Fürth: Schlachter bangen um die Existenz

18.9.2017, 21:00 Uhr
Fürth: Schlachter bangen um die Existenz

© Foto: dpa/Burgi

Seit 1991 besteht die Schlachthof-Betriebs GmbH Fürth, eine in dieser Form und Größe seltene Einrichtung. Mit durchschnittlich rund 950 geschlachteten Schweinen pro Woche sieht Ammon diese Einrichtung nicht direkt bedroht. Der Landesinnungsmeister sorgt sich eher um kleine und mittlere Metzger auf dem Land, die noch selber schlachten.

Stephan Emmert ist einer von ihnen. Er führt eine Landmetzgerei in Kirchfarrnbach mit 20 bis 25 Schlachtungen pro Woche. "Viele meiner Kollegen sagen, wenn die neuen Verordnungen greifen, dann hören sie auf", berichtet Emmert beim Termin im Fürther Schlachthof. Angesichts stetig steigender Kontrollen und neuer Richtlinien und den deshalb notwendigen Investitionen "haben viele einfach keine Lust mehr". Sinn und Zweck der neuen Vorschriften stellt Emmert grundlegend in Frage – sie seien weder dem Tierwohl noch der Fleischqualität zuträglich.

So beklagen einige Betriebe, dass die vorgeschriebene Mindestbetäubungsdauer von vier Sekunden bei der Elektrobetäubung von Schweinen zu lang sei. "Wir stellen vermehrt Knochenbrüche und Blutpunkte fest", so Emmert, der die daraus folgenden Qualitätsminderungen beklagt. Ob diese Anforderungen aus Gründen des Tierschutzes überhaupt erforderlich seien oder diesem gar entgegenstehen, stehe nicht zweifelsfrei fest.

Konrad Ammon regt daher fundierte wissenschaftliche Studien zu dem Thema an, denn solche habe es in den zurückliegenden Jahren nicht mehr gegeben. Auch über einen Investitionskostenzuschuss für kleine Schlachtereien, wie es sie besonders in Bayern und Baden-Württemberg noch gibt, sollte die Politik in Berlin und München nachdenken.

Letzteres konnte der Bundeslandwirtschaftsminister beim Ortstermin in Burgfarrnbach selbstredend nicht zusagen. Allerdings versprach Schmidt, dass die Frage nach Wirksamkeit und Sinn der Elektrobetäubung demnächst tatsächlich wissenschaftlich untersucht wird. Schließlich sei Schwein nicht gleich Schwein und je nach Rasse oder Aufzuchtart würden die Tiere anders auf die Betäubung reagieren, so Konrad Ammon. Was den Erhalt regionaler Schlachthofstrukturen angeht – zum Vergleich: In Mecklenburg-Vorpommern gibt es laut Schmidt exakt noch einen Schlachthof – müsse man sich gemeinsam daran machen, um entsprechende Konzepte zu erarbeiten.

Dafür sei jetzt die richtige Zeit, denn sollte seine Partei nach der Bundestagswahl an Koalitionsverhandlungen beteiligt sein, "werden die Karten neu gemischt", so der CSU-Politiker. Da der Verbraucher regionale Produkte nachfrage, müssten auch Schlachtungen weiter dezentral möglich sein.

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