Fürther Protestanten wollen sich einbringen

12.5.2016, 11:00 Uhr
Fürther Protestanten wollen sich einbringen

© Foto: Petra Fiedler

18 Geistliche und 36 Laien bilden die Dekanatssynode, die regelmäßig über kirchliche Belange der evangelischen Christen in Stadt und Landkreis Fürth entscheidet. Zum Beispiel darüber, dass die hiesigen Protestanten ihr Engagement für Flüchtlinge mit einer halben Stelle verstärken. Sie wird jetzt ausgeschrieben und soll die Ehrenamtlichen in der gemeindlichen Flüchtlingsarbeit koordinieren. „Das zeigt etwas von unserem Selbstverständnis“, sagte Dekan Jörg Sichelstiel.

Auch fürs Kirchenasyl in Fürth gibt es eine neue Idee: Ein „Kirchenasyl-Wohnwagen“ könnte den Raummangel lindern. Zwei Fürther Gemeinden haben Interesse angemeldet. Außerdem ist geplant, kirchliche Räume für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Zirndorf bereitzustellen. Die Kinderarche würde die Trägerschaft übernehmen. In Zirndorf soll ein Unterstützerkreis für die jungen Migranten gegründet werden.

Das „evangelische Selbstverständnis“ bezieht Sichelstiel auch auf das Reformationsjubiläum 2017, das er „nicht im Gegenüber zur katholischen Kirche“ feiern möchte. Vielmehr will er „gemeinsam nach unserem Auftrag als Kirche heute fragen“. Das beinhalte, Impulse aus der Reformationszeit aufzunehmen und sich in der Gesellschaft mit christlichen Standpunkten ins Gespräch einzubringen. Ein gutes Beispiel: Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm demonstrierte jüngst bei einem Rom-Besuch Einigkeit mit dem Papst in der Flüchtlingsfrage: „Europa dürfe sich nicht abschotten gegen Menschen in Not.“

Im Jubiläumsjahr sind ökumenische Tauferinnerungs-Gottesdienste geplant und für konfessionsgemischte Ehepaare „healing of memories“-Gottesdienste (Versöhnung mit der Vergangenheit). Höhepunkt der Ökumene 2017 ist eine Israelreise der Konfessionen. Fürth ist zudem auf einem guten Weg zum ersten bayerischen Fair-Trade-Dekanat. Erfreuliche Nachrichten für die Synodalen, die das Projekt verabschiedet haben: Elf Kirchenvorstände gaben bisher die Rückmeldung: „Wir sind dabei.“

Die Dekanatssynode unterstützt außerdem die bayerische Landeskirche dabei, die „Barmer Theologische Erklärung“ von 1934 in der Kirchenverfassung zu verankern, wie es zwölf deutsche Landeskirchen bereits getan haben. In der Barmer Erklärung hatte ein Teil der evangelischen Christen mit sechs Thesen Position „gegen die Einverleibung der Kirche durch den Nationalsozialismus“ bezogen.

Die Vertrauensfrau des Obermichelbacher Kirchenvorstands, Susanne Schwanfelder, brachte es auf den Punkt: „Die christliche Freiheit befähigt zu einem protestantischen Widerspruchsgeist und zur Zivilcourage. Es ist nötig, selbstbewusst Stellung zu beziehen und sich klar zu positionieren als Christ in dieser Welt.“