Fürther Lehrerpreis: Engagiert wie Louis Kissinger

30.6.2017, 06:00 Uhr
Fürther Lehrerpreis: Engagiert wie Louis Kissinger

© Foto: Thomas Scherer

Bei der offiziellen Feierstunde am Helene-Lange-Gymnasium (HLG) sagte Bürgermeister Markus Braun: Mit Roscher werde eine "außergewöhnliche Lehrerpersönlichkeit" geehrt, die mit Herzblut und hohem Engagement an einer Schulart arbeite, die häufig unterschätzt werde: das Förderzentrum. Roscher schaffe es in besonderem Maße, ihre Schüler, die in ihrem Lernen durch ganz unterschiedliche Faktoren beeinträchtigt sind, für "schulische Bildungsinhalte zu begeistern und ihnen die zentralen Kulturtechniken nahe zu bringen".

Faszinierend sei das Repertoire, mit dem sie ihre Schützlinge in der Jakob-Wassermann-Schule ansporne. "Der breite Bogen ihrer unterrichtlichen Projekte reicht vom jahreszeitlichen Basteln über Ausflüge, Lesewettbewerbe und Kochen bis zum Waschen mit dem historischen Waschbrett im eigenen Garten", konkretisierte Braun. In dem sie die Lernumgebung kreativ gestalte, gelinge es ihr, "verstellte Zugänge zu Bildung neu zu öffnen". Besonders hervorgetreten sei sie durch die Inszenierung von Theaterstücken: Die Aufführungen von Otfried Preußlers "Der kleine Wassermann" seien für alle Beteiligten eine überwältigende Erfahrung gewesen.

Sichtlich gerührt

"Ulrike Roscher macht sich mit diesem Engagement besonders verdient um Kinder, die aufgrund ihrer schwierigen sozialen Lage oder aufgrund von schlechten Startbedingungen ins Leben einer besonderen Förderung bedürfen", lobte Braun.

Im Beisein von Kissingers Enkelin Dana, der Fürther Journalistin und Initiatorin des Preises, Evi Kurz, sowie von Bundesminister Christian Schmidt überreichte Bürgermeister Braun der sichtlich gerührten Preisträgerin die Auszeichnung in der alten Turnhalle des HLG. Dass die Verleihungen stets dort stattfinden, ist kein Zufall: Als früheres Mädchenlyzeum war es der Arbeitsplatz von Louis Kissinger, dem Vater von Henry und Walter. Er arbeitete mit Leidenschaft als Lehrer – bis ihn 1933 die Nazis mit einem Berufsverbot belegten. 1938 emigrierte er mit seiner Frau und den beiden Söhnen in die USA. Während Henry später US-Außenminister wurde, entwickelte sich Walter zu einer bedeutenden Unternehmerpersönlichkeit. "Der Louis-Kissinger-Preis ist daher sowohl eine Auszeichnung für herausragendes Engagement als auch eine wiederkehrende Mahnung an das, was in Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus passiert ist", sagte Minister Schmidt.

Die beiden Söhne Henry und Walter waren es, die Evi Kurz vor Jahren baten, der Stadt Fürth mit Geld aus der Lebensversicherung ihres Vaters etwas Gutes zu tun. Das Ergebnis ist der Louis-Kissinger-Preis.

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