Fürth will die Unesco-Experten doch noch überzeugen

17.10.2016, 06:00 Uhr
Fürth will die Unesco-Experten doch noch überzeugen

© Foto: Winckler

Für die meisten Fürther ist klar, dass ihre Kärwa etwas Besonderes ist. Aber wie überzeugt man die Unesco davon? Ein Gespräch mit Vertretern des Kultusministeriums und der bayerischen Unesco-Kommission könnte Mitte November Wirtschaftsreferent Horst Müller und Stadtarchivar Martin Schramm ein Stück weiterbringen. Sie hoffen, zu erfahren, weshalb die Bewerbung 2015 scheiterte und was man besser machen könnte.

Beide glauben nach wie vor, dass es die Kirchweih verdient hätte, auf die bayerische Liste des immateriellen Kulturerbes zu kommen und später gar in die nationale oder internationale Auswahl. Anders als beim Weltkulturerbe geht es der Unesco dabei nicht um Bauwerke, sondern um bemerkenswerte Bräuche, die gelebt werden. Zwei Unesco-Gutachterinnen aus Lettland und Kroatien, die vor einem Jahr zu Gast waren, zeigten sich beeindruckt vom Erntedankfestzug und davon, wie sehr die Kärwa in Fürth verwurzelt sei. Für die Kleeblattstadt reichte es dennoch nicht. Der Freistaat gab anderen Kandidaten den Vorzug – unter anderem der Konkurrenz aus Fürth: Die Siebener hatten sich auch beworben.

Die Kärwa-Bewerbung hatte die Stadt recht kurzfristig erstellt, nun soll sie in Ruhe nachgebessert werden. Man habe auch erst hinterher erfahren, dass bei dieser Art von Brauchtum ausnahmsweise wohl zwei regionale Gutachter besser gewesen wären als ausländische, sagt Schramm, der gespannt ist auf das Gespräch in München. Ein paar Ideen hat er schon für den neuen Anlauf.

Im Mittelpunkt sollte die Kärwa als Ganzes stehen, meint er, und die hohe Identifikation der Fürther mit dieser jahrhundertealten Veranstaltung. Dem Festzug allein geben Professoren der Uni Erlangen, die die Stadt beraten, offenbar keine großen Chancen: Zu jung scheint er ihnen. Zwar gab es bereits 1817 einen Erntedankfestzug, aber damals fand er im Juli statt und hatte mit der Kirchweih nichts zu tun, wie im Buch „Die Michaeliskirchweih in Fürth“ des Stadtarchivs und -museums nachzulesen ist. Die Kärwa wurde dagegen traditionell mit einem Festumzug der Brauereien eröffnet. Erst viel später wurde das Thema Erntedank mit dem Kirchweihfestzug verbunden, und erst seit 1954 findet der Umzug in ähnlicher Form wie heute am Bauernsonntag statt.

Die Kirchweih selbst sei „das Besondere, das Alte“, sagt Schramm: Historiker gehen davon aus, dass sie erstmals nach dem Bau von St. Michael abgehalten wurde. Die derzeit älteste bekannte namentliche Nennung der Fürther Kärwa stammt aus dem Jahr 1536. Damals, so Schramm, drehte sich ein Gerichtsverfahren um die Kärwa und es zeigte sich, dass sie damals schon so alt war, dass niemand sich an eine Zeit ohne dieses Fest erinnern konnte.

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