Fürther Friedhof: Kaninchen im Fadenkreuz

29.1.2016, 11:00 Uhr
Fürther Friedhof: Kaninchen im Fadenkreuz

© Foto: Leberzammer

Wer nach Hinterlassenschaften der kleinen Nager sucht, wird auf dem Friedhof an der Erlanger Straße rasch fündig. Auf den Grünflächen stechen dem Besucher ein paar Köttel ins Auge – nicht schön, aber eben auch nichts Außergewöhnliches. Gefährlicher sind dagegen die Bauten. In den Löchern, zum Teil tief ins Erdreich getrieben, kann ein unaufmerksamer oder gebrechlicher Friedhofsbesucher leicht umknicken.

„So lange sie nur Blumen abfressen, muss man das Treiben der Wildkaninchen tolerieren“, meint der für die Friedhöfe zuständige Ordnungsreferent Christoph Maier, „aber wenn Wege und Grabplatten unterbuddelt werden, wird es verkehrsgefährdend.“

Erste Beschwerden gab es im vergangenen Frühjahr, berichtet Friedhofsverwalter Norbert Wagner, der sich daraufhin ratsuchend an die Stadtförsterei wandte. Dort glaubte man, die Nager würden sich mit Beginn der Vegetationsphase wieder in Richtung Rednitzgrund oder Knoblauchsland verziehen, um dort ihren Nahrungsbedarf zu stillen.

Doch weit gefehlt, die Wildkaninchen – sie stehen im Gegensatz zu ihrem größeren Verwandten, dem Feldhasen, nicht auf der roten Liste gefährdeter Tierarten – blieben und vermehrten sich wie die sprichwörtlichen Karnickel. „So viel wie heuer hatten wir noch nie“, sagt Wagner, der immerhin schon fast 20 Jahre die Geschicke auf dem 27 Hektar großen Friedhofsgelände leitet.

Also musste eine Lösung her. Leicht vergrämen lassen sich die flinken Vierbeiner nicht, von der Bekämpfung durch Iltisse rieten Fachleute wegen des zu großen Aufwands ab. Blieb aus Sicht der Verwaltung die waidmännische Lösung. Seit gut zwei Monaten gehen der Stadtförster und seine Mitarbeiter in den Abend- und Nachtstunden mit Kleinkalibergewehren auf die Pirsch.

Pro Jahr 30 Nachkommen

Schalldämpfer sorgen dafür, dass die Nachbarschaft nicht aufgeschreckt und die Totenruhe nicht gestört wird. Gerne gab Ordnungsreferent Maier den Auftrag nicht, aber: „Wir mussten etwas tun und hoffen nun, dass die Population deutlich zurückgeht.“

Immerhin kann ein Pärchen pro Jahr leicht an die 30 Nachkommen zeugen, die dann nach sechs Monaten wiederum selbst Junge bekommen können – das sagt Helmut Strattner, seit über 50 Jahren beim Kleintierzuchtverein B 463 Germania Fürth aktiv. Auch für die außergewöhnliche Vermehrung hat der 81-Jährige eine Erklärung: „Typische Kaninchenseuchen wie die tödliche Myxomatose werden durch Stechmücken übertragen, aber die gab es im vergangenen Jahr wegen der Trockenheit kaum.“

Immerhin mehren sich nach einigen Wochen der Bejagung die Anzeichen dafür, dass die Plage auf dem Friedhof zurückgeht. „Man merkt, dass deutlich weniger Kaninchen herumlaufen“, erzählt Adolf Fleischmann, Friedhofsbesuchern als Fahrer des Servicemobils bekannt.

Sprangen im Sommer und Herbst noch ganze Scharen der eigentlich nachtaktiven Tiere zwischen den Gräber herum, beobachtet er bei seiner täglichen Arbeit aktuell nur noch einzelne Exemplare. Ob der Bestand dauerhaft auf ein verträgliches Maß reduziert ist, wird sich spätestens im Frühjahr und Sommer zeigen, wenn erneut die Paarungszeit beginnt.

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