Fürther Naturdenkmälern und „geschützten Landschaftsbestandteilen“ um die sogenannte Verkehrssicherungspflicht gekümmert, also dafür Sorge getragen, dass morsche Bäume nicht zur Gefahr für Passanten werden oder Hecken nicht zu sehr in Wege und Straßen hineinwuchern. Nun will man es handhaben wie Nürnberg und München: Zuständig und damit haftbar ist, wem das Grundstück gehört. Dies sei in anderen Bereichen selbstverständlich, sagt Hans-Peter Kürzdörfer, Leiter des Amts für Umwelt, Ordnung und Verbraucherschutz. Auch bei denkmalgeschützten Häusern etwa tragen die Besitzer die Verantwortung.

Mit 16 Bäumen steht etwa die Hälfte der Fürther Naturdenkmäler auf privatem Grund. 18 weitere der besonders geschützten Bäume sind auf städtischen Flächen zu finden, einer ist in gemeinsamem Besitz. Unter Naturschutz stehen aber auch etliche weitere Landschaftselemente: Hecken, kleine Baum- und Gehölzgruppen, kleinräumige Waldbestände, Gewässervegetation und Feuchtgebiete sowie Magerrasenflächen. Von den insgesamt rund 62 Hektar sind 35 Hektar in Privatbesitz. Bisher mussten bzw. konnten die Besitzer nur dann eingreifen, wenn es etwa nach einem Sturm dringend („unaufschiebbar“) geboten war, um Gefahr abzuwenden.

Mit der Verlagerung der Verantwortung müssen künftig die Eigentümer die Kosten für Verkehrssicherungsmaßnahmen tragen und – für die Stadtverwaltung entscheidender – auch die Haftung im Schadensfall. Der kommunale Haushalt werde dadurch nur unwesentlich entlastet, heißt es, vor allem aber verringere sich das „derzeit unkalkulierbare (Haftungs-) Risiko“ der Stadt.

Kritik an dem Vorhaben kam kürzlich in einer Sitzung des Umweltausschusses von den Grünen: Sie befürchten, dass die Kosten und Verantwortung die Besitzer abschrecken und dies dem Naturschutz schade: „Gerade wenn es um potenzielle Versicherungsangelegenheiten geht, sehen wir die Gefahr, dass der eine oder andere Baum deutlich mehr beschnitten wird, als es sinnvoll oder notwendig wäre… wo kein Ast mehr ist, kann er schließlich auch niemandem auf den Kopf fallen.“

Die Ersparnis der Stadt sei gering – 3000 bis 4000 Euro würden pro Jahr für die Verkehrssicherung auf privatem Grund ausgegeben. Zudem, so die Grünen, fehle Privatleuten die Erfahrung der Fachleute der Unteren Naturschutzbehörde.

Auf Zustimmung stieß der Vorschlag von SPD-Rat Markus Dinter-Bienk, den Betroffenen eine Übergangsfrist einzuräumen. In nächster Zeit werde man alle Besitzer anschreiben und informieren, sagt Ordnungsamtsleiter Kürzdörfer. Auch wolle man vor der Übergabe alle Naturdenkmäler und Landschaftsteile kontrollieren und aktuell erforderliche Maßnahmen noch übernehmen.

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