Fürth: Theater gegen Komasaufen

8.11.2017, 16:00 Uhr
Fürth: Theater gegen Komasaufen

© Foto: Leberzammer

"Alkohol ist in unserer Gesellschaft nicht wegzudenken. Es kommt also darauf an, wie man damit umgeht", sagt Regisseur Jean-Francois Drozak. Im von ihm konzipierten Stück "Tube – eine Geisterfahrt" wird die Geschichte eines Abends nacherzählt, der aus dem Ruder läuft.

Eine lustige Party, Betäubung von Liebeskummer, Trichtertrinken, Flatrate, Notruf – im Schnelldurchgang geht es auf der Bühne in der Schulturnhalle bis zu Kontrollverlust und Bewusstlosigkeit. Aufgeführt von acht Schülerinnen und Schülern der Grund- und Mittelschule Pestalozzistraße, die an diesem Abend für Eltern und Geschwister spielen. Das eigentliche Publikum waren ihre Mitschüler, denen sie "Tube" bereits mehrmals während der Unterrichtszeiten dargeboten hatten.

Drozak, der sich schon länger mit der Thematik beschäftigt, hat viele Jugendliche nach ihrem Motiv für den Vollrausch gefragt: "Die meisten antworten, sie wissen es nicht. Es ist einfach passiert." Weder Frust noch Liebeskummer oder Gruppenzwang wurden als Gründe aufgeführt. "Das hat mich dann doch verwundert und ich habe bei dem Stück die Dynamik eines Abends in den Mittelpunkt gestellt."

Nach jeder Szene bittet der Regisseur die Zuschauer um ihre Bewertung: Sollte einer der Beteiligten an diesem Punkt aufhören zu trinken? Würde ich an seiner Stelle noch weitertrinken? Zusätzlich versucht Drozak, über Alkohol und seine Wirkung aufzuklären. Der sei nämlich keinesfalls ein Tröster, sondern "eine emotionale Lupe": "Wenn es dir vorher schlecht geht, fühlst du dich mit Alkohol noch schlechter", warnt er und fordert die Jugendlichen zu kritischer Reflektion auf: Was macht der Alkohol mit dem Körper? Wann hat man genug — und wann ist es genug?

Unterstützt wird das Theaterprojekt vom Landesjugendwerk der Awo. "Wir wollen nicht mit dem erhobenen Zeigefinger agieren, sondern informieren und nachhaltig etwas verändern", sagt Awo-Vertreter Thomas Schwarz. Prävention müsse an erster Stelle stehen. Ansätze wie Alkoholverbote an Tankstellen oder im öffentlichen Raum seien dagegen nicht sinnvoll.

Dass sich das Bewusstsein gewandelt hat, lege eine repräsentative Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung nahe. Demnach trinken Jugendliche und junge Erwachsene weniger Alkohol als in früheren Jahren.

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