Fürther Frauen gingen selbstbewusst ans Eingemachte

10.3.2008, 00:00 Uhr
Fürther Frauen gingen selbstbewusst ans Eingemachte

© Verena Pohl

Den Auftakt bildete eine Mittagslesung im Limousin-Haus in der Gustavstraße. Fünf engagierte Frauen von Bündnis 90/Die Grünen luden unter dem Motto «Frauen lesen Männern die Leviten» zu einer unterhaltsamen Stunde mit Zitaten und Anekdoten, Leserbriefen, Romanauszügen und einem modernen Kindermärchen. Die vereinzelten Männer, die sich zu der Lesung gewagt hatten, mussten sich zwar so einige männerkritische Sprüche anhören, dennoch schienen sie sich in der Frauenrunde nicht unwohl zu fühlen.

Rotraud Grashey, Ilse Konrad, Lydia Bauer-Hechler, Cornelia Rausch und Brigitte Dittrich sprachen zahlreiche Themen an, die den anwesenden Frauen nahe gingen, besonders das riesige Saturn-Plakat mit einer nackten Frau sorgte für Aufregung. «Wenn damit religiöse Gefühle und nicht nur die der Frauen verletzt worden wären, hätte der Stadtrat die Entfernung dieses Plakats nicht einem Wirbelsturm überlassen!», empörte sich eine Zuhörerin und erntete spontanen Applaus.

Durch die Altstadt

Im Anschluss an die Lesung stellte die Historikerin und Buchautorin Renate Trautwein bei einem zweistündigen Rundgang durch die Altstadt historisch bedeutende Frauen vor, die Wichtiges für Fürth geleistet haben.

Mit ganz alltäglichen Problemen der Frauen in der heutigen Arbeitswelt beschäftigte sich am Nachmittag eine Podiumsdiskussion im Atatürk-Verein.

Dort konnten alle interessierten deutschen und türkischen Frauen mit Marlene Rupprecht (MdB, SPD), Petra Guttenberger (MdL, CSU) und Bezirksrätin Birgit Raab (Grüne) sowie drei berufstätigen türkischen Fürtherinnen über arbeitsmarktpolitische Themen diskutieren. Besonders die Teilzeitarbeit sorgte für erhitzte Gemüter, da sie hauptsächlich von Frauen in Anspruch genommen wird, die sich um ihre Familien kümmern wollen.

Allerdings ist auch die finanzielle Belastung, wenn ein halbes Gehalt in der Haushaltskasse fehlt, für viele Familien oder allein Erziehende nicht tragbar. «In unserer Gesellschaft glauben viele, wer viel arbeitet, leistet auch viel. Dabei ist es gerade umgekehrt: Erst wenn man weniger Zeit für seine Arbeit hat, wie es beispielsweise bei Teilzeitkräften der Fall ist, steigt die Produktivität der Arbeit an», erklärt Bezirksrätin Raab.

Weitere Anstrengungen

Für Marlene Rupprecht ist klar, dass die Gleichstellung der Frauen auch heute noch weiter vorangetrieben werden muss: «Beispielsweise kümmern wir uns im Bundestag in den letzten Jahren verstärkt um das so genannte Gender-Budgeting, das bedeutet, wir kontrollieren, in was die Städte mit den vom Bund gestellten Geldern investieren. Damit wollen wir sicherstellen, dass nicht nur Sportvereine, deren Mitglieder fast ausschließlich männlich sind, gefördert werden, sondern auch etwa in Kindertagesstätten investiert wird, die in erster Linie Frauen zugute kommen. Letztendlich müssen Frauen und Männer lernen, vernünftig miteinander umzugehen, und auch unsere Gesellschaft muss begreifen, dass Migranten nicht nur ein Problem, sondern auch eine Chance für uns alle sein können.»

Im Anschluss an die Podiumsdiskussion feierten noch deutsche und türkische Frauen gemeinsam ein internationales Frauenfest mit orientalischen Tanzeinlagen der Gruppe Ju-Shi und türkischer Folklore des Atatürk-Vereins, die selbst Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung zum Mittanzen bewogen. VERENA POHL