Fürth stellt Weichen für Mehr-Generationen-Wohnprojekt

3.3.2016, 06:00 Uhr
Fürth stellt Weichen für Mehr-Generationen-Wohnprojekt

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Eine leichte Geburt sieht anders aus. Das Unternehmen „Spiegelfabrik“ orientiert sich schließlich nicht an simplen Marktmechanismen der Profitmaximierung. Viele Fragen des Zusammenlebens galt es im Vorfeld zu klären. In unzähligen Abstimmungsgesprächen entstand ein tragfähiges Konzept, wurden Interessenten gefunden. Und dann trat auch noch der Denkmalschutz auf den Plan.

Die Stadt will den ehemaligen Fabrikkomplex, Lange Straße 53, jedoch nach einstimmigem Bauausschuss-Votum jedoch nicht komplett konservieren, wie es das Landesamt für Denkmalschutz fordert. Im Einvernehmen mit Stadtheimatpflegerin Karin Jungkunz sollen nur markante Teile wie die historische Schlosserei geschützt werden. Teilabriss und Neubau sind nach den Worten von Thomas Röbke Voraussetzung für bezahlbaren Wohnraum.

Röbke ist Geschäftsführer des Landesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement Bayern und neben Projektsteuerer Stefan Groll und Grundeigentümer Christian Stiegler Geschäftsführer der Gesellschaft Spiegelfabrik Fürth. Er gibt zu bedenken: „Im alten Gebäude hätten bestenfalls 15 Luxuslofts Platz gehabt, aber keine Sozialwohnungen.“ Ein Drittel der rund 35 barrierefreien Wohnungen auf 3500 Quadratmetern Grund sind für Familien mit Kindern vorgesehen. Hinzu kommen ein bis zwei Wohngemeinschaften für Studenten und Flüchtlinge.

Die Resonanz ist enorm – vor allem bei reiferen Jahrgängen. Von über 100 Interessenten bei privaten Auftaktveranstaltungen sind laut Röbke 25 dezidierte Mitstreiter übrig geblieben. Damit sich auch Schwachverdiener das in Berlin, Hamburg, Freiburg, München und anderen Großstädten bereits bewährte Zusammenleben leisten können, übernimmt die Regensburger Baugenossenschaft NaBau die Hälfte der Spiegelfabrik-Wohnungen.

Geplant wird die ökologisch nachhaltige und sozial integrierende Wohnform vom Berliner Architekturbüro Heide & von Beckrath. Es verfügt über langjährige Erfahrung im Entwickeln anspruchsvoller und dennoch preiswerter Quartiere. Vernetzt ist die Spiegelfabrik mit dem Nürnberger Verein für regionale Generationenwohnprojekte „Der Hof“.

Platz für Kontakte

Herzstücke des Quartiers sind Gemeinschaftsräume wie eine Werkstatt mit Keramikofen, Gruppentreff, Festplatz, Nutz- und Dachgarten, sowie zentrale Waschküche. Hier soll Platz für vielerlei Kontakte geschaffen werden. Aber auch an eine Gewerbefläche zur Verbindung von Wohnen und Arbeiten ist gedacht. Alle Bewohner haben die Möglichkeit, sich mit ihren persönlichen Fähigkeiten in die Gemeinschaft einzubringen. Gegenseitiger Hilfestellung, Respekt und achtsamer Umgangs miteinander sind die zentralen Ideale des Wohnprojekts. Über die Ausgestaltung soll die Bewohnergemeinschaft entscheiden.

Nach den Worten von Oberbürgermeister Thomas Jung gebietet es das Allgemeinwohl, sich über die Festsetzungen des Landesdenkmalamtes hinwegzusetzen. Schließlich würden durch eine Verändereungssperre "wertvollste Perspektiven" gefährdet. Röbkle wiederum versichert: "Wir wollen nicht nur für uns bauen, sondern auch zur Aufwertung des Stadtviertels beitragen". So soll etwa ein Quartiersbüro entstehen.

Am 11 März ist eine weitere Informationsveranstaltung geplant. Näheres und Anmeldungen auf der Homepage www.spiegelfabrik.gesunder-mausklick.net und bei Der Hof e.V. unter www.wohnprojekte.org

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