Fürther Fußgängerzone wird zum "Palazzo-Boulevard"

1.4.2017, 06:00 Uhr
Fürther Fußgängerzone wird zum

© Foto: Winckler

Den Anfang will die Kommune mit dem Abschnitt der Schwabacher Straße machen, der die Fußgängerzone umfasst. Wie der städtische Ältestenrat – in ihm sind Vertreter aller Stadtratsfraktionen vertreten – beschlossen hat, soll hier aus der Schwabacher Straße der "Palazzo-Boulevard" werden. Am heutigen Samstag um 11.30 Uhr wird das erste Straßenschild am Beginn der Fußgängerzone neben dem Kohlenmarkt montiert; die Gelegenheit möchte die Stadtverwaltung auch nutzen, um mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen, ihre Resonanz zu erfragen und mögliche weitere Vorschläge einzuholen.

Man kann mit Fug und Recht annehmen, dass der Name Palazzo-Boulevard nicht ungeteilten Beifall finden wird – dürfte er manchem der eher zum Understatement neigenden Fürther doch entschieden zu großspurig daherkommen. Die Stadtspitze indes verteidigt die Wahl mit Hinweis auf die besondere Bedeutung des Rathauses, auf das die Schwabacher Straße ja zuläuft: Bekanntlich ist das Gebäude mit seinem markanten Turm dem Vorbild des Palazzo Vecchio nachempfunden, des mittelalterlichen Rathauses von Florenz. "Ich höre oft, dass Einheimische deshalb vom Fürther Palazzo sprechen", sagt die städtische Pressesprecherin Susanne Kramer auf Nachfrage der FN.

Auch den zweiten Bestandteil, Boulevard, findet man im Rathaus sehr angemessen. Wann, heißt es, wenn nicht bei der Fußgängerzone, könne man denn von einem Boulevard sprechen? OB Thomas Jung knüpft damit an die Kampagne vor seiner ersten Wahl im Jahr 2002 an: Eine seiner zentralen Forderungen war, die Friedrichstraße in ihrer heutigen Form auszubauen. Jung hatte schon damals in diesem Zusammenhang von einem "Boulevard" gesprochen, der ihm vorschwebe – was ihm einige Häme des politischen Gegners einbrachte.

Allerdings soll die aktuelle Namensfindung, an der sich neben Vertretern der Stadt auch Fürther Künstler und Historiker beteiligt haben, eine Ausnahme bleiben. Bei künftigen Umbenennungen sollen eher Persönlichkeiten und Orte im Blickpunkt stehen – zum Beispiel die Partnerstädte Limoges, Marmaris und Xylokastro, aber auch noch nicht ausreichend gewürdigte Frauen aus Fürth, wie die Violinsolistin Anita Lauer-Portner, Käthe Rohleder, Mitbegründerin des "Hauses für Mutter und Kind" und erste Pfarrerin Bayerns, oder Ruth Stäudtner, Gründerin und jahrzehntelang Leiterin der Fürther Volkshochschule.

Für weitere Umbenennungen fasst die Kommune – neben dem Rest der Schwabacher Straße – vor allem die oft weit in die Vororte reichenden Ausfallrouten, wie Würzburger Straße, Erlanger Straße und Vacher Straße, ins Auge. Es habe sich gezeigt, so Sprecherin Susanne Kramer, dass gerade Auswärtige oft Probleme haben, sich dort zu orientieren.

Positive Beispiele

Doch wird eine Unterteilung dieses Problem tatsächlich beseitigen? Ja, meinen die Fachleute der Kommune. Andere Großstädte – Bielefeld etwa, Ludwigshafen und Krefeld – hätten damit in den vergangenen Jahren "sehr positive Erfahrungen" gemacht.

Auch Dietmar Most, Chef des Stadtplanungsamts, steht zu dem Vorstoß, sagt aber auch: Sollten die Widerstände betroffener Anwohner zu groß sein – immerhin sind auch postalische Adressen zu ändern –, werde man von der Idee Abstand nehmen. Im Fall des ersten Teils der Schwabacher Straße habe man Ladenbesitzer in der Fußgängerzone und Anwohner bereits befragt – und weitgehende Zustimmung erhalten. Viele, berichtet Most, sähen ihre Wohn- oder Geschäftslage dadurch aufgewertet.

Wer sich selbst ein Bild machen, Anregungen geben oder Kritik loswerden will, ist  diesen Samstag dazu eingeladen. Treffpunkt ist um 11.30 Uhr am U-Bahn-Ausgang Kohlenmarkt.