Fürth sagt Fremdenfeindlichkeit den Kampf an

20.10.2018, 21:00 Uhr
Fürth sagt Fremdenfeindlichkeit den Kampf an

© Foto: Schülbe

Auf dem Schreibtisch von Oberbürgermeister Thomas Jung landen Fälle, die er selbst nicht glauben kann. Etwa der einer jungen Irakerin, die in Wien ihren Universitätsabschluss gemacht hat und nun ein Forschungsprojekt in Augsburg leiten soll. Die Deutsche Forschungsgesellschaft würde ein paar hunderttausend Euro locker machen, aber nur, wenn diese Frau beteiligt ist, berichtet der Oberbürgermeister: "Sie kriegt aber keine Aufenthaltserlaubnis, weil sie mal im Kirchenasyl war und soll nun zurück nach Bagdad, um sich neu zu bewerben." Ihr Glück, dass sie auch ein Angebot aus den USA hat.

Abgesehen von seinem Wunsch nach mehr Feingefühl bei Einzelfallentscheidungen ist Jung an diesem Mittwochabend jedoch vor allem eines, nämlich dankbar. 300 Menschen engagieren sich in Fürth für Flüchtlinge, wie er sagt — knapp die Hälfte davon sind einer Einladung in die Stadthalle gefolgt, wo die Stadt ihr Engagement würdigt. "Ein unwahrscheinlich großer und wertvoller Schatz für die Stadt Fürth."

"Meilenstein der Fürther Integrationspolitik"

Denkanstöße für die Gespräche an diesem Ehrenabend gibt ein Vortrag von Sozialreferentin Elisabeth Reichert, Referentin für Soziales, Jugend und Kultur, in dem sie ein positives Fazit der bisherigen Integrationsarbeit zieht und berichtet, dass ein Großteil der etwa 1500 Flüchtlinge in der Stadt mittlerweile dauerhaft in Gemeinschaftsunterkünften oder Wohnungen lebt: "Nun muss es darum gehen, den Fürther Weg der Integration weiterzugehen."

Zentrale Bedeutung misst Reichert den im vergangenen Jahr vom Stadtrat verabschiedeten Integrationsleitsätzen zu. Die Orientierung an Erkenntnissen der Migrationsforschung, die klare Positionierung gegen Fremdenfeindlichkeit und die systematische Steuerung von Verwaltungsakten bezeichnet sie als Meilensteine der Fürther Integrationspolitik, ebenso die Koordination des Bürgerengagements und den Aufbau von Stadtteilnetzwerken. Mit einer werteorientierten Sozial- und Integrationspolitik trete Fürth dem Populismus entgegen.

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