Fürth wird wieder fürs Internet fotografiert

10.4.2011, 13:00 Uhr
Fürth wird wieder fürs Internet fotografiert

© Hippel

FÜRTH —Verwechslungsgefahr besteht schon beim Namen: Streetside hat Microsoft den Service genannt, der Internetnutzern bald Spaziergänge durch zunächst 56 deutsche Städte ermöglichen soll, ohne dass sie dafür auch nur den kleinen Zeh bewegen müssten. Auch Fürth wird darunter sein — die Stadt gehört wie Nürnberg und Erlangen sogar zu den ersten Zielen in Deutschland, die die Kamera-Autos ansteuern.

Zwischen 9. Mai und Ende Juni werden Straßen und Plätze wieder so abfotografiert, dass sich die Aufnahmen am Ende zu 360-Grad-Darstellungen zusammenfügen. „Das wird das gleiche Produkt sein wie Google Street View“, sagt Fürths Datenschutzbeauftragter Thomas Kraft, der sich schon auf die gleichen Schwierigkeiten einstellt.

Denn so schön der Gedanke ist, dass das Fürther Rathaus, das Stadttheater oder die Gustavstraße von jeder Ecke in Deutschland aus bewundert werden können: Wie schon bei Google Street View dürfte es einige Fürther geben, die etwas dagegen haben, dass sich Menschen, gleich ob in Berlin oder Burgfarrnbach, auch an ihr Haus oder ihre Autoscheibe heranzoomen können.

Kraft, der sich im Auftrag der Kommune um die Datenschutzbelange von Bürgern kümmert, kann ihr Unbehagen verstehen, ihnen aber nicht wirklich helfen. „Es war schon bei Google so, dass die Stadt nichts dagegen machen kann.“ Die Fahrzeuge sind schließlich auf öffentlichen Straßen unterwegs, zudem habe Microsoft wie Google und wie jeder Privatmann das Recht, Fotos zu machen und ins Internet zu stellen. „Wenn einer beispielsweise die Jakobinenstraße 35 ablichten will, kann ihn ja keiner daran hindern.“ Grundlegende Voraussetzung bei Google oder Microsoft sei aber, dass sie Gesichter und Autokennzeichen unkenntlich machen.

Manchen freilich geht das nicht weit genug. Etwa 50 Fürther haben sich im vergangenen Jahr bei Kraft gemeldet, als sie erfuhren, dass Google seine Kameras durch Fürth rollen lässt. Das einzige, was Kraft tun konnte, war, ihnen ein Musterformular an die Hand zu geben, mit dem sie Widerspruch einlegen konnten. Google hatte immerhin das Versprechen gegeben, die Häuser dann aus dem Angebot zu nehmen.

Protest per Mausklick

Dieses Versprechen gibt es von Microsoft noch nicht. Das Unternehmen hat eine andere Variante im Sinn: Wer sein Haus später bei Streetside, das in den Stadtplänen der Suchmaschine Bing eingebettet sein wird, entdeckt und damit nicht einverstanden ist, soll es mit einem einfachen Mausklick markieren können. Ein Team von Microsoft werde sich dann darum kümmern, das Bild zu pixeln, heißt es. Spätestens nach 48 Stunden sei der Fall erledigt.

Weil nun aber Datenschutz-Experten und auch Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) dagegen Sturm laufen (siehe auch Artikel im Hauptteil), versucht Microsoft zu beschwichtigen. Die Regeln, nach denen der Widerspruch eingelegt werden kann, müssten noch abgestimmt werden, sagte Sprecherin Miriam Kapsegger auf Nachfrage der FN. Man habe sich bisher am Vorgehen in den USA orientiert, wo es Streetside bereits gibt. „Aber wie wir auch von Google wissen, ist das Verhalten dort ganz anders. Da gibt es viel, viel weniger Bedenken.“

Wie auch immer die Zugeständnisse aussehen werden: „Die Originalaufnahmen bleiben gespeichert“, sagt Kraft. „In anderen Ländern gelten andere Gesetze, da stoßen wir leider an unsere Grenzen.“ Dass die Kamera-Fahrzeuge am 9. Mai in Fürth loslegen, hat er nur aus der Presse erfahren. „Die haben sich ebenso wenig angemeldet wie Google.“ Auch welche Straßen sie abfahren werden, verrät Microsoft ebenso wenig wie damals der Konkurrent. Nur eines ließ sich die Sprecherin entlocken: Die Innenstadt, Touristenattraktionen und größere Einkaufszentren seien vorrangig interessant.
 

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