Fürther Biotonnen sind unterernährt

10.5.2012, 11:00 Uhr
Fürther Biotonnen sind unterernährt

© Bernd Weißbrod dpa

Der Umweltausschuss hat in seiner jüngsten Sitzung grünes Licht für eine großangelegte Kampagne zur besseren Biomüllsammlung signalisiert. Im Fokus der städtischen Abfallwirtschaft: Eigenheimbewohner, die angeben, ihren Biomüll selbst zu kompostieren. Sie sparen sich so die grüne Biomülltonne. Oftmals allerdings auch das konsequente Kompostieren. Dann werden die Reste aus Küche und Garten einfach in der Restmülltonne versenkt. Ein teurer Spaß, denn für die Abfallentsorgung in der Nürnberger Müllverbrennungsanlage sind 190 Euro pro 1000 Kilo fällig, während die Biomüllkompostierung der gleichen Menge lediglich mit 34 Euro zu Buche schlägt.

Ausbaden müssen es letztendlich alle Bürger, da die Abfallwirtschaft kostendeckend mit den Müllgebühren finanziert wird. Einen klaren Verstoß gegen das Solidarprinzip sieht Rechtsreferent Christoph Maier daher im Boykott der Biotonne. Setzte die Kommune bisher auf das Verantwortungsbewusstsein der Bürger, will sie diesen nun auf die Sprünge helfen. Dazu werden gezielt die Eigenkompostierer unter die Lupe genommen.

Sie erhalten demnächst ein Schreiben, in dem sie auf die Vorzüge der Biotonne hingewiesen werden. Wie Susanne Grünbaum, Chefin der Fürther Abfallwirtschaft, auf FN-Anfrage erläutert, ist die Biomüllentsorgung in den vergangenen Jahren immer billiger geworden. Für eine 80-Liter-Tonne, die 2002 noch 100 Euro im Jahr kostete, müssen nun nur noch 73 Euro bezahlt werden. Dass sie auch im Sommer nur noch 14-tägig abgeholt wird, bereitet dank des Geruchfilterdeckels keine Probleme.

Zudem kann die Biotonne je nach Bedarf monatsweise bestellt und im Fassungsvermögen variiert werden. Während Mehrfamilienhausgebiete wie die Altstadt oder die Kalbsiedlung nahezu komplett an die Biomüllabfuhr angeschlossen sind, gibt es in Eigenheimgebieten wie die Ronwaldsiedlung große Lücken durch Eigenkompostierer.

Testgebiet Rohnof

Als Testgebiet für den Vorstoß der Abfallwirtschaft wurde das Quartier zwischen Seeackerstraße, Frankenschnellweg, Trolli-Arena und Laubenweg ausgewählt. Hier will Abfallberater Bernhard Maid das Gespräch mit den Eigenkompostierern suchen und ihnen im Bedarfsfall die Vorteile der Biotonne erläutern. Wenn die Aktion Erfolg hat, soll sie auf weitere Eigenheimsiedlungen ausgedehnt werden.

Um der Überzeugungsarbeit Nachdruck zu verleihen, werden parallel die Restmülltonnen von Eigenkompostierern stichprobenartig durch den Abfallberater auf Fehlwürfe hin kontrolliert. Bei wiederholten Verstößen wird, so der Rechtsreferent, abgemahnt und notfalls die Benutzung einer Biotonne juristisch durchgesetzt. Bürgermeister Markus Braun wirbt um Verständnis: „Es geht nur um die Durchsetzung der längst bestehenden Rechtslage.“

Auch im Fürther Landkreis besteht Anschlusszwang an die Biomüllsammlung. Ausgenommen sind auch hier Eigenkompostierer. Die müssen allerdings über ein ausreichend großes Grundstück verfügen. Der Restmüll wird nicht systematisch auf Fehlwürfe hin untersucht. Schließlich ist der Anreiz zum Müllfrevel angesichts der niedrigen Kosten für die Biomülltonne auch gering.

Für den 120-Liter-Behälter berechnet der Landkreis nur 28 Euro im Jahr. Eigenkompostierer, die auf die Tonne umschwenken, verlieren allerdings auch einen Bonus von 40 Euro, so dass der Preisunterschied zur Stadt nicht mehr ganz so dramatisch ausfällt.

 

12 Kommentare