Fürther hüpft mit Zwangsjacke ins Becken

11.3.2015, 16:00 Uhr
Fürther hüpft mit Zwangsjacke ins Becken

© Foto: Seilkopf

Wenn samstagnachmittags zwei Bahnen des Hallenbads am Scherbsgraben einige Stunden für eine Tauchschule reserviert sind, trainiert auch Markus Just – allerdings nicht den Umgang mit Sauerstoffflasche und Flossen. Der sportliche 37-Jährige, der als Clown, Jongleur und „Comedy-Kellner Herbert“ auftritt, übt das Entfesseln.

An Land, also auf dem Trockenen, braucht der drahtige Fürther nur wenige Sekunden, um sich aus einer echten Zwangsjacke zu befreien, um die eine Kette geschlungen ist. Wie genau er das schafft, das ist beim besten Willen nicht zu erkennen – Gelenkigkeit scheint jedenfalls besonders wichtig zu sein. Die Varieténummer will er nun erstmals während der Freizeitmesse Nürnberg vorführen – dann allerdings in einem Tauchtank und unter den Augen von einigen hundert Zuschauern.

„Diese Nummer hat der große Zauberkünstler Harry Houdini vorgeführt, von ihm habe ich mich inspirieren lassen“, sagt Markus Just. Houdini (1874-1926) war ein Zauberer- und Entfesselungskünstler, dem es gelungen sein soll, aus jeder ihm zur Verfügung gestellten Fessel zu entkommen. Die ursprünglich in Flüssen begonnenen Unterwasserentfesselungen zeigte Houdini auf der Bühne, in einer gigantischen Milchkanne und später in einer „Chinesischen Wasserfolterzelle“. Als Reminiszenz an den großen Künstler, mit dem er sich intensiv beschäftigt hat, nennt Just sich beim Tauchgang ins Becken „The Great Jusdini“.

Der Tauchtank am Stand der Tauch-Sport-Akademie Fürth gehört seit Jahren zu den Attraktionen auf der Nürnberger Messe. Darin hat Just vor zwei Jahren 100 Minuten lang mit drei Bällen unter Wasser jongliert, sein Weltrekord fand Aufnahme ins Guinness-Buch der Rekorde.

Um einen Rekord geht es ihm diesmal weniger: „Im Grunde nutze ich mit dem Tauchtank die Möglichkeit, das, was ich seit einem guten Jahr an Land trainiere, nun auch unter Wasser zu zeigen.“ Auch Fußfesseln will er sich anlegen lassen. Da Just weiß, wie gefährlich sein Vorhaben ist, werden auf der Messe immer zwei Taucher mit im Becken sein. Jeder Zauberer braucht Partner, auch im Hallenbad springt er niemals allein wie ein Paket verschnürt ins Wasser. Weil eine kurze Bewusstlosigkeit nie auszuschließen sei, ist bei den Entfesselungsübungen immer Akademie-Chef Oliver Lutz oder ein anderer Taucher aus seinem Team dabei.

Fünf Minuten ohne Luft

Lutz war es auch, der Just für den Tauchsport und vor allem für das seit einigen Jahren sehr beliebte Apnoetauchen ohne Geräte begeistern konnte. „Ohne mich zu bewegen, kann ich unter Wasser fünf Minuten lang die Luft anhalten“, sagt Just. Dafür trainiert er täglich, während er seine Gedanken konzentriert durch seinen Körper schickt, um sich abzulenken. Bevor es ins Wasser geht, dehnt und streckt er sich eine gute Stunde lang ausgiebig, macht Entspannungs- und Atemübungen, um den Puls zu senken.

In der Halle – hier kennt man ihn natürlich – hat er sich dafür eine ruhige Ecke gesucht. Just ist während der Übungen völlig auf sich und seinen Körper konzentriert. Auch das hat er sich selbst beigebracht, von Kollegen und in Seminaren gelernt – ebenso wie das Jonglieren, Zaubern und magische Tricks.

18 Monate lang hat der gelernte Krankenpfleger vor einigen Jahren die Clownschule Tamala am Bodensee besucht. Bis heute schlüpft er besonders gern in die Rolle eines Clowns: „Das Tolle daran ist, dass ich alles ausleben kann, damit geht ein Kindheitstraum in Erfüllung“, sagt er. Übermütig sein, sich ausprobieren, in Mimik und Gestik ganz klar Gefühle zeigen zu können, all das mache den Clown so spannend.

Seit gut sieben Jahren ist Markus Just als einer von neun Klinikclowns bei www.clownsprojekt.de an Bord. Einmal pro Woche besuchen zwei Spaßmacher kranke Kinder im Nürnberger Südklinikum, im Fürther Krankenhaus und in der Erlanger Klinik. „Humor hilft heilen“ ist das Motto des Projekts, das auf Spenden angewiesen ist und stets Geld benötigt. Just hofft, mit seiner spektakulären Entfesselungsaktion auch Aufmerksamkeit auf dieses Projekt lenken zu können.

„The Great Jusdini“ geht während der Freizeitmesse Nürnberg (20. bis 22. März) in der Halle 6, Stand A54, zweimal pro Ausstellungstag auf Tauchstation. www.justnonstop.de

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