Fürth: Eindringliche Warnung vor Streusalz

15.1.2017, 16:00 Uhr
Die Schippe Streusalz ist wirksam, aber verboten.

© dpa Die Schippe Streusalz ist wirksam, aber verboten.

Kaum fällt der erste Schnee, sind sie zuverlässig zur Stelle: Hausbesitzer, die mit ihren Eimerchen die Gehsteige entlangpilgern und daraus Salz in kräftiger Dosis verteilen. Manche ganz offen, andere eher verschämt im schwindenden Licht der Dämmerung – denn die meisten von ihnen wissen: Geduldet ist das nicht, zu groß ist der Schaden für die Umwelt. Doch gehandelt wird oft nach der Logik: Wenn es doch der Nachbar auch tut . . .

Dabei spricht die sogenannte Reinhaltungsverordnung der Stadt Fürth eine klare Sprache, in der die Pflicht zum Schippen geregelt ist: Anlieger haben öffentliche Wege auf der Länge ihres angrenzenden Grundstücks und mindestens in einer Breite von einem Meter zu räumen. Bei Schnee-, Reif- und Eisglätte müssen sie abstumpfende Mittel wie Sand und Splitt streuen.

Wichtig: Die Kommune verlangt ausdrücklich den Einsatz „umweltfreundlicher Streumittel“ und sagt: Salz ist grundsätzlich verboten – denn schädliche Stoffe sickern ins Erdreich. Ausnahmen sind lediglich in Situationen zulässig, in denen sich der Glätte nicht mehr anders beikommen lässt, ohne schlimme Ausrutscher für Passanten zu riskieren – bei Eisregen etwa, auf Treppen und an Steigungen.

Schwere Schäden

Auch die Naturschützer schlagen in diese Kerbe: Sie bitten Privatleute eindringlich, generell auf Streusalz zu verzichten. Bäume am Straßenrand oder im Garten würden dadurch schwer beeinträchtigt, sagt Richard Mergner, bayerischer Landesbeauftragter des BN. Die Folgen zeigen sich erst in den Sommermonaten in Form brauner Blattränder oder vorzeitig abfallender Blätter, wissen Fachleute.

Aber auch Haustiere haben ihnen zufolge mit der scharfen Salzlösung zu kämpfen, ihre Pfoten werden dadurch angegriffen. Nicht zuletzt gehen viele Korrosionsschäden an Fahrzeugen und sündhaft teure Mängel an Brücken häufig auf das Konto von Streusalz.

Die Tatsache, dass Straßenmeistereien und auch der städtische Bauhof in Fürth auf Hauptverkehrsrouten die rasch wirkende Substanz verwenden dürfen, kann für Privatleute keine Rechtfertigung sein. Denn während es im einen Fall darum geht, akute und lebensgefährliche Unfallgefahren im Verkehr einzudämmen – was effektiv und schnell nur mit Salz geht –, ist das Streuen vor Häusern eher der Bequemlichkeit geschuldet. Denn das ausgebrachte Salz verhindert für einige Zeit, dass Schnee überhaupt liegen bleibt. Das Schippen kann man sich so sparen – zum kurzfristigen eigenen Nutzen, aber zum langfristigen Nachteil der Umwelt.

Auch viele Gemeinden haben mit Blick darauf längst den vom Landesamt für Umwelt empfohlenen „differenzierten Winterdienst“ eingeführt: Nur noch wichtige Straßen und besondere Gefahrenstellen sollen mit Streusalz behandelt werden, Nebenstraßen gar nicht mehr. Dies, so der BN, habe die Belastung spürbar vermindert.

„Sehr besorgt“

Was die Naturschützer bekümmert: Dem zum Trotz bieten Baumärkte weiterhin Streusalz in großer Auswahl an. „Sehr besorgt“, heißt es in einem Papier des BN, sei man insbesondere über das Vorgehen mancher Hausmeisterdienste, das man in den vergangenen Wochen in Fürth beobachtet habe. Trotz Verbots sei auf Gehwegen teils „massiv Streusalz“ eingesetzt worden, ohne vorher überhaupt noch Schnee zu räumen.

Die Folge: Erhebliche Mengen Salz blieben zurück, als der Schnee schon lange geschmolzen war. Der Fürther BN fordert deshalb „eine Informationskampagne und notfalls ein Einschreiten der Stadt Fürth, um solche Auswüchse zu beenden“.

Doch selbst andere Mittel als Salz sollte man nach BN-Ansicht nur sparsam verwenden, denn auch durch sie werde die Umwelt belastet. Um abstumpfendes Streugut wie Splitt oder Kies herzustellen, auszubringen und wieder einzusammeln, brauche es Energie, besonders wenn dafür Streu- und Kehrfahrzeuge eingesetzt werden müssen. Zudem könnten Splitt und Granulat giftige Substanzen wie Arsen, Blei oder Quecksilber enthalten.

Bei Schneefall reiche es meist, Gehwege gründlich und rechtzeitig mit Schneeschaufel oder Besen zu räumen – und notfalls noch mit dem Sand zu streuen, den die Stadt Fürth an etlichen Stellen in speziellen Kisten am Straßenrand bereitstellt.

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