Fürth: Fahrrad-Yoga und Elektroautos

18.9.2017, 16:00 Uhr
Fürth: Fahrrad-Yoga und Elektroautos

© Foto: Thomas Scherer

Autos tanken Benzin, E-Autos tanken Strom. Und Radfahrer? Woher beziehen die ihre Energie? Aus dem Fahrrad-Yoga, wie es Stefanie Fischer-Fernandez vor dem Pavillon der Adenaueranlage vormacht.

"Die meisten Rennradler sind ziemlich verkürzt", doziert sie, "das heißt, sie können sich nicht mehr richtig bücken. Ihr Rücken ist steif, ihre Schultern verspannt. Dasselbe gilt für Leute, die zu lange am Schreibtisch sitzen." Mit ein paar Übungen zeigt sie, wie sich das beheben lässt. Tatsächlich: Der Körper fühlt sich danach elastischer an, bereit für neue Taten. Oder für die nächsten 50 Kilometer im Sattel.

Wo bekommt man günstig ein Fahrrad her? Vielleicht vom Flohmarkt. Die Leute von "Bangla-Dash-Trash" stellen rund 20 gebrauchte und wiederaufgemöbelte Räder auf ihrem Flohmarkt aus. "Wir haben hier alles, vom Dreigangrad übers Damenrad bis zum Rennrad", erläutert einer von ihnen. "Die Räder bekommen wir von Sammlern oder kaufen sie auf Flohmärkten, ertüchtigen sie und geben sie weiter." "Bangla-Dash-Trash" will vor allem gegen die Wegwerfmentalität angehen: "Ich war schon ein paarmal in Indien, dort wird noch alles repariert, und zwar kunstvoll." Natürlich heiße der Staat Bangladesh, aber Dash stehe im Englischen für Tempo. Und um Trash handelt es sich auch nicht. "Die Kosten belaufen sich von 30 bis 500 Euro, je nach Rarität", sagen die Aktivisten. "Alte Stahlräder aus den siebziger und achtziger Jahren sind ihr Geld wert, denn sie sind immer noch dünnwandiger als billige Aluräder."

Migrantinnen lernen radeln

Und wo kann man sein Rad reparieren lassen, wenn die Kasse nicht allzu üppig bestückt ist? Da steht Gerhard Heinzel bereit, der je einmal pro Woche seine mobile Fahrradwerkstatt auf der Hardhöhe und in der Fronmüllerstraße aufbaut. Hierbei leitet er die Radbesitzer bei der Reparatur an und gibt ihnen Hilfe zur Selbsthilfe. Und die Kosten? "Die Teile lassen wir uns bezahlen", erklärt Heinzel. "Aber wir wissen ja, wo man seine Teile günstig kriegt."

Doch was nützt das bestreparierteste Fahrrad, wenn man nicht fahren kann? Es gibt tatsächlich Migrantinnen — vornehmlich aus dem arabischen Kulturkreis —, die noch nie auf einem Fahrrad saßen. Um diese kümmern sich Renate Wanke von elan und ihre beiden Brückenfrauen Afrah Hade Jwad und Tahmineh Khiabani. Der Fahrradkurs im sicheren Pegnitzgrund dauert etwa zehn Stunden. Hierfür stehen Lernräder in Erwachsenengröße mit einklappbaren Pedalen bereit. "Um den Sinn fürs Gleichgewicht zu trainieren, setzen sich die Frauen erst auf den Sattel und spazieren herum", erklärt Afrah Hade Jwad. "Danach probieren sie es mit nur einem Pedal, dann mit beiden. Die ganze Zeit läuft eine von uns beiden mit und fängt die Frau auf, falls sie fallen sollte." Zur Praxis gehört die Theorie. Alle Bestandteile des Fahrrads werden in den Landessprachen bezeichnet, Verkehrsregeln und -zeichen gepaukt, bis alles sitzt. "Nach zehn Stunden sind die meisten so weit."

Den Gleichgewichtssinn trüben diverse geistige Getränke. Egal ob Auto, Motor- oder Fahrrad, ab einer bestimmten Promillegrenze ist Schluss. Bereit zum Selbstversuch? Statt einer Flasche Wodka spendiert der nette Herr vom Autoclub Europa (ACE) eine Rauschbrille, die ihrem Träger die Sicht bei 1,3 Promille vorgaukelt. Auf einmal sieht man doppelt, die roten Hütchen auf dem Boden stehen schief und krumm, und obwohl der Fuß genau in die Mitte zwischen beiden Hütchen tritt, spürt man, wie das Hütchen umfällt. Am Ende sind fast alle Hütchen umgetreten. Bei der zweiten Rauschbrille — 0,8 bei Nacht — fällt das Ergebnis auch nicht besser aus.

Da bleibt nur noch eines: zu Fuß gehen. Laufen und Radfahren verbrauchen jeweils null Gramm Treibhausgas pro Person und Kilometer. Ein Auto hingegen 142 Gramm, der Bus schon 76 Gramm. So heißt es jedenfalls beim Infostand der Stadt Fürth.

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