Fürth: Kampf um das Villenareal in der Südstadt

10.5.2017, 06:00 Uhr
Fürth: Kampf um das Villenareal in der Südstadt

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Der Nürnberger Bauträger "Bauhaus – Liebe und Partner" will auf dem parkähnlich mit Bäumen und Büschen bestandenen Privatareal vor einer großzügigen Sandsteinvilla aus dem Jahr 1884 Mehrfamilienhäuser mit einer Tiefgarage errichten. Berufen kann sich das Unternehmen dabei auf einen noch heute gültigen Bebauungsplan aus dem Jahr 1964. Aus einer Zeit also, in der Erwägungen wie Denkmal- und Naturschutz noch kaum eine Rolle spielten

Die Stadt indes ist juristisch in der Zwickmühle, will sie den rechtsverbindlichen Ansprüchen von damals wirksam einen Riegel vorschieben. Eine "Nulllösung" ohne jede Bebauung durchsetzen zu können, wie es Nachbarn und Denkmalschützer am liebsten sähen, schließt das städtische Rechtsamt, wie es heißt, aus. Vor Gericht würde man damit mit hoher Wahrscheinlichkeit Schiffbruch erleiden, so der für das Projekt zuständige Leiter des Stadtplanungsamts, Dietmar Most, auf Nachfrage der FN.

Was seine Behörde nun dem Bauausschuss stattdessen zur Beratung vorlegt, ist in seinen Augen ein denkbarer Kompromiss — den Kritikern aber geht er entschieden zu weit: Vorgesehen wären demnach immer noch zwei Baukörper mit jeweils fünf Geschossen plus Penthouse-Wohnung und eine Tiefgarage. Die Geschossfläche würde sich von 2760 Quadratmetern, die der Bauherr wünscht, auf 2090 reduzieren und Raum für 15 bis 20 Wohnungen bieten. Dank der – ausgerichtet an der Nachbarbebauung – "maximalen Höhe" könne man auf ein drittes Gebäude verzichten und dadurch so viele Bäume wie möglich erhalten, argumentiert Most.

"Wir können uns das als noch verträglich vorstellen", sagt er, betont aber auch: Gebe das politische Gremium, also die im Ausschuss vertretenen Lokalpolitiker, seinem Amt die Weisung, einen abgespeckteren Entwurf mit dann jedoch größerem Risiko der juristischen Niederlage vorzulegen, erledige man das ebenso.

Für Anwohner wie Sabine Pullen und Michael Voit, aber auch für das bayerische Landesamt für Denkmalpflege und die Fürther Grünen ist klar: In diese Richtung muss die Reise gehen. Denn: Durch die Neubauten werde die schmucke Gründerzeitvilla "zum untergeordneten Rückgebäude degradiert", jegliche Attraktivität werde ihr geraubt, urteilen die Denkmalexperten in einer Stellungnahme unverblümt; schlichtweg "Entsetzen" habe der neue Entwurf bei ihnen hervorgerufen, sagen Pullen und Voit.

Sie fordern, dass die Stadt mehr Rückgrat zeigt, und berufen sich auf den OB, der sich noch Ende 2016 hinsichtlich einer Auseinandersetzung vor dem Kadi kämpferisch gegeben hatte. Mit Blick auf die stattlichen Bäume, die denkmalgeschützte Villa und den Artenschutz sagte er damals: "Wenn diese Gründe nicht zählen, welche dann?"

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